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Märsche, Mode und Maloche

Dass es um die Stimmung der Fans in Gelsenkirchen und Bochum schon seit Monaten nicht zum Besten bestellt ist, ist ein offenes Geheimnis. Zu häufig wurden die Anhänger der beiden Ruhrpottclubs in dieser Saison von ihren Mannschaften enttäuscht. Dass es vor dem kleinen Revierderby zwischen dem VfL und S04 aber auch am Montag vor dem Spiel noch einige Tickets gibt, ist schon eine Überraschung. Insbesondere weil der VfL auf seiner Homepage sogar den telefonischen Verkauf einiger Karten für die Ostkurve bewirbt. Jene Stehplatztribüne also, auf der in Bochum normalerweise die ?Treuesten der Treuen? stehen. Wenn diese also zu einem Lokalderby gegen den Nachbarn aus Gelsenkirchen nicht ausverkauft ist muss beim VfL der Haussegen verdammt schief hängen. Kein Wunder, stehen doch die Bochumer nach der Niederlage in Wolfsburg erneut auf einem Abstiegsplatz. Der positive Rückrundenauftakt mit dem Sieg über den KSC ist vergessen und Untergangsstimmung macht sich breit. So betont Andreas alias Alan Smithee im VfL-Blog ??, dass nun alles ?seinen vorhersehbaren Gang? gehe. Und dieser führt, zumindest nach Meinung der meisten VfL-Fans, auf direktem Weg in Liga zwei.

Ob da ausgerechnet das kleine Derby gegen Schalke die Wende bringt? Daran mag so recht niemand glauben. Zumal die Truppe von Trainer Koller mindestens für die nächsten sechs Wochen auf ihre beiden etatmäßigen Innenverteidiger Maltritz (Teilriss des rechten Innenbandes) und Yahia (Teilriss des linken Außenbandes) verzichten muss. Und als Ersatz stehen den Bochumern mit Mergim Mavraj und Marc Pfertzel zwei recht unerfahrene Profis zur Verfügung. Es klingt wie das berühmte Pfeifen im Walde wenn VFL-Sportmanager Ernst trotz der Personalmisere die Hoffnung hat, dass die Mannschaft nun eine Trotzreaktion zeigt. Die VFL-Anhänger jedenfalls mögen nicht so recht daran glauben.

Aber auch beim Gegner aus Gelsenkirchen gibt es Probleme auf der Innenverteidigerposition. Marcelo Bordon brach sich im Spiel gegen Werder Bremen die linke Mittelhand und war noch am Samstagabend operiert worden. Wann der Brasilianer wieder spielen kann ist derzeit noch nicht absehbar. Aber immerhin stehen den Blauweißen mit Westermann oder Krstajic im Gegensatz zum Gegner aus Bochum am Wochenende zwei erfahrene Alternativen zur Verfügung.

Aus der Vergangenheit nichts gelernt haben scheinbar die Ultras aus Gelsenkirchen. So kündigen sie seit einigen Tagen wieder einmal einen ?Derby-Marsch? an. Dass sie Form der Selbstinszenierung eigentlich nur zu Problemen führt interessiert den Blauweißen Anhang nicht. Natürlich, wie es sich für einen Marsch gehört, wurde auch gleich Einheitsuniform angeordnet. Die Regenjacken (schön dünn und den aktuellen Temperaturen absolut angepasst) gibt es selbstverständlich bei der UGE zu kaufen. So viel zum Thema ?Ultras gegen Kommerz? oder ?Gegen den modernen Fußball?. Leider ist diese Form der Doppelmoral ist kein spezifisches Schalker Problem. Gleiches Getue findet sich überall im Ruhrpott und in der Republik.

Die BVB-Ultras wollen da natürlich dem Nachbarn aus GE in Nichts nachstehen und verhökern beim Cottbus-Heimspiel selbst entworfene T-Shirts mit der Aufschrift ?Generation WS? und bewerben dieses mit den Zeilen ?Wir, also die Generation, die unseren Verein noch im Westfalenstadion spielen sehen durfte, stehen in der Pflicht diesen Namen auch weiterhin ins Bewusstsein der Menschen einzumeißeln.? So zu lesen auf der Homepage der ?Unity?. Davon abgesehen das unter den Dortmunder Ultras inzwischen doch einige sind, die zu Zeiten vor der Umbenennung des Stadionnamens noch nie in einem Fußballstadion zu sehen waren, ist insbesondere die Wortwahl mit den Begriffen ?ins Bewusstsein einmeißeln? äußerst fragwürdig. Diese Form der Meinungsdiktatur muss wirklich nicht sein. Jedenfalls wird sich der Autor dieses Textes, der viel mehr Spiele im Westfalenstadion gesehen hat als die allermeisten Ultras, nichts in sein Hirn einmeißeln lassen. Das Denken sollte man jedem Einzelnen noch immer selbst überlassen. Eingemeißelt werden muss in Dortmund niemandem etwas. Schon gar nicht den Fans im Westfalenstadion.

In Duisburg rätseln die MSV-Fans derweil über eine neue Strategie der Polizei. So gab es in einer Pressemitteilung der Duisburger Ordnungshüter in der vergangenen Woche die Mitteilung, dass man bei Heimspielen der Zebras künftig anders als bisher vorgehen wolle. Und dass obwohl die Duisburger Polizei sich als erste deutsche Polizeidienststelle von zwei Wissenschaftlern und sechs Polizeifachleuten aus den Niederlanden und Belgien bei ihrer Arbeit während eines MSV-Heimspiels auf die Finger hat schauen lassen. Zwar habe man ganz gut abgeschnitten, berichtete Einsatzfachmann Rudolf Koenen, doch gäbe es ja immer noch ?Optimierungsmöglichkeiten.? Wie sich diese allerdings konkret gestalten, darüber schweigen sich die Beamten bislang aus. Nur Floskeln wie ?größere Ansprechbarkeit am Stadion? und ?konsequentes Vorgehen gegen Gewalttäter" wurden bislang an die Öffentlichkeit lanciert. Was die Anhänger der Zebras am Ende wirklich erwartet werden die nächsten Wochen zeigen.

Um ein Fußballidol früherer Jahre trauert man unterdessen bei Rot-Weiß Essen. Willi Köchling, der im Alter von 84 Jahren nach langer schwerer Krankheit verstarb, wurde mit den Rotweißen im Jahre 1953 durch einen 2:1-Sieg im Finale gegen Alemannia Aachen DFB-Pokalsieger und 1955 Deutscher Meister durch das legendäre 4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Willi Köchling bestritt außerdem ein Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft im Freundschaftsspiel gegen Belgien am 23. Dezember 1956. Das Spiel endete 4:1 für Deutschland. Für Rot-Weiss Essen war Köchling von Juli 1952 bis Juni 1960 aktiv. So tritt in den letzten Monaten nach und nach leider eine Generation ab, der speziell der Ruhrgebietsfußball sehr viel verdanken hat. Spieler wie Willi Köchling trugen dazu bei, dass die Ruhrpottvereine in der Nachkriegszeit erfolgreich wie niemals zuvor wurden und die Rolle des Ruhrpotts als "Herz des Fußballs" zementierten.

Zweitligist Rot-Weiß Oberhausen hingegen entwickelt hingegen sich zum absoluten Langweiler im Revier. Am vergangenen Sonntag spielte RWO zum zweiten Mal in Folge 0-0 und stellt inzwischen den zweitschwächsten Angriff im deutschen Profifußball. Gerade einmal 17 Treffer gelangen den Rotweißen in den bisherigen 19 Spielen. Dennoch befinden sich die Jungs vom Niederrhein mit derzeit 22 Punkten voll auf Kurs Richtung ?Nichtabstieg? und so herrscht bei RWO gute Laune. Am Ende, so die Verantwortlichen, wird sich die Maloche auszahlen. So wie für die jungen Berufseinsteiger, die Rot-Weiß aktuell in der Aktion ?Maloche muss gelernt sein!? gemeinsam mit der Stadtsparkasse Oberhausen, der Bundesagentur für Arbeit, dem RWO-Wirtschaftsbeirat und IG-Fans e.V., betreut. 21 Nachwuchsspieler und junge RWO-Fans, die an dem Bewerber- und Gesprächstraining teilnehmen, werden gemeinsam das Berufsinformationszentrum (BIZ) in Oberhausen besuchen, um sich über die verschiedenen Berufe zu informieren. Dabei fahren die Teilnehmer im RWO-Mannschaftsbus zum BIZ. Um 15.00 Uhr werden die Nachwuchskicker und Fans von den Rot-Weiß-Profis Mike Terranova, Daniel Embers und Tino Westphal, die alle über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen und das Projekt unterstützen, an der Landwehr vor der Abreise begrüßt. Vorbildliche Werbung in eigener Sache und für den guten Zweck kann man den Verantwortlichen in Oberhausen da nur attestieren. In Anbetracht des tristen RWO-Fußballs erscheint dieses allerdings auch dringend angebracht.

, 10.02.2009

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