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Saisonfazit: Kuba

Die Kirsche stopft das Sommerloch und zieht neben Kommentaren und Reportagen rund um Bundesliga und Borussia nach einer aus Dortmunder Sicht tollen Spielzeit ausführlich Bilanz. Jakub Blaszczykowski gehörte in dieser Spielzeit neben all den Gewinnern trotz zahlreichen Einsätzen zu den sportlichen Verlierern.

Drei Jahre BVB und kaum einen Schritt weiter. So könnte man die Vergangenheit des kleinen Polen, der mit großen Vorschusslorbeeren im Juli 2007 nach Dortmund gekommen war, im Schwarzgelben Dress in wenigen Worten zusammenfassen. Statistisch sind die Werte der abgelaufenen Saison beinahe vernichtend. Bereits in seiner ersten Seuchensaison, in der Jakub Blaszczykowski für den BVB auflief und mit großen Eingewöhnungsproblemen zu kämpfen hatte, kam der 175 cm große Flügelflitzer in 24 Spielen auf ein Tor und vier Torvorlagen. Werte, die man ihm damals noch zugestand, auch aufgrund wiederkehrender Verletzungspausen. Aber auch in der abgelaufenen Spielzeit kam Kuba nicht über diese statistischen Zahlen hinaus. Und das, obwohl er erstmals in seiner Station beim BVB stolze 32 Spiele bestreiten konnte. Vollauf enttäuschend für einen Spieler, der in seinem Heimatland auch aufgrund der gezeigten Leistungen im Nationaldress oftmals "kleiner Figo" genannt wird.

Doch woher kommen diese Schwachen Ergebnisse des hochtalentierten wieselflinken Außenstürmer? Fakt ist: Trotz einer auf dem Papier ausgeprägten Offensivrolle bestritt kein Mittelfeldspieler so viele Zweikämpfe wie Kuba (394), von denen er bravouröse 48 % gewann. Auch schlägt niemand im Team so viele Flanken (93), die noch dazu mit einem ordentlichen Wert von 38 % ihr Ziel fanden. Zum Vergleich: Der Zauberfuß von Nuri Sahin schlug einschließlich der Standards derer 81, von denen gerade einmal 31 % beim Mitspieler ankamen.

Doch gerade im Vergleich mit Kubas Teamkollegen Kevin Großkreutz, der offensichtlich über weniger angeborene fußballerische Fähigkeiten verfügt, jedoch ganz eindeutig mehr aus den vorhandenen Möglichkeiten auf der gegenüberliegenden Außenposition machte wird deutlich, dass der enorme Aufwand der Nummer 16 der Effektivität Tribut zollen musste. In diversen Statistiken wie Zweikämpfen (394 gegenüber 311 mit einer Quote von 48 % gegenüber 41 %), sowie gespielten Flanken (93 gegenüber 29) und Pässen (809 gegenüber 614) bei 1546 gegenüber 1137 Ballkontakten beweist Kuba einen deutlich höheren Aktionsradius bei vermeintlicher Omnipräsenz gegenüber Großkreutz. Doch verfügt das Dortmunder Talent bei 380 Spielminuten weniger (das sind über vier volle Spiellängen) über eine augenscheinlich bessere Effektivitätsquote. Denn Großkreutz traf fünf Mal und bereitete weitere drei Treffer vor. Das sind derer vier Tore mehr als bei dem Polen, der ganz eindeutig mehr Zeit damit verbrachte den Ball voranzutreiben als entscheidende Situationen zu erzwingen.

Freilich betreibt der 24-jährige auch kaum wie ein anderer Aufwand im läuferischen Bereich - und wird, bis auf Barrios (54), deshalb auch so oft wie kein anderer im Team gefoult (47 Mal). Obwohl über die gesamte Strecke von langwierigen Verletzungen verschont, zehrte diese Spielweise doch deutlich an den Kräften. Anders sind 23 Auswechslungen in 30 Startaufstellungen auch nicht zu erklären. Auch das ist der Topwert im teaminternen Ranking. Die "neue Rolle" von Kuba im 4-5-1 hat ihn möglicherweise am stärksten im gesamten Kader seiner Stärken beraubt. Auch das Zusammenspiel mit Owomoyela, für den er über den Verhältnissen oft in der Defensive aushelfen muss, wie der Zweikampfwert beweist, förderten seine Offensivmöglichkeiten nicht weiter.

Dennoch muss das polnische Ausnahmetalent bei der Suche nach den "Schuldigen" insbesondere sich selbst hinterfragen: Wieso zog der wendige und dribblestarke Kuba so selten bis zur Grundlinie und wieso suchte er so selten selbst den Abschluss (22 Mal), während selbst Subotic (23), Owomoyela (24) und Hummels (31) öfter aufs Tor zielten? Seine Ambitionen in Dortmund den internationalen Durchbruch zu schaffen und dann in eine europäische Topliga wechseln zu können muss er jetzt jedenfalls erst einmal hinten anstellen. Vielmehr gilt es in der kommenden Spielzeit endlich wieder zu rechtfertigen, weshalb Klopp über die gesamte Distanz der letzten Saison zu ihm hielt, obwohl die Leistungen stark zu wünschen übrig ließen. Kuba muss jetzt das Vertrauen in seine Person aber vor allem in seine allerbesten Fähigkeiten rechtfertigen und zeigen, was in ihm steckt. Dann gelingt vielleicht ja doch noch der ganz große Durchbruch.

Notenschnitt von Jakub Blazczykowski in der Saison 2009 / 2010:


In einer unterdurchschnittlichen Saison erreichte Kuba auch in der Benotung unterdurchschnittliche Werte. Von 32 Bewertungen schnitt er gerade fünfmal mit 2,5 oder besser ab, während er ganze 11 mal 4,0 oder schlechter im Durchschnitt bewertet wurde. Sein einziges Glanzstück lieferte er am 16. Spieltag bei dem furiosen 3:1 Erfolg in Wolfsburg ab, wo er mit einem Gesamtschnitt von 2,1 bewertet wurde. Kein anderes Mal war er in der abgelaufenen Saison besser.

So reichte es in der Jahresendabrechnung bei einem Wert von 3,5 nur zu einem teaminternen Platz im hinteren Drittel, bei dem mit Valdez (3,7) nur ein vermeintlicher Stammspieler weiter hinten abschloss. Ansonsten finden sich in dieser Bewertungsskala ausschließlich Kicker, die keine Chancen auf die erste Elf hatten oder diese in den wenigen Einsätzen schnell verspielten. Besser sahen Kuba nur SG und Reviersport (3,3) sowie die Ruhrnachrichten (3,4). Kirsche und Kicker bewerteten einmal mehr voll im Schnitt (3,5), während WR (3,6) und Sportal (3,7) noch einmal eine Stufe kritischer mit dem fleißigen Polen ins Gericht gingen. Fazit: Gerade noch Befriedigend, aber mit Tendenz in Richtung "versetzungsgefährdet". Da muss viel mehr kommen.

Matthias Meerwald, 08.06.2010

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