Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

Wir über uns

 | 

Impressum
Home
Gelbfieber
Konferenz
Smalltalk
Abgegrätscht
Freier Raum
Kirsche-Shop
< September 2010 >
Mo Di Mi Do Fr Sa So
  1 2 3 4 5
6 7 8 9 10 11 12
13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23 24 25 26
27 28 29 30  

Nationalelf:

REVIER-Kolumne:

Redaktionssitz:

 <<< zurück

Ausnahmezustand an der Hafenstraße

Aus dem Georg-Melches Stadion
berichen Slawo Johns und Pal Delia

Alles war angerichtet für "DAS" Spitzenspiel der Regionalliga-West, und die 7291 Zuschauer im ehrwürdigen Georg-Melches-Stadion wurden nicht enttäuscht. Diese 90 Minuten waren geprägt von einer einzigartigen Atmosphäre und Dramatik. Am Ende siegte der BVB glücklich mit 4:3 nach einer 2:0 Pausenführung und darauf folgendem zwischenzeitlichem Rückstand.

Schon die Rahmenbedingungen machten deutlich, dass hier kein normales Viertliga-Spiel stattfand. Eine beeindruckende Kulisse sowie Bundesligaschiedsrichter Florian Meyer ließen das Gefühl aufkommen, hier bei einem Spitzenspiel zumindest der zweiten Liga anwesend zu sein. Und auch der Spielverlauf ließ keine Wünsche offen.

Borussia Dortmund trat mit Daniel Gordon nebst Uwe Hünemeier in der Innenverteidigung an, Damir Vrancic und Profi-Leihgabe Marc-Andre Kruska besetzten gemeinsam mit Yasin Öztekin und Marcus Piossek das Mittelfeld, im Sturm wirbelte Bajram Sadrijaj mit Christopher Kullmann.

Bei den Essenern war für unsere Abwehr besondere Vorsicht bei den Angreifern Markus Kurth und Sascha Mölders geboten, aber auch sonst schien Trainer Michael Kulm sein Team gut auf diese Begegnung des Zweiten gegen den Dritten eingestellt zu haben.

RWE übernahm direkt nach Anpfiff das Kommando und ging sehr aggressiv zu Werke, womit der BVB zunächst so seine Probleme hatte. Die erste dicke Chance hatte Mölders in der zweiten Minute nach einer Ecke, 5 Minuten später knallte Mainka die Kugel freistehend über den Kasten. Dortmunds Amateure brauchten ihre Zeit, um mit der Spielweise der Gastgeber und den ungewohnten Verhältnissen im emotionsgeladenen Stadion warm zu werden. Dann aber legten unsere Jungs richtig los. Ein toller Spielzug über Öztekin und Kullmann landete schließlich bei Sadrijaj, der freistehend leider nur den Keeper anschoss. Diese Aktion bildete den Startpunkt für Dortmunds Angriffswirbel.

Nach einer ebenfalls großen Chance durch Öztekin (15.) gelang in der 23. Minute der zu diesem Zeitpunkt schon verdiente Führungstreffer. Nach einem wunderschönen Pass von Kruska in den Lauf von Sadrijaj blieb der Wirbelwind diesmal cool vorm Tor und netzte ein zum 1:0. Und nur vier Minuten später gleich der nächste Treffer! Ein eigentlich missglückter Pass von Kullmann rutscht durch die Beine eines Essener Abwehrspielers direkt zu Damir Vrancic, der frei vor Essens Keeper ebenfalls eiskalt blieb und zum beruhigenden 2:0 einnetzte.

Doch trotz der Tore zeigte Dortmunds Hintermannschaft weiterhin bedenkliche Wackler, die schon böses erahnen ließen. Besonders Uwe Hünemeier erwischte einen rabenschwarzen Tag. Seinen dritten Bock in der 34. Minute konnte Mölders nicht nutzen. Die Essener ließen die Köpfe nicht hängen und kamen ihrem Treffer immer näher, einen Kopfball von Lorenz etwa kratzte Öztekin von der Linie (41.). RWE knüpfte, auch bedingt durch Dortmunder Passivität, an die starke Anfangsphase an.

Es war demnach abzusehen, dass es nach der Pause noch mal heiß werden könnte. In der 53 Minute nutzte Sascha Mölders dann doch mal die Unzulänglichkeiten in Dortmunds Abwehr, spazierte seelenruhig an die Strafraumgrenze und schob den Ball an Kruse vorbei in den Kasten. Der Keeper war noch dran, hatte letztlich aber doch keine Chance.

Nun erlahmte das Offensiv-Spiel des BVB fast komplett. Bis auf den schon in der 1. Halbzeit überragenden Bajram Sadrijaj konnte keiner mehr Akzente setzen. Die Essener kamen angetrieben von ihren fanatischen Fans immer besser in Fahrt, und spätestens nach dem Tore-Doppelpack durch Mölders und Mainka (69. / 70.) glich das Stadion an der Hafenstraße einem Hexenkessel. Diese Stimmung ließ Erinnerungen aufkommen an das alte Westfalenstadion, und unsere Jungs zeigten sich beeindruckt. Mit zunehmender Spielzeit hätte wohl selbst der kühnste Optimist keinen Cent mehr auf ein Remis, geschweige denn einen Sieg der Dortmunder, gesetzt. Zu ängstlich präsentierte man sich nach einer eindrucksvollen ersten Halbzeit. Schneider versuchte noch mal alles, brachte u.a. Großkreutz für den indisponierten Hünemeier, und auch Lars Ricken durfte in den letzten 10 Minuten noch mal ran. Zunächst ohne Wirkung, dann aber gings rund.

88. Minute: Ecke Vrancic, Kopfballabwehr, Kruska knallt volley aus über 20 Metern einfach drauf ? Drin!

90. Minute: Öztekin kommt in halbrechter Position aus etwa 18 Metern an den Ball, zieht ab ? Drin! Haargenau in den Winkel. Der Wahnsinn hatte Einzug gehalten an der Hafenstraße.

Nach Spielschluss fehlten so ziemlich allen die Worte. Essen war bedient, Dortmund außer Rand und Band. Die zahlreichen und lautstarken BVB-Anhänger feierten ihr Team ausgiebig und bejubelten einen Sieg, den es so in der Realität irgendwie doch gar nicht geben kann?.

Stimmen zum Spiel:

Theo Schneider (Trainer BVB II): Es war eine Partie, welche das Prädikat Spitzenspiel verdient hatte. Wir haben zwei starke Mannschaften gesehen, die Gewinner waren dabei sicher die Zuschauer. Die 1. Halbzeit lief für uns wie geplant, wir standen kompakt und haben den Gegner verunsichert. Da haben wir vieles richtig gemacht. Einziger Kritikpunkt wäre vielleicht, dass wir nicht direkt auf das 3:0 gegangen sind. Es war klar, dass wir zur 2. Halbzeit mit stürmischen Essenern rechnen mussten. Besonders bei Standards waren die brandgefährlich. Durch den frühen Anschluss kippte das Spiel dann, RWE machte immer mehr Druck. Wir hatten uns bei den Gegentoren ungeschickt verhalten, der Rückstand war dann auch nicht mehr unverdient. Und dann kommt natürlich so ein tolles Tor durch Kruska. Dieses Remis wäre dann auch das gerechte Ergebnis gewesen. Am Ende war es für uns ein glücklicher Sieg, Essen war sehr stark und hätte sich einen Punkt verdient gehabt. Ich verbuche das mal unter ausgleichender Gerechtigkeit, wir wurden gegen Verl ähnlich enttäuscht wie RWE heute. Am Ende sind wir natürlich riesig zufrieden und können gelassener nach Mainz fahren. Ziel ist es nun, an K?lautern dranzubleiben.

Michael Kulm (Trainer RWE): Mit dem Ergebnis sind wir natürlich nicht zufrieden. Ich denke wir haben gute Essener gesehen, gerade in den ersten 15 Minuten haben wir alle Vorgaben umgesetzt. In dieser Phase hatten wir auch gute Gelegenheiten zum Tor. Es ist aber natürlich auch klar, dass die individuelle Klasse der Dortmunder Unsicherheiten in unserer Abwehr bewirkt hat. Bei den Gegentoren hatten wir auch etwas Pech. Uns war aber schon zur Halbzeit klar, dass ein Anschlusstor den BVB ins Schwimmen bringen könnte, und so ist es dann ja auch gekommen und das war der Plan zur Halbzeit. Nach 70 Minuten hatten wir das Spiel dann mit großen Einsatz, Willen, Kampf und auch gutem Spiel dann komplett gedreht. Es ist dann natürlich hart, dass so ein Spiel eben aufgrund dieser bereits erwähnten individuellen Klasse der Dortmunder doch noch verloren geht. Wir sind alle sehr enttäuscht. Ein 3:3 wäre gerecht gewesen denke ich. Der BVB hat uns alles abverlangt und war hier bisher sicher der stärkste Gegner. Wir müssen nun gestärkt aus diesem Spiel herauskommen.

Daten zum Spiel:

Rot-Weiss Essen: Maczkowiak - Kotula, Czyszczon, S. Lorenz, Bührer - Mi. Lorenz - S. Kühne, Mainka, Karadag - Mölders, Kurth

Borussia Dortmund II: L. Kruse - Hille, Hünemeier, Gordon, Schmelzer - Piossek, Kruska, Vrancic, Öztekin - Kullmann, Sadrijaj

Tore: 0:1 Sadrijaj (23.), 0:2 Vrancic (27.) 1:2 Mölders (53.) 2:2 Mölders (69.) 3:2 Mainka (70.) 3:3 Kruska (88.) 3:4 Öztekin (90.)

13.12.2008

 <<< zurück

Kirsche-Forum
BVB-Forum

Aktuelle Infos:

Medienkolumne:

Fan-Kolumne:

Fotos: