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Das Beste kommt zum Schluss

Bayern München zum Abschluss eines Spieltages zu Gast in Dortmund, da denkt man doch gern an die Vergangenheit zurück. Am 8. Spieltag der Saison 1995/96 gab es diese Paarung auch. Es war, weitere Parallele, am Sonntag des ersten Oktoberwochenendes, als die Roten, ausgestattet mit dem Selbstbewusstsein eines Startrekords von sieben Siegen in Folge, zum Hochamt des deutschen Fußballs in unseren Tempel kamen.

Mit einer Mördertruppe: Kahn im Tor, der Ex-Borusse Helmer und der gebürtige Dortmunder Nerlinger mit Strunz und Babbel in der Abwehr, Sforza, Ziege und Herzog im Mittelfeld, Zickler, Kostadinavov und ein gewisser Klinsmann im Angriff. Später wurden noch Scholl, Hamann und Witeczek eingewechselt. Trainiert wurde das hochgezüchtete Ensemble von Otto Rehhagel, der zu diesem Zeitpunkt sicher noch nicht ahnte, dass er das Saisonende nicht als Bayern-Trainer erleben würde.

An jenem Abend im Westfalenstadion erlebte Otto etwas für ihn bis dato völlig Neues: seine erste Niederlage als Bayern-Coach. Die Borussia war in diesem Spiel kurz vor der Halbzeit durch Stefan Reuter in Führung gegangen, der einen Foulelfmeter sicher verwandelte. Die Freude darüber währte nicht lange, Nerlinger glich vier Minuten nach der Pause aus. Ausgerechnet Christian Nerlinger, der Sohn unseres ehemaligen Mannschaftskapitäns Helmut. Der übrigens unter Trainer Otto Rehhagel 1976 mit dem BVB die Bundesliga-Rückkehr schaffte.



Zurück zum 1. Oktober 1995 und einem unvergesslichen Spiel. Ottmar Hitzfeld hatte an jenem Abend ein gutes Händchen beim Wechseln, brachte in der 71. Minute Ruben Sosa für Lars Ricken. Und der Uruguayer bedankte sich, erzielte mit einem fulminanten Freistoß-Hammer in der 79. Minute die Führung. Ein satter Strahl mit links wie es sich gehört in den Giebel, Kahn flog ebenso schön wie vergeblich. Es war Sosas drittes und letztes Tor in seiner kurzen Zeit beim BVB.

Das Westfalenstadion bebte und es sollte noch besser kommen. Drei Minuten nach der Führung schickte Matthias Sammer mit einem Freistoß kurz vor der Mittellinie Michael Zorc auf die Reise, unser Kapitän erwischte die Kugel neun Meter rechts vor dem Tor volley und trat das Spielgerät genau in den Knick des Kahn-Gehäuses, vom Pfosten rauscht das Ding mit gefühlten 139 km/h ins Tor. Wahnsinn - innerhalb von vier Minuten zwei absolute Traumbuden. Tore jener Sorte, die man ausschneiden, einrahmen und mit ihnen auf eine einsame Insel auswandern möchte.

Vierzehn Jahre später sind die Vorzeichen andere. Zwar rangiert der Gastgeber ebenso wie einst auf dem zweiten Tabellenplatz, doch die Bayern kommen diesmal nicht ungeschlagen, sondern mit schon zwei Niederlagen im Rucksack nach Dortmund. Als Tabellen-9. mit 10 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Mainz, gebeutelt von einer Menge Probleme. So schlecht starteten die Münchner zuletzt unter Jürgen Klinsmann, der Rest ist Geschichte. Anders als der ehemalige Nationalmannschafts-Animateur steht Louis van Gaal jedoch (noch) nicht unter Beschuss, die Granden des Nobelklubs von der Isar stärken dem Holländer nach der famosen Vorsaison mit zwei Titeln und dem CL-Finale den Rücken.

Die aktuellen Probleme der Bayern kommen nicht gänzlich unerwartet. Die Vielzahl an WM-Fahrern ist sicher einer der Gründe, warum die Mannschaft nicht in die Gänge kommt. Und natürlich großes Verletzungspech, immerhin fällt nicht irgendwer aus, sondern ausgerechnet die beiden absoluten Topstars der Mannschaft. Arjen Robben, der in der Vorsaison den Bayern häufig im Alleingang mit wichtigen Toren und manchem Geniestreich ihren lederbehosten Hintern rettete, wird in diesem Jahr nicht mehr spielen können. Und auch Franck Ribery wird länger fehlen und vor Weihnachten nicht mehr allzu oft spielen. Derlei Ausfälle steckt nicht einmal Bayern München einfach so weg.

Der kauzige Übungsleiter wähnt seinen FC Bayern München in Dortmund nicht in einer besonderen Drucksituation. "Wir haben immer diesen Druck, Bayern München muss immer gewinnen", sagte er. "Die Bundesliga dauert noch lange. Es kommt auch die Zeit, wo wir den Schwung haben", erklärte van Gaal. Bayern-Präsident Uli Hoeneß sieht das anders und kommt " etwas besorgt" ins Revier. "Wir müssen gewinnen, um die Bundesliga aus unserer Sicht wieder spannend zu machen. Sonst wird es sehr schwer, die große Punktdifferenz bis Weihnachten noch aufzuholen", so Hoeneß.

Treten die Münchner den Heimweg mit leeren Händen an, wird es sicherlich ungemütlich an der Säbener Straße. Dann "ist die Hölle los", tippt Stürmer Ivica Olic. Beim Wiesn-Besuch der Mannschaft am Montag wären dann eher ein paar Frust-Maß angesagt. "Wir haben keine Ausreden, wir müssen gewinnen", bestätigt Kapitän Mark van Bommel.

An einen Pluspunkt glauben die Bayern: Während sie am freien Donnerstag die Beine hochlegen durften, kassierte die Borussia in der Europa League beim 0:1 gegen den FC Sevilla einen Dämpfer und ließ in Unterzahl viel Kraft. "Wir können uns mehr erholen, das wird ein Vorteil sein", hofft Miroslav Klose.

Unter der Woche konnten sie neben dem Punktekonto in der Champions League ihr zuletzt angekratztes Selbstbewusstsein wieder aufpolieren. Beim Sieg in Basel wurde nicht nur recht anständiger Fußball gespielt, sondern es wurde in der so typischen Manier gewonnen. Den Ausgleich verdankten die Münchner einem geschenkten Elfmeter, dem eine zumindest schwalbenähnliche Flugaktion von WM-Shooting-Star Thomas Müller voraus ging. Und das 2:1 fiel kurz vor Schluss, als man sich eigentlich schon mit einem Remis abgefunden hatte. Da war er wieder, der altbekannte Bayern-Dusel. Den können sie am Sonntag gern zuhause lassen!



Genau dieses Glück war es, das dem BVB bei seinem Auftritt auf internationalem Parkett fehlte. Die Niederlage sollte mental keine Folgen haben, dafür hat die Mannschaft einfach zu gut gespielt. Körperlich hingegen schon. Gut möglich, dass Jürgen Klopp daher wieder dezent rotiert. Patrick Owomoyela dürfte, sofern er wieder komplett fit ist, gute Chancen haben, für Robert Piszczek in der Startelf zu stehen. Auch ein Einsatz von Mario Götze, der gegen Sevilla nicht im Kader war, ist unserem Trainer zuzutrauen. Falls Götze rechtzeitig bis zum Spiel die Folgen seiner Museklverhärtung und Erkältung "aus den Knochen" kriegt.

Das Team jedenfalls ist heiß. "Wir freuen uns auf den Kracher gegen die Bayern. Da darf keiner müde sein", so der zuletzt überragende Nuri Sahin. Kuba hingegen fürchtet, dass es wegen des Kräfteverschleißes "doppelt schwer" werde.

Der Trainer artikuliert gewohnt lässig: "Wir werden wieder alles raushauen." Jürgen Klopp setzt dabei auch auf die Unterstützung eines ausverkauften Hauses: " Es ist wichtig, dass sich die Zuschauer ihrer Rolle bewusst sind. Dass sie uns klar machen, hier muss schon wieder die Post abgehen." Botschaft angekommen, Jürgen - an uns soll's nicht liegen!

, 1. Oktober 2010

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