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Borussia (ver-)zaubert auch in Hannover

Aus Hannover berichten Holger W. Sitter und Patrick Meiß

Auf dem Weg zum ? natürlich mit 49.000 Zuschauern restlos ausverkauften ? Stadion sah man nur in gutgelaunte Gesichter, denn auch die Roten sind mit ihrem bisherigen Saisonverlauf sicher mehr als zufrieden und flachsten mit uns um die Wette. Bei guten äußeren Bedingungen konnte man exakt die Mannschaft des Spitzenreiters sehen, die in Paris nur so knapp am Sieg vorbei geschrammt war ? also auch mit Lukasz Piszczek, der in der französischen Metropole noch wegen muskulären Beschwerden ausgewechselt worden war.

Die Konstellation sah bereits vor dem Anpfiff vor, dass der Borussia auch im schlechtesten Fall die Tabellenführung nicht zu nehmen sein würde, da Konkurrent Mainz bekanntlich im Breisgau gepatzt hatte. Eine solche Steilvorlage hatte der Ballspielverein nur höchst selten genutzt. Aber der BVB unter Klopp ist halt ein anderer BVB.

Und Borussia Dortmund, das spürte man bereits in den ersten Minuten, war sich dieser Situation sehr wohl bewusst. Die Elf knüpfte nahtlos da an, wo man im Prinzenpark aufgehört hatte. Frühes angreifen, schnelles umschalten und ab ging die Post. Auch wenn nicht alles gelang, wie der 30 Meter-Distanzschuss von ?Schmelle? in der sechsten Minute, der sicher gute 20 Meter vorbei kullerte.

In der 11. Minute konnten die etwa 8.000-9.000 Dortmunder im Stadion dann auch schon jubeln, als Kagawa Shinji ? vor den Augen zahlreicher Pressevertreter seines Landes ? höchst selbst seine Ankündigung vom Donnerstag wahr machte und beherzt aus 16 Metern zum 0:1 ins rechte untere Eck einschoss. Konsequenz aus einer bis dahin durchgängig überlegen und offensiv geführten Partie!

Aber dieses Tor nahm so ein klein wenig den Anfangsschwung raus und gab Hannover Zeit zum Luft holen, um sich besser aufzustellen. Bis dahin hatten sie dem zügig vorgetragenen Kombinationsspiel der Schwarzgelben hilflos hinterher geschaut. Kagawa wäre in der 23. bzw. 24. Minute mit weiteren Distanzschüssen - u.a. einem sehenswerten Schlenzer - beinahe sogar das zweite Tor gelungen.

Der BVB kombinierte nach Belieben und hatte mitunter etwas Pech bei Nuri Sahins feinem Hackentrick auf Piszczek, als sich dieser dann verdribbelte und ungenau ins Leere passte (27.). Die 31. Minute sah dann so etwas wie die erste Halbchance der Gastgeber, als ?Bruder Leichtsinn? und die Verkettung unglücklicher Querschläger Djakpa einen Distanzschuss ermöglichten, der aber etwa zwei Meter an Weidenfellers Kasten vorbei flog.

Die letzten zehn Minuten bis zur Halbzeitpause kamen die Roten dann etwas besser ins Spiel. Das lag aber nicht an einer exorbitanten Leistungssteigerung, sondern am mitunter zu leichtfertig praktizierten Passspiel der Dortmunder, die die Bälle zuweilen zu kurz adressierten. Aber der Tabellenzehnte aus Hannover, dass muss man so deutlich sagen, war nicht in der Lage daraus Kapital zu schlagen.

Dennoch hätte Großkreutz in der 40. Minute mit einem Drehschuss treffen können, zielte aber Fromlowitz direkt in die Arme. Ya Konan schoss im Gegenzug dann noch einmal knapp am Tor vorbei, bevor Felix Brych zum Pausentee bat.

Borussia kam unverändert aus der Kabine, Hannover hingegen musste wechseln. Verletzungsbedingt kam für Abdellaoue Mikael Forssell. Dann Aufregung im 96-Strafraum in der 54. Minute: Nach einem weiten Einwurf kommt der Ball zu Mario Götze an den Fünfmeterraum, der dreht sich blitzschnell und schießt Fromlowitz an, den Nachschuss schießt Barrios ebenfalls auf den Keeper.

Im Gegenzug prüfte Moritz Stoppelkamp sein Gegenüber, das den Ball ebenfalls bravourös festhielt. Der Schütze musste anschließend, als Konsequenz aus dem Zweikampf mit Schmelzer und nach minutenlanger Behandlung, bereits als zweiter Spieler an diesem Nachmittag verletzungsbedingt raus.

Das Flutlicht war jetzt komplett an und der ?kleine HSV? versuchte mit Macht den Ausgleich zu erzielen. Forssell verzog aus spitzem Winkel (59.). Plötzlich pfiff das halbe Stadion und hatte demzufolge nicht mitbekommen, dass Neven Subotic sein Trikot an der Trainerbank wechseln musste, wegen darauf enthaltenem Blut.

Dann die 72. Minute: Ein sensationeller 40 Meter-Pass von Sahin auf Piszczek, der erlief sich im Sprintduell gegen Djakpa den Ball, flankte schulmäßig in den Lauf von Barrios und der Torjäger ? obwohl im Sandwich von den beiden Hannoveranern Eggimann und Haggui ? spitzelte das Leder unwiderstehlich wie unhaltbar zum 0:2 ins lange Eck. Der sechste(!) Auswärtssieg in Folge war damit beschlossene Sache! 

Die Ereignisse sollten sich nun überschlagen. Kuba, gerade erst für Götze im Spiel, hielt sich plötzlich den Kopf, denn er war zuvor absichtlich von Karim Haggui, am Boden liegend, getreten worden. Eine Tätlichkeit! Schiedsrichter Brych hatte es nicht gesehen, dafür aber sein Assistent.

Die Folge war ein glattes Rot für den Tunesier und ein Elfmeter, den Sahin unkonzentriert und schludrig in die Tormitte schoss, sodass Fromlowitz ohne Mühe abwehren konnte! Der zuvor für Barrios eingewechselte Robert Lewandowski konnte aber diese Schmach mit dem 0:3 wieder ausmerzen, nachdem Kuba zuvor noch an Fromlowitz gescheitert war (81.).

Toni da Silva kam dann in der 83. Minute für Sahin (hatte mit 94 Ballkontakten die meisten beim BVB), der sich offensichtlich immer noch über seinen Fehlschuss ärgerte. Jener da Silva prüfte dann mit einem seiner berüchtigten Freistöße den in orangenem Sweater gekleideten 96-Torsteher (87.).

In der Schlussminute zirkelte der Mittelfeldmann vom Schnäppchenmarkt zielgenau einen tollen Pass in den Lauf von Kuba. Und dieser spielte nicht nur seine Schnelligkeit aus, sondern knallte das Spielgerät auch noch knallhart zum 0:4 in den Winkel. Schluss. Aus. Wahnsinn!

Am Ende siegte der BVB sicher hochverdient, wenn auch um ein Tor zu hoch in der Landeshauptstadt Niedersachsens. Die spielerische Überlegenheit war über die gesamte Partie vorhanden, auch wenn Hannover etwa 20-25 Minuten in der zweiten Hälfte das Spiel relativ ausgeglichen gestalten konnte. Den Sieg endgültig sichern durfte dann die 1 B-Garnitur von der Bank (Klopp: ?Wir konnten dann drei Mal wechseln und haben gegen zehn Hannoveraner noch zwei Tore geschossen?). Wohl dem, der solche Möglichkeiten hat.

Durch eine eindrucksvolle Vorstellung hat Borussia Dortmund nicht nur die Tabellenführung behauptet, sondern den Vorsprung auf Verfolger Mainz auch auf vier Punkte ausgebaut. Was das wert ist, wird die Rückrunde zeigen.



Sensationell einmal mehr auch die Borussenfans, die in einer geschlossenen Wand der Mannschaft den Eindruck vermittelt haben dürften, ?nie mehr alleine? zu sein. Die Spieler bedankten sich auf ihre Art: Sie sangen und tanzten auf dem Rasen bei ?Wer wird Deutscher Meister? BVB, Borussia? mit Lust und Laune mit. Es war einfach nur toll, bei diesem Spielverlauf dabei gewesen zu sein.

(Fotos), 07.11. 2010

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