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Edel verhindert BVB-Sieg

Aus dem Pariser Prinzenpark berichten
Holger W. Sitter und Mathias Laßauer


Paris - Stadt der Liebe, des Eiffelturms oder wie am Donnerstag, auch die des Fußballsports. Schon ab dem frühen Nachmittag war die Innenstadt der französischen Metropole fest in schwarz gelber Hand. Rund 5000 euphorische Anhänger der Borussia, feierten sich mit Lust und Laune selber unter besagtem Eiffelturm.

Der Besuch aus dem Nachbarland war weder zu übersehen noch zu überhören. Da staunten selbst Touristen, als auf ihrer Seine-Schiffstour das BVB-Vereinslied ?Wir halten fest und treu zusammen - Ball Heil Hurra, Borussia!? angestimmt wurde.

Ganz so romantisch sahen die angestellten Akteure ihren Auftrag, mit dem Ziel drei bitter nötige Punkte zurück nach Dortmund zu bringen, sicher nicht. Der BVB wollte mit einem Sieg beim Tabellenführer einen wichtigen Schritt in Richtung K.o.-Runde der Europa League machen.

Zahlenmäßig waren die Franzosen auf den Rängen knapp in der Überzahl. Doch akustisch hatten die mindestens 8.000 Schlachtenbummler aus Westfalen deutlich die Überhand im mit 20.000 Besuchern nur knapp zur Hälfte gefüllten Prinzenparkstadions. Durch wenig weitsichtige Kartenvergabepolitik fand man Borussenanhänger quasi in allen vier Stadionecken, was sich dann oftmals als ?Dreier Kanon? stimmlich hervorragend anhörte. Besonders das "Beh-Vau-Beh" wurde kurzerhand gesplittet und je Tribüne ein Buchstabe gebrüllt. Wahnsinnsperformance!

Jürgen Klopp ließ es sich dementsprechend in einem Extrastatement am Ende der Pressekonferenz nicht nehmen, jedem einzelnen Fan "zu danken, der die Mühen der weiten Anreise auf sich genommen hat? und befand den geleisteten Support schlichtweg als sensationell.



Dabei hatte er selbst alles dafür getan, um den vielen Anhängern in Paris und an den Bildschirmen eine erfolgreiche Partie zu bieten und exakt auf die elf Spieler gesetzt, die vergangenen Sonntag mit einem souveränen 2:0 beim FSV Mainz 05 an die Tabellenspitze der Bundesliga gestürmt waren.

Antoine Kombouare Trainer von St-Germain hatte, zur Überraschung aller, gleich sechs Profis aus der Startelf vom Wochenende in Montpellier auf die Bank gesetzt, darunter den französischen Alt-Internationalen Claude Makele und den öfter lautstark geforderten Superstar Ludovic Giuly.

Die bisherigen starken Auftritte des BVB in der Euro League wurden leider bisher nicht zählbar belohnt. Vier Punkte aus den ersten drei Spielen, das hieß bisher Platz drei in der Gruppe. Und so sprach der Coach vor dem Spiel klar von einem ?K.o.-Spiel?, um nach dem Match anschließend festzustellen, dass ?das Ziel bleibt, die Gruppenphase mit 11 Punkten abschließen? zu wollen.

Auf die Frage, wie der BVB denn in diesen Richtung weisenden Spiel agieren wolle, meinte er: ?wir wollen idealer Weise erfolgreich spielen", was einmal mehr von einem starken Gegner verhindert wurde. Legt man beide Vergleiche zu Grunde, kann man sicher konstatieren, dass zwei in etwa gleichstarke Teams die Klingen kreuzten.

Denn die Gastgeber spielten, anders als beim Duell in Dortmund, von Anfang an mit und wollten sich mit einem Heimsieg vorzeitig für?s weiterkommen qualifizieren. Ihr Offensivdrang war unübersehbar: Die Pariser waren allein in den ersten fünfzehn Spielminuten häufiger in der BVB-Hälfte als im gesamten Hinspiel in Dortmund.

Zwingend Torchancen erspielten sie sich dabei aber lange nicht. In der Anfangsphase der Partie stand der BVB tief gestaffelt in der eigenen Hälfte, Paris dagegen war zu Beginn zweikampfstärker und ballsicherer und wollte offenbar zeigen, wer der Herr im Hause ist. Was zunächst auch gelang.

In der 10. Spielminute war es Nené der aus gut 25 Metern für den ersten Torschuss des Spiels verantwortlich zeichnete. Im weiteren Verlauf ließ es sich der Brasilianer nicht nehmen, mit einigen Proben seiner filigranen Ballbehandlung etwas für die Galerie zu liefern und düpierte manchen Borussen.

PSG war zweifelsfrei die Mannschaft der ersten Viertelstunde und spielte munter nach vorn. Ein Kopfball aus 7 Metern von Erdinc (18.) flog nur knapp über die Latte. Aber auch Borussia fand ab diesem Zeitpunkt zunehmend besser ins Spiel. Die Dortmunder Borussen, die sich zunächst schwer taten in ihren Rhythmus zu finden, erhöhten nun sukzessive den Druck, sodass es neben dem akustischen Übergewicht auf den Rängen, auch ein optisches auf dem Rasen zu sehen gab.

Allerdings übertrieben sie das quergeschiebe derart, dass keinerlei Torgefahr aufkam. ?Übungsleiter K? brachte das in der 31. Minute in einem Zwiegespräch mit Mario Götze an der Seitenlinie zum Ausdruck, als er mittels einer Geste monierte, den Ball bitte nicht ins Tor tragen zu wollen, sondern auch mal aus der Distanz drauf zu halten.

In der 35. Minute war es Hummels der nach Sahin?s Freistoß das Tor nur knapp ? ebenfalls per Kopf ? verfehlte. Nach Piszczeks  Hereingabe (44.), konnte Edel den Ball nicht festhalten, doch im Nachfassen war er dann einen Tick schneller als Kagawa, der blitzschnell geschaltet hatte.

Unmittelbar im Anschluss schoss Sahin aus der Distanz knapp über die Latte. Kurz drauf patzte dann Edel erneut, hatte aber Glück, dass Barrios nicht mehr an den Ball heran kam. In einer weitestgehend fairen Partie, in der es fünfmal Gelb gab, übrigens alle zu Lasten des PSG, stand der BVB in der Defensive nun besser.

Die Innenverteidigung, wie immer bestehend aus Subotic und Hummels, ließ den Angreifern in Rot wenig Raum und verdiente sich Bestnoten. Kuba, in der Halbzeitpause für Pisczek, dessen Muskel zuzumachen drohte gekommen, belebte das Spiel, und trieb den Ball immer wieder über rechts nach vorn.

In der 53. Minute war es dann dem insgesamt schwach spielenden Lucas Barrios vorbehalten, der in gekonnter Gerd Müller-Manier nach tollem Pass von einem erneut klasse aufspielenden Götze nur knapp das Tor zu verfehlen. Der BVB war jetzt zweifelsfrei am Drücker, musste aber auch darauf achten seinerseits nicht in Konter zu geraten.
So geschehen in der 64. Minute, als Erdinc wunderschön frei gespielt wurde und allein vor Weidenfeller auftauchte. Aber der Dortmunder Keeper blieb lange stehen und ging als Sieger aus dem 1 gegen 1-Duell hervor geht. Das war nicht der Abend des Türken, der hier aus 16 Metern versuchte, den Borussenkeeper zu tunneln, statt locker in einer der beiden Ecken zu schieben.

Nur acht Minuten später verhinderte Edel mit einer starken Parade die Führung für den BVB. Kagawa marschierte mit Ball spielend durchs Mittelfeld, wurde nicht von Sakho attackiert und probierte es schließlich aus 23 Metern mit einem Vollspannkick. Die Kugel wäre gewiss in die Maschen eingeschlagen, wenn der armenische Nigerianer nicht noch im letzten Moment mit der linken Hand dran gewesen wäre.

Kurz vor dem Ende dann der Schock: Schmelzer, der eine starke Partie ablieferte, tankte sich nach grandiosem 30 Meter Sprint über rechts an zwei Gegenspielern vorbei, die er wie Slalomstangen stehen ließ und passte mustergültig an den Strafraum zu Lewandowski. Der polnische Top-Torjäger der vergangenen beiden Spielzeiten tauchte plötzlich frei vor dem Gehäuse auf, traf aber aus idealer Position nur den tadellos parrierenden Edel. Kagawa konnte den noch heißen Ball im Nachschuss ebenso nicht im Tor unterbringen. Das war er. Der Matchball?

"Den macht Robbie in 99 von 100 Fällen rein, nur eben in Paris nicht", resümierte Jürgen Klopp. Borussia scheiterte an der erneut schwachen Chancenverwertung, wenngleich sie, insbesondere im zweiten Durchgang, ein gutes Spiel ablieferten. Aber um so ein Duell am Ende gewinnen zu können, wurde insgesamt einfach zu wenig Torgefahr ausgestrahlt. 

Noch ist nichts verloren, war dann auch die am häufigsten bemühte Phrase des Abends, wenngleich man es jetzt nicht mehr allein in der Hand hat. Zwei Siege müssen nun her und Schwarzgelb bleibt nichts anderes übrig, als dabei auf einen günstigen Ausgang im Duell der Spanier aus Sevilla mit dem PSG zu hoffen.

Es wäre schade, wenn es zu einem Ausscheiden kommen sollte. Gerade der Aufenthalt hat gezeigt, welch immense Bereicherung dieser Dortmunder Traditionsclub mit seinen (positiv) verrückten Fans ist. Trotz massiver Polizeipräsenz gab es unseres Wissens keinen Anlass zur Klage von Seiten der Ordnungshüter.



Im Gegenteil: im Großen und Ganzen lief unser Besuch in der französischen Hauptstadt "rund" ab, worüber letztlich alle froh waren, hatten sie doch mit dem chinesischen Staatsgast Hu-Jintao schon genug zu tun, den Präsident Sarkozy sogar höchstpersönlich am Flughafen in Orly unter großem Getöse in Empfang nahm. 

(Fotos) - 04.11.2010 

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