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Schwaches Spiel gegen starken Gegner

Aus dem Stadion Rote Erde berichtet Rutger Koch

Gegen die seit 2000 bestehende Fusion aus DJK Wiedenbrück und Westfalia Wiedenbrück wollte Borussias U23 am heutigen Samstag im heimischen Stadion Rote Erde den durchwachsenen Auftritt aus der Vorwoche (1:2 bei der Bochumer Zweitvertretung) vergessen machen und sich somit weiter ganz oben in der Regionalliga West-Tabelle etablieren.

"Am Samstag werden wir den Wiedenbrückern im Stadion Rote Erde zeigen, wer der Herr im Haus ist." hatte Marco Stiepermann vor dem direkten Duell mit seinem für den Aufsteiger kickenden Bruder Marcel gesagt. Doch es kam in mehrerlei Hinsicht anders, als es sich das schwarzgelbe Sturmtalent gewünscht hatte. Zum einen verfolgte er die erste Hälfte von der Bank aus, zum anderen dominierte der Gegner Dortmunds Zweite über weite Strecken der Partie. So musste man sich nach einem packenden Fußballspiel dem ostwestfälischen Gast verdient geschlagen geben.

Schneider hatte die Startelf im Vergleich zur Vorwoche umgestellt und Mehmet Boztepe und Sevdail Selmani aufgeboten. In den Reihen des SC spielte Marcel Stiepermann von Beginn an. Bei nervigem Nieselregen hatten sich 756 Zuschauer an der Strobelallee eingefunden, um ein - im nachhinein betrachtet - trotz widrigen Wetterbedingungen äußerst hochklassiges Spiel zu verfolgen, welches von circa 20 SC-Fans im Gästeblock bejubelt und von deutlich mehr Wiedenbrückern im Bereich der Presseplätze lautstark und durchaus unterhaltsam, aber wenig objektiv kommentiert wurde.


Halbzeit Eins glich phasenweise einer Demonstration des SC, der den Borussen mit beeindruckend zielstrebigem und gradlinigem Spiel den Schneid abkaufte. Dabei durften sich die Gästefans nicht nur über viel Engagement und Laufarbeit ihrer Truppe, sondern auch über - freundlich formuliert - robuste Zweikämpfe und das eine oder andere überharte Foulspiel freuen ("Das ist doch mal Einsatz", "So ist es richtig"). Schiedsrichter Foltyn war nicht zu jedem Zeitpunkt der Partie auf der Höhe des Spiels, zückte die überfällige erste gelbe Karte erst nach 20 Minuten.

Doch das war nicht das Einzige, was die schwarzgelbe U23 in Schach hielt. Vor allem bereitete dem BVB, der Kapitän Hasanbegovic - wie schon in Bochum - zu keinem Zeitpunkt ersetzen konnte, die große Spielstärke des Aufsteigers Probleme. Bereits nach 10 Minuten durfte sich Dortmund beim Linienrichter bedanken, nicht zurückzuliegen, als einem irregulären Tor der Gäste aus den falschen Gründen die Anerkennung versagt blieb. Als der Ball im Netz zappelte, stand zwar zuvor nicht der vermeintliche Torschütze Marcel Stiepermann im Abseits, sondern lediglich sein Mitspieler, dafür krümmten sich aber gleich zwei Borussen am Boden. Eines der beiden Fouls hätte man durchaus ahnden dürfen, auch wenn mutmaßlich Gegner und Ball gleichermaßen durch die Kampfbahn gegrätscht wurden.

Dieser Weckruf war nicht laut genug für den BVB II, der in der Folge weitere Male überrannt wurde. Die vierte oder fünfte lehrbuchkonform vorgetragene Offensivaktion der Wiedenbrücker führte dann nach einer halben Stunde zur verdienten Gästeführung. Torschütze war Dominik Jansen, der den SC in der Vorsaison mit 25 Treffern zum Aufstieg geballert hatte. Der Jubel der Gäste war grade abgeebbt, da erhöhte Robert Mainka auf 0:2 aus Sicht des Ballspielvereins.

Das hatte gesessen! Der Doppelschlag der Gäste verfehlte seine Wirkung nicht. Die Schneider-Elf verlor in der Folge noch mehr den Faden und fand keine Mittel, Chancen zu kreieren. Nachdem Daniel Ginczek die einzige nennenswerte Tormöglichkeit für Borussia vergeben hatte, entließ Schiri Foltyn die Schwarzgelben zum erlösenden Pausentee. Boztepe und Selmani durften sich etwas mehr Zeit an der Tasse nehmen, denn Schneider wechselte zur Pause und schickte für das in diesem Spiel unglücklich agierende Duo Yasin Öztekin und Marco Stiepermann ins Rennen.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs überschlugen sich die Ereignisse, da der BVB mit Wut im Bauch seine Fehler aus den ersten 45 Minuten ausmerzen wollte, der SCW aber weiter brandgefährlich blieb. Ginczek vergab nach schöner Vorarbeit von Öztekin die erste Dortmunder Großchance auf den Anschlusstreffer, Minuten später scheiterte Öztekin aus kurzer Distanz und spitzem Winkel am blendend aufgelegten Gästetorwart Lange. Eben dieser parierte in der 57. Spielminute einen Weitschuss von Eggert und leitete den schnellen Konter ein, den Dominik Jansen zum 0:3 abschloss.

Es blieb keine Zeit, zu diskutieren, ob "der Drops jetzt endgültig gelutscht" war, denn der Schiri zeigte nur eine Zeigerumdrehung später auf den Punkt und gewährte Dortmund nach einer unübersichtlichen Situation im Strafraum einen Foulelfmeter. Daniel Ginczek trat an, scheiterte zunächst an Lange, stocherte dann aber den "zweiten Ball" über die Linie.


Borussia bemühte sich nach Kräften, das Spiel zu drehen, doch die Wiedenbrücker hatten mehrere exzellente Gelegenheiten, um den Sack zuzumachen. Zweimal trafen die Gäste das Aluminium, einmal gelang das auch Christian Eggert nach einem Freistoß aus über 20 Metern. In der letzten Viertelstunde war der SC dem vierten Treffer näher, als der BVB den zweiten. Trotzdem konnte die Borussia Ergebniskosmetik betreiben. Mehr war es leider nicht, als Damien Le Tallec in der 89. Spielminute auf 2:3 verkürzte.

Selbst in der zweiten Halbzeit, in der Borussia ihr Spiel verbessert hatte, verzeichnete Wiedenbrück ein Chancenplus. Somit bleibt nur festzustellen, dass der SC hochverdient alle Punkte aus Dortmund entführt. Der BVB allerdings hat sich nie aufgegeben und bis zur letzten Sekunde gekämpft. Für die Mannschaft von Theo Schneider geht es jetzt zu den Ersatzpillen nach Leverkusen, bevor im nächsten Heimspiel Homburg wartet.


Statistik:

BVB II: Focher - Klopp, Neumeister, Sobiech, Kandziora (75. Kullmann) - Eggert - Selmani (46. Stiepermann), Boztepe (46. Öztekin), Bakalorz - Le Tallec, Ginczek.

SC Wiedenbrück 2000: Lange - Hofbüker, Kniat, Kollmeier, Rogowski - Strickmann, Kickermann (90. Klitzsch) - Mainka - Stiepermann (89. Güraslan), Jansen (83. Polder), Dayangan.

An der Pfeife: Rafael Foltyn

Hütten: 0:1 Jansen (30.), 0:2 Mainka (32.), 0:3 Jansen (57.), 1:3 Ginczek (58., FE), 2:3 Le Tallec (89.).

Zuschauer: 756


Trainerstimmen:

Thomas Stratos , Trainer vom SC Wiedenbrück 2000: Wir haben letzte Woche drei Punkte geholt und ein gutes Spiel abgeliefert. So wussten wir, dass wir heute genauso wieder anfangen müssen, dass wir uns steigern müssen gegen eine Mannschaft, die ganz sicher stärker ist als das was wir letzte Woche hatten. So haben wir auch begonnen. Wir haben nach vorne gespielt, haben kombiniert und schon nach einigen Minuten die erste große Chance gehabt. Können da schon mit 1:0 in Führung gehen und haben dann auch eben weiter gespielt. Ich habe heute die beste erste Halbzeit meiner Mannschaft gesehen. Wir haben unsere Chancen herausgespielt und souverän reingemacht. Das ist letzte Woche nicht der Fall gewesen. Dann trifft ein so junger Mann wie Jansen heute, der sehr kritisiert wurde, weil er eben die Chancen ausgelassen hat. Das freut mich sehr für ihn das er dann auch noch das dritte Tor macht, welches nur schön war. Es macht mir als Trainer dann Spaß da zuzuschauen.

Theo Schneider: Der Sieg von Wiedenbrück geht sicherlich absolut in Ordnung. Wir haben insbesondere in der ersten Halbzeit zu viele Fehler gemacht. Bei beiden Gegentoren haben wir da absolut schlecht ausgesehen. Ich wusste vorher, dass wir auf eine Mannschaft treffen, die spielstark und konterstark ist. Man hat dem Gegner angesehen, dass sie wie Bochum letzte Woche bis in die Haarspitzen motiviert waren. Wir haben in der ersten Halbzeit zu wenig nach vorne gemacht. Das hat sich dann in der zweiten Hälfte geändert. Da haben wir Druck entwickelt und hatten auch Zug nach vorne. Aber letztendlich hat Wiedenbrück heute im richtigen Moment, in unserer Drangphase das dritte Tor gemacht. Da war dann die Vorentscheidung gefallen. Ich hatte im Vorfeld die Mannschaft geändert. Ich hatte Boztepe eine Chance gegeben, der hervorragend trainiert und ein gutes Blitz-Turnier gespielt hat. Leider Gottes hat er heute gar keine Akzente gesetzt. Das gleiche galt für Selmani in der ersten Halbzeit. In der zweiten wurd es dann mit der Herreinnahme von Stiepermann und Öztekin besser. Wir haben mehr Druck entfacht. Letztendlich hat es nicht gereicht.


Kurzinterview mit Daniel Ginczek:

Daniel, wie hast Du euer Spiel heute gesehen?

Wir sind wie gegen Bochum schlecht in die Zweikämpfe gekommen. Wir haben es im Vergleich zur ersten Halbzeit in der zweiten richtig gut gemacht. Aber dann kriegen wir das 0:3 durch ein Tor, wie man es nicht jeden Tag schießt. Das ist wieder ein Scheiß-Spiel gewesen. Wir müssen im Training weiter hart arbeiten. Wir haben uns jetzt viel verspielt, was wir uns vorher aufgebaut haben. Nächste Woche in Leverkusen gibt es wieder genauso ein Spiel. Wir müssen jetzt einfach gegen die unteren Mannschaften punkten.

Ihr habt jetzt das zweite Spiel gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner verloren...


Ja, man sagt ja immer gegen diese Mannschaften ist es schwerer zu spielen. Die sind voll motiviert, wenn sie gegen Mannschaften, die sich im oberen Tabellen Drittel bewegen, spielen. Die hauen dann alles raus, weil es für Sie ums Überleben geht. Wir müssen den Kampf dann aber annehmen. Gerade gegen solche Teams muss man die Punkte holen. Dann steht man auch direkt oben.


(Bericht), (Fotos) - 06.11.2010

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