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BVB bezwingt Hamburg mit Geduld und Können

Aus dem Westfalenstadion berichtet Fabian Vidacek

Mit dem zehnten Sieg im zwölften Spiel vergrößert der BVB zumindest über Nacht den Abstand zu den Verfolgern in der Fußball Bundesliga. Gegen den Hamburger SV gewannen die Dortmunder nach einer guten Leistung in Halbzeit zwei verdient mit 2-0 (0-0). Die Tore für den Spitzenreiter schossen Kagawa und Barrios.

Zugegeben: Derzeit macht es wirklich Spaß, BVB-Fan zu sein. Da bestreitet die Mannschaft unter der Woche ein kräftezehrendes Europacupspiel in Paris, bei dem der so wichtige Sieg ausbleibt, und drei Tage später wird beim Auswärtsspiel in Hannover der Gegner in einer Art und Weise auseinander genommen, das einem das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht weichen will.


Keine Woche später, am heutigen Freitag im Spiel gegen den Hamburger SV, sollte möglichst der nächste Dreier eingefahren werden. Doch erwarteten die Pessimisten unter uns Fans eher den ersten Rückschlag der jungen Truppe von Trainer Klopp als einen Sieg gegen die in den letzten Wochen erstarkten Nordlichter. Gegen eine Hamburger Mannschaft, die die an sie gestellten Erwartungen bisher nicht zur vollen Zufriedenheit erfüllen konnte, und die dennoch im letzten Spiel gegen Hoffenheim eine starke Leistung ablieferte. Wann, wenn nicht heute, sollte der BVB denn ?endlich? ein Spiel verlieren oder zumindest nur Unentschieden spielen?

Stimmte die Süd ein: NENA

Stimmte die Süd ein: NENA

?Keine Ahnung?, kann da nur die Antwort nach dem Spiel lauten. Jetzt, da wir wissen, dass der HSV uns heute keine Punkte abknüpfen konnte, kann man die Gedanken an mögliche Punkteverluste getrost auf die nächste Woche verschieben ? oder einfach Optimist sein und gar nicht erst soweit denken. Doch zeigte uns das Spiel gegen den Bundesliga-Dino auch: immer Tempofußball, immer Weltklasse-Spielzüge, immer Tore, Tore, Tore...das funktioniert selbst beim BVB nicht, der zur Zeit wohl den besten Fußball der Bundesliga bietet.

So mussten die Dortmunder Fans 49 Minuten warten, bis sie in ohrenbetäubendem Jubel ausbrechen konnten. Shinji Kagawa feierte sich mit seinen Teamkollegen vor der Südtribüne, nachdem er mit seinem Schuss zur 1-0 Führung eingenetzt hatte. Zuvor hatte sich Lukasz Piszczek nach Benders Pass gegen Gegenspieler Guerrero durchgesetzt und zielgenau auf Kagawa in die Mitte gepasst.

Es war der erste vernünftige Angriff der Borussia in der zweiten Hälfte und der erste gute Angriff des bisherigen Spiels überhaupt. Zuvor nämlich, während der ersten Halbzeit, gab es gerade einmal zwei Höhepunkte, die die Fans kurz die Luft anhalten ließen. Nehmen wir den gelungenen, musikalischen Auftritt von Nena hinzu, die vor dem Spiel ihren Hit ?Leuchtturm? performte, gab es sogar drei Höhepunkte bis zum Pausenpfiff in einem bis dahin langweiligen Bundesliga-Kick. Höhepunkt Nummer Zwei war sogar spielerischer Natur.

Mario Götze vergab die einzige Großchance, indem er die Flanke von Marcel Schmelzer neben das Tor setzte. Den dritten Höhepunkt in Halbzeit eins würde dessen Hauptfigur wohl am liebsten wieder rückgängig machen, doch der Grund für die Szene in der 42. Minute scheint durchaus verständlich. Trainer Klopp bekam an der Seitenlinie einen Wutanfall, nachdem ein klares Foulspiel an Mario Götze vor dem gegnerischen Strafraum von Schiedsrichter Aytekin nicht gepfiffen wurde. Nase an Nase stand der Dortmunder Trainer mit dem vierten Offiziellen ? auf die Tribüne musste Klopp anschließend aber nicht.

Womöglich wurde der Trainer der jungen Dortmunder Mannschaft nach dem Pausenpfiff wieder etwas lauter ? diesmal jedoch in der Kabine. ?Wir sollten nicht so früh den langen Ball spielen, sondern stattdessen versuchen, mit kurzen Pässen unser Spiel aufzuziehen?, erklärte Neven Subotic nach dem Spiel die Anweisung seines Trainers während der Halbzeit.

Und siehe da ? der BVB begann die zweite Spielzeit, als hätten die ersten 45 eher schwachen Minuten gar nicht statt gefunden. Fiel es den Gastgebern in der ersten Hälfte schwer, die richtigen Anspielstationen zu finden ? auch weil der Gegner die Räume geschickt eng machte und nah an seinen Gegenspielern stand ? wurde das Spiel in der zweiten Hälfte schneller und die Kombinationen flüssiger. Der Lohn ließ nicht lange auf sich warten.

Auch nach der Führung kämpften sich die Schwarzgelben weiter ins Spiel. Das fällt einem wohl umso leichter, je mehr die Fans einen nach vorne peitschen. ?Spitzenreiter, Spitzenreiter? hallte es nach dem 1-0 durch das Stadion. Auf der Osttribüne hatte der erste Anhänger ? ein älterer, begeisterter Herr ? zumindest obenrum blank gezogen. Selbst bei geschätzten zwölf Grad Celsius und Dauerregen wurde ihm beim Anblick seiner Dortmunder Jungs, die das Spiel auf dem Rasen weiter an sich zu reißen versuchten, immer wärmer ums Herz.

So sprang er nach einer guten Viertelstunde der zweiten Hälfte schnell von seinem Sitz auf, um den zweiten Dortmunder Treffer zu bejubeln. Doch daraus wurde nichts. Nach einer tollen Aktion mit ?One-Touch-Football? in Perfektion stand Lucas Barrios knapp im Abseits. Drobny wäre nach dem Schuss des Dortmunder Torjägers machtlos gewesen.

Der BVB spielte zwar deutlich besser als in der ersten Hälfte, doch dominiert wurde der HSV dennoch nicht. Die Gäste, die während der kompletten ersten Spielzeit auf einen sicheren Spielaufbau bedacht schienen, waren nun gezwungen, mehr fürs Spiel nach vorn zu tun. Das gelang jedoch nur annähernd, so dass sich die nächste große Chance des Spiels den Gastgebern aus Dortmund ergab. Und die nutzten die Chance auf den Ausbau ihrer Führung in schönster Weise. Nachdem Kagawa mit seinem fantastischen Pass Mario Götze steil in Richtung Hamburger Tor schickte, lief der auf Torwart Drobny zu und schnibbelte den Ball im letzten Moment kurz vor der Torauslinie an den langen Pfosten, wo Großkreutz die Kugel wiederum in die Mitte zu Lucas Barrios ablegte. Der Dortmunder Stürmer haute den Ball verständnislos in die Maschen und machte sich höchstselbst das schönste Geschenk zum 26. Geburtstag! Es hieß 2-0 und der BVB war auf der Siegerstraße.

Und von dieser ließ er sich auch nicht mehr abbringen. Mladen Petric hätte es kurz nach Barrios' Treffer fast geschafft, die Partie noch einmal spannend zu machen. Doch sein Kopfball landete knapp hinter der Latte auf dem Tornetz. Da wäre Roman Weidenfeller wahrscheinlich ohne Chance gewesen ? Glück für die Gastgeber, bei denen die Einwechslungen von Kuba, Lewandowski und Dede nochmals frischen Wind in die Begegnung brachten. Tore fielen jedoch keine mehr, auch wenn die ein oder andere Chance gerne in Tore hätte verwandelt werden dürfen.

Sei's drum. Gegen insgesamt enttäuschende Hamburger Gäste, die zu wenig in die Offensive investierten, gelang dem BVB durch die Leistungssteigerung in Durchgang zwei ein verdienter Sieg, der den Abstand zum Tabellenzweiten Mainz 05 zumindest über Nacht weiter vergrößerte.

?Ich zumindest werde mir die Konferenz anschauen und es genießen, dass keine Mannschaft so viele Punkte holen kann wie wir?, antwortete Abwehrspieler Mats Hummels nach dem Spiel auf die Frage, wie er sich denn am morgigen Samstag entspannen würde. Da kann man sich dem jungen Nationalspieler nur anschließen und sich auf einen unterhaltsamen Bundesliga-Samstag freuen. Die eigene Mannschaft hat schließlich schon gewonnen...

Fabian Vidacek, Joel Kunz (Fotos) - 12.11.2010   


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