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Königsblaue Katastrophe

Wer den Interviews mit den Schalker Verantwortlichen nach dem Pokal-Aus am Mainzer Bruchweg aufmerksam folgte, der konnte neben der üblichen Enttäuschung und der gewohnten Phrasendrescherei noch einen weiteren Aspekt ausmachen: blanke Angst! In Gelsenkirchen bricht dieser Tage ein Kartenhaus zusammen, dass schon seit einiger Zeit recht unsicher da steht und nun vollends ins Wanken gerät. Denn das Ausscheiden aus dem Pokal bedeutet für die Blauweißen weit mehr als nur eine weitere sportliche Enttäuschung. Die finanziellen Auswirkungen des sportlichen Desasters dürften nach dem Aus im DFB-Pokal und im europäischen Wettbewerb, sowie der eher bescheidenen Aussicht auf eine Qualifikation für den Uefa-Cup über die Bundesliga, gewaltig sein. Der völlig überteuerte Kader der Gelsenkirchener wird in dieser Form auf keinen Fall weiter zu finanzieren sein und wie lange Trainer Rutten und Manager Andreas Müller im gewohnt unruhigen Schalker Umfeld noch weiter arbeiten dürfen ist kaum absehbar.

Nicht zufällig ging Müller im Fernseh-Interview nach den wie üblich bekundeten Durchhalteparolen verbal in die Offensive: ?Die verbalen Diskussionen um Trainer und Manager hören hier doch nie auf? erklärte der Manager, um gleich darauf ein klares Bekenntnis der Schalker Verantwortlichen für oder gegen die komplette sportliche Leitung zu fordern. Und dabei verband er zum wiederholten Male sein persönliches Schicksal mit dem von Trainer Rutten. Es dürfte die einzige Mö+glichkeit für Müller sein zumindest bis zum Saisonende im Amt zu bleiben.

Gleichzeitig heizte der frühere ?Euro-Fighter? die Diskussion um den umstrittenen Ex-Nationalstürmer Kevin Kuranyi erneut an und schloss einen Verkauf des früheren Stuttgarters nicht mehr kategorisch aus, obwohl dessen Vertrag noch bis zum Sommer 2010 datiert ist. Hintergrund für diese Aussagen dürften die immensen Finanzprobleme sein, mit der die Schalker bei einer Nicht-Qualifikation für den internationalen Wettbewerb zu kämpfen haben. Mit Rafinha, der seit längerem vom FC Bayern umworben wird und der im Sommer wohl nach München wechselt und auch Kevin Kuranyi wird der FC Schalke im Sommer möglicherweise zwei seiner werthaltigsten Spieler verkaufen müssen. Darüber hinaus bietet der Schalker Kader nicht gerade gewaltiges Potenzial, um hier und da noch etwas Geld in die maroden Kassen am Berger Feld zu scheffeln. Auf jeden Fall werden mit dem Pokal-Aus nun wohl Dinge in Gang geraten, die das Schalke 04 der Saison 2008/2009 komplett verändern werden. Ob dieser Prozess am Ende ein positiver ist, steht jedoch noch in den Sternen.

Bei Borussia Dortmund wartet man derweil noch immer auf den ersten Sieg im Jubiläumsjahr 2009. Zwar gelang beim 0-0 gegen die TSG Hoffenheim eine deutliche Leistungssteigerung, doch mit dem insgesamt "zwölften" Unentschieden der Saison zementierte der BVB eher seinen Platz im Niemandsland der Tabelle, als dass es die Schwarzgelben sonderlich voran gebracht hätte. Viel mehr als das beschäftigt viele Borussen allerdings der am Wochenende von Präsident Dr. Reinhard Rauball angekündigte Rückzug der Handball- und Tischtennisabteilung aus dem professsionellen Sport.

Ausgerechnet zum 100-jährigen Jubiläum reduziert sich der Profisport beim BVB also auf die Abteilung Fußball. Traurig, aber wahr! Zwar ist die Fußballabteilung das Aushängeschild des BVB, aber sowohl im Handball, als auch im Tischtennis wurde in den letzten Jahren sehr gute wie engagierte Arbeit abgeliefert. Und jene Leidenschaft, die man den hoch bezahlten Fußballprofis in der Vergangenheit allzu häufig absprechen musste, wurde gerade in den beiden nun betroffenen Abteilungen gelebt. ?Bedanken? sollten sich die Tischtennisspieler und Handballer jedoch nicht ausschließlich bei Reinhard Rauball und Hans-Joachim Watzke!

Vielmehr geht die nun offenbar gewordene Problematik (v.a auch im finanziellen Bereich) in erster Linie immer noch auf die aberwitzige Finanzpolitik von deren Vorgängern Dr. Gerd Niebaum und Michael Meier zurück. Letztendlich ist durch einen Aktiendeal dieser beiden ?Finanzgenies? der eingetragene Verein Borussia Dortmund in eine arge finanzielle Schieflage geraten und diese ist offenbar nun Ursache für den Rückzug der beiden leider defizitär betriebenen Abteilungen aus dem Profibereich. Dass die von Watzke geleitete KgaA hingegen nicht schon früher bereit war, dem e.V. stützend beizustehen ist ein Fakt, den Watzke und Rauball durchaus einmal öffentlich kommunizieren sollten. Zumindest die Handballabteilung des BVB hofft als letztem Rettungsanker nun über die eigenständige Ausgliederung in Form einer GmbH noch einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Man darf allemal gespannt sein, wie sich die traurige Angelegenheit im BVB-Jubiläumsjahr entwickelt.

Finanzschwierigkeiten tun sich unterdessen auch wieder beim Viertligisten Rot-Weiss Essen auf. So berichtet der ?Spiegel? in seiner aktuellen Ausgabe davon, dass in Essen bis zum vergangenen Freitag sogar die Lizenz auf dem Spiel stand: ?Ein internes Papier der Unternehmensberatung Roland Berger vom 18. Februar belegt die brisante Lage. Demnach sahen sich die Wirtschaftsprüfer des Clubs bis dato außerstande, die notwendigen Testate für den Lizenzantrag der kommenden Saison 2009/2010 auszufertigen - weil in der Vereinskasse eine ?Liquiditätslücke von 1,3 Millionen Euro" klaffte?, so der ?Spiegel?.

Zwar bekundet RWE-Manager Thomas Strunz, dass diese Schwierigkeiten inzwischen behoben worden seien, doch mit Blick auf den geplanten Stadionneubau tut sich für den ?Spiegel? die durchaus berechtigte Frage auf, ob ein Stadionneubau angesichts der desaströsen Finanzen der Stadt Essen, sowie des Vereins Rot-Weiss Essen überhaupt Sinn macht. Zumal RWE aufgrund immenser finanzieller Altlasten auch noch bis zu 10 Millionen Euro in die Hand nehmen müsse, um den Verein schuldenfrei zu machen. Natürlich wird der Bericht im "Spiegel" von Seiten der Essener Verantwortlichen entsprechend gekontert: ?Es gibt keinen Grund, nervös zu sein. Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir gemeinsam (Stadt, Politik und Verein) auch die letzten noch vor uns liegenden Aufgaben lösen werden und ich freue mich auf den Baubeschluss der Stadt am Mittwoch?, so Strunz.

Und auch die Essener Fanszene bangt nun um das Stadionprojekt und verweist zurecht auf die immense Bedeutung des Fußballs als ?Anlaufstelle für Menschen aller Altersstufen und Schichten besonders im strukturschwachen Essener Norden?. Folgerichtig verkündet man beim Essener Fanzine ?Jawattdenn.de?: ?Essen will dieses Stadion, Essen braucht dieses Stadion, wir kämpfen weiter und pilgern weiter zu den Heimspielen, bis die Tribünen unter uns zusammenbrechen.? Man kann den Rot-Weissen im Sinne des Ruhrgebietsfussballs nur die Daumen drücken, dass das Projekt Stadionneubau trotz der Probleme nun doch umgesetzt wird. Inwieweit das alles wirklich Sinn macht, darüber mögen sich Nicht-Fussballfans den Kopf zerbrechen.

In Bochum spielten sich am vergangenen Wochenende turbulente Szenen direkt im Anschluss an den 3-2 Erfolg der Blauweißen gegen Energie Cottbus ab. Dort fühlten sich die Gäste aus der Lausitz durch einen zweifelhaften Elfmeter in der 79.Minute benachteiligt. Schiedsrichter Markus Schmidt entschied nach einem Zweikampf zwischen VFL-Stürmer Sestak und drei Gästeverteidigern auf Strafstoß und gab dem Spiel damit die entscheidende Wende. Glück für den VFL, der nur eine Woche zuvor noch über einen nicht gegebenen Elfmeter in Bielefeld geklagt hatte.

Ausgehend von der alten Fußballweisheit, dass sich im Laufe einer Saison alles wieder ausgleicht, hat der VFL mit der in der vegangenen Woche dauerhaft angestimmten Klage-Elegie, nun also sehr schnell Erfolg gehabt und kann im Abstiegskampf wieder Hoffnung schöpfen. Vor den schweren Spielen in Leverkusen und gegen Bayern München war dieses aber wohl auch dringend notwendig.

Und sollten die Bochumer am Ende tatsächlich die Klasse halten, so könnte unter Umständen im nächsten Jahr sogar ein weiteres Revierduell auf dem Spielplan stehen. Denn klammheimlich hat sich der MSV Duisburg in Liga zwei an die Aufstiegsplätze herangepirscht und mit neun ungeschlagenen Spielen in Serie durchaus Perspektiven auf den Wiederaufstieg geschaffen. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass MSV-Trainer Peter Neururer spätestens beim 2-1 Auswärtserfolg der Meidericher in Aachen großen Anteil am Erfolg der Zebras hatte. Zunächst schickte er Makiadi bei einem Eckstoß für den MSV vom kurzen Pfosten ins Sturmzentrum, wo dieser tatsächlich zum 1-1 Ausgleich einschieben konnte und zehn Minuten vor dem Abpfiff kündigte ?Peter, der Große? dann dem eingewechselten Ben-Hatira an, dass er gleich den Siegtreffer markieren würde, was dieser mit einem Flatterball aus etwa 18 Metern dann auch prompt erledigte.

Doch Neururer wäre nicht Neururer, wenn er die Erfolgsserie des MSV nicht umgehend für Politik in eigener Sache nutzen würde. So verkündete der MSV-Coach als Replik auf die Ankündigung seines Präsidenten Walter Hellmich bezüglich einer Vertragsverlängerung mit dem Trainer ?dass diese Woche bereits alles fix gemacht wird? umgehend, dass diese Verlängerung ?an Bedingungen geknüpft? sei und nur wenn diese erfüllt würden, eine Vertragsverlängerung vonstatten gehen würde. Wie lange sich Neururers Vertragspoker nun noch hinzieht ist derzeit nicht absehbar. Wohl aber, dass er am Ende sowieso beim MSV unterschreiben wird.

Auch in Oberhausen gibt es wieder einmal positives zu berichten. RWO hat mit einem weiteren Sieg über den FSV Frankfurt den Klassenerhalt schon fast gesichert. Mit 31 Punkten haben sich die Kleeblätter nun ein dickes acht-Punkte-Polster auf die Abstiegsränge erspielt und geht sicheren Zeiten entgegen. So wendet man am Niederrhein denn auch getrost den Blick in Richtung Zukunft und initiiert dieser Tage eine Mitgliederaktion nach dem Motto "Wir geben alles". Darin unternimmt man einen Anlauf um die Mitgliederzahl des Vereins von aktuell etwa 1200 auf genau 1904 zu steigern und damit die Zahl der Vereinsmitglieder dem Gründungsjahr von Rot-Weiß Oberhausen anzugleichen. Man kann RWO nur viel Erfolg bei dieser Aktion wünschen.

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, 04.03.2009

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