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¡Hasta pronto! – Bis bald, Nelson

Nun ist es also perfekt. Nelson Valdez wechselt mit sofortiger Wirkung zum spanischen Aufsteiger Hercules CF nach Alicante und unterschreibt dort bis zum Jahr 2013. Im Gegenzug erhält der BVB Medienberichten zu Folge eine Ablöse von erst einmal 3,50 Mio ?, die sich durch moderate Zusatzvereinbarungen noch auf eine Summe von etwa 4 Mio ? erhöhen kann.

"Querer es poder.", sagt man in spanischsprachigen Ländern. Frei übersetzt: ?Wollen ist Können. Wer will, der kann.? Nelson war beim BVB der Beweis dafür, dass dieses Sprichwort nicht stimmt. Praktisch niemand sonst hatte beim BVB einen so unbändigen Willen wie der 1,78 m große Paraguayaner. Kaum ein Weg war zu weit, kein Zweikampf zu viel. Doch am Können scheiterte es zu oft, der Torabschluss zeigte sich als großes Manko des quirligen Stürmers, der nun eben der Hauptaufgabe auf dieser Position, dem Tore schießen, zu selten nachkam.

2006 kam Nelson für rund 4,7 Mio ? von Werder Bremen an die Strobelallee. Dort hatte mit Jan Koller der letzte Spieler des 2002er Meistersturmes (Ewerthon, Amoroso, Koller) den BVB verlassen und mit den in einer Transferphase verpflichteten Alex Frei und eben Nelson Valdez, sollte eine neue Ära eingeleitet werden. Valdez war aus seiner Bremer Zeit vor allem als effektiver Joker bekannt, der dann stach und seine läuferischen Vorteile ausspielte, wenn der Gegner meist schon müde war.

In seiner Zeit bei den Hanseaten hatte er immerhin 21 Tore in insgesamt 80 Spielen erzielt. Beim BVB waren es am Ende nur 16 in 113. Selbst wenn man ihm zu Gute hält, dass er als "spielender Stürmer" auch andere Spieler einsetzt, so ist sein Wert von 14 Vorlagen in den vier Jahren beim BVB auch keineswegs herausragend - wenn überhaupt ist das biederer Durchschnitt.

Bei den Fans erlangte er trotzdem schnell Kultstatus, weil er buchstäblich jedem Ball hinterherging und keinen Weg als zu weit empfand. Und er rackerte so, wie es sich die Dortmunder Fans von einem Kicker wünschen. Vielfach schallte es in der vergangenen Saison von der Südtribüne: ?Hey lieber Nelson, lieber Nelson Valdez, schieß uns bitte in die Champions League.?

Dafür aber war bei aller Sympathie, die der ?Malocher? Nelson bei den Fans hatte, das Gehalt des Stürmers im Verhältnis zu den erbrachten Leistungen nicht weiter unbegrenzt tragbar. Als man sich beim BVB darüber im klaren war, dass nach den Zugängen der Sommerpause sowohl noch Transfererlöse, als auch Gehaltseinsparungen akkut notwendig seien, fiel bei Fans wie bei Journalisten der Name des Paraguayaners zuerst.



Sicherlich nicht aus Abneigung ihm gegenüber, sondern weil er schon in der vergangenen Saison kein wirklicher Stammspieler mehr war, die Konkurrenz größer geworden war und durch die Leistungen in der Nationalmannschaft durchaus ein ordentlicher Transfererlös erwartet werden konnte.

Hieß es zu Beginn von Seiten Aki Watzkes noch vorsichtig: ?Vielleicht könnte Nelson eine Luftveränderung gut tun?, so wurde er in letzter Zeit ziemlich weit aufs Abstellgleis geschoben und trainierte gar mit einem eigenen Fitnesstrainer.

So deutlich Jürgen Klopp seinen Spielern in der Saison den Rücken stärkt, so deutlich scheint er auch zu zeigen, wenn er nicht mehr mit einem Spieler plant. Tamas Hajnal sollte gewarnt sein, denn ihn könnte vielleicht das gleiche Schicksal ereilen.

Ob dies nicht Nelson, der sich nie etwas hat zu Schulden kommen lassen, unangemessen gegenüber ist und man sich nicht ins eigene Fleisch schneidet, wenn man Spieler so deutlich aussortiert und dadurch vielleicht auch nur schwer um höhere Ablösen pokern kann, sei dahingestellt.

Nelsons Anspruch ist sicherlich höher, als bei einem spanischen Aufsteiger zu spielen, dessen Aufstieg aufgrund angeblicher Bestechungen bis zuletzt sogar auf recht wackligen Knien stand. Berater Jan Dreyer sprach zwar durchweg von "namhaften Interessenten" aus Frankreich, Russland und England - ein ernstes Angebot eines großen Vereines schien beim BVB bis zuletzt aber nicht eingetrudelt zu sein.

So blieb Nelson nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich glücklich mit dem neuen Verein zu zeigen. Dort wird er sich als Sturmführer hoffentlich besser einfinden können.

In den Dortmunder Fanherzen wird er jedenfalls seinen Platz behalten und wenn er einmal in unser Stadion zurückkehrt, wird es ihm wie anderen ?Malochern?- beispielsweise Julio Cesar oder Jan Koller gehen: Er wird gefeiert, auch wenn er ein fremdes Trikot trägt. Wir werden uns auf diesen Moment freuen. Er hoffentlich auch.

, 18.08.2010

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