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Großzügiger BVB schenkt Punkte her

Aus Gelsenkirchen berichtet Holger W. Sitter

Es gab viel zu sehen, rund um den Stan Libuda-Weg. Hier Klopp und Magath bei SKY, da Watzke und Tönnies bei ?Liga total? ? kein Zweifel, der Stellenwert dieses Derby?s ist auch beim 135. Aufeinandertreffen nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Dem Regen war?s indes egal. Er wurde kurzerhand ausgesperrt, indem rechtzeitig das Schiebedach geschlossen wurde.

Überall ?bemühte? Freundlichkeit, der versuch nette Nachbarschaft zu praktizieren und der Appell, dass das doch bitte alles mit dem Gedanken an gegenseitige Fairness vonstatten gehen solle. Soweit die Theorie. Aber schon bei der Verkündung der Dortmunder Aufstellung wurde schnell deutlich, dass es für die Blauen heute einen ganz besonderen Hauptdarsteller geben würde?

?Wir sind alle Dortmunder Jungs? schallte es stimmgewaltig aus dem gut gefüllten Gästeblock, als die Schwarzgelben sich zum Anstoß bereit machten. Mit 3 Minuten Verspätung pfiff Manual Gräfe den Ruhrpottknaller an.

Felix Magath, ehedem als alter Fuchs bekannt, hat kräftig durchrotiert und einmal mehr für Staunen gesorgt, als er mit Peer Kluge und Edu zwei aus dem Hut zog, mit denen im Vorfeld niemand gerechnet hatte. Immerhin starte seine Mannschaft somit nominell gleich mit fünf offensiven Leuten! Bei Borussia suchte man diese ?Überraschungen? vergebens. Jürgen Klopp hatte alles beim alten belassen und einzig Barrios durch Valdez ersetzt. Somit blieb auch Tamas Hajnal zunächst nur der Platz auf der Bank, den viele Experten nach seinem starken Comeback gegen Hannover in der ersten Elf gewähnt hatten. 



In der 3. Minute gab es den ersten Eckball, der ? wen überraschte dies ? auf den Kopf von Kuranyi geflankt wurde, doch der köpfte in Rückenlage drüber. Dann hatte Kevin Großkreutz seine große Chance, als er nach einem Rafinha Fehler allein auf neuer zu rannte. Doch er konnte keine rechte Fahrt aufnehmen und zirkelte dann schwach in die Arme des Keepers. Das wär?s gewesen.

Schalke, das konnte man förmlich fühlen, hatte auch nach gut zehn Minuten einen Mordsrespekt vor dem BVB und zog sich weit in die eigene Hälfte zurück! Dann forderte ganz Dortmund Elfmeter? Kuba? aber Gräfe verlegte den Tatort knapp nach Außerhalb an den Rand des Strafraums. Was allerdings die Dortmunder in Gestalt von Sahin daraus machten, war gelinde gesagt, schwach (10.). Wieder eine Chance aus dem Nichts, als erneut Großkreutz fast am Elfmeterpunkt an den Ball kommt (13.). Ein Schüsschen vom Ex-Bochumer Edu in die Arme von Weide. Das war alles nach einer Viertelstunde, was der Gastgeber aufzubieten hatte.

Auffällig bis dahin auch Nuri Sahin, der sich zwar bemühte Linie ins Spiel zu bringen, was aber total misslang. Aber da befand er sich in guter Gesellschaft, denn gleiches konnte man auch für Kuba, Valdez und Zidan bescheinigen. So etwas wie Gefahr ging von ihnen nicht aus bis dahin ? vorausgesetzt Rafinha hatte nicht den Ball. Er trug hier und da schon mal unfreiwillig zur Unterhaltung bei.

Doch die Defensive - dass muss man den Jungs in Schwarzgelb bescheinigen ? stand bislang sehr sicher. Daran änderte auch ein Bordon-Knaller aus 35 Metern nichts, den Weidenfeller zur Ecke lenkte. Während bei der Ecke den Hausherren einmal mehr seine unzulängliche Luftraumbeherrschung fast zur Führung verholfen hätte, rettete unterdessen Zidan auf der Linie! Puh, Glück gehabt.

Nach 30 Minuten hatte der BVB sich eine Feldüberlegenheit erarbeitet und war durchaus öfter vor des Gegners Gehäuse zu finden ? auch wenn man bis Dato den Mantel des Schweigens über die untauglichen Versuche decken musste. Die wohl größte Gelegenheit in Führung zu gehen, vergab Valdez, als er auf und davon war und dann in den Rückraum passte, wo keiner war. Schade, denn Kuba war parallel dazu derart frei, dass der Pole wohl in Gedanken schon insgeheim den Torschrei vorformuliert hatte! Immer wieder diese Fahrlässigkeit beim Auslassen bester Gelegenheiten. Wenn sich das mal nicht rächt, gelangt einem beim Betrachten automatisch in den Sinn.

Kleine Nikkeligkeiten überschatteten die letzten Minuten in Halbzeit eins. Borussia hatte sich gut verkauft bisher. Jefferson Farfan hätte beinahe alles zunichte gemacht, doch sein Schuss findet Weidenfeller im kurzen Eck auf dem Posten (43.). Immerhin wies die Statistik den BVB mit 51% Ballbesitz aus.

Der quirlige Vincente Sanchez musste dann zum duschen drin bleiben und Christoph Moritz erhielt von Felix Magath das Vertrauen. Doch die 2. Halbzeit fing mit einem Paukenschlag an. Valdez ging nach Tritt von Rakitic zu Boden und Manuel Gräfe zeigte zur Überraschung aller sofort auf den Elfmeterpunkt. Nuri Sahin ließ sich nicht zweimal bitten und knallte das Leder unter das Dach des Gehäuses! Neuer Spielstand: Dortmund eins, Schalke null? Danke, Bitte. In der 50 Minute hätte sogar nachgelegt werden müssen! Aber Hummels und Co. segeln samt und sonders am langgezogenen Freistoß von Nuri vorbei. 



Schalke jetzt ungestüm und mit dem Mut der Verzweiflung anrennend, erzwang den sechsten und siebten Eckball, doch bei ihnen schlichen sich bis dahin Fehler ein, die zumindest ?ungewohnt? waren. Und auch manch Nervenstrang schien dieser Belastung nicht stand zu halten, denn Kuranyi sah Gelb nach unnötig hartem Einsteigen an der Außenlinie (54.). Ebenso Valdez zwei Minuten später.

Schiri Gräfe, oft angefeindet und in seinen Entscheidungen ständig mit Pfiffen bedacht, leitete souverän und ließ sich nicht anstecken von der Hektik, die von den Rängen hineingetragen wurde. In der 64. Minute hielt ?Owo? ein Schläfchen, was Kuranyi in eine ausgezeichnete Position versetzte, doch sein Körper spielte ihm bei der Ballannahme einen Streich.

Nach nur 20 Minuten nahm Magath Moritz wieder raus und brachte stattdessen Baumjohann. Die Höchststrafe! Doch bevor dieser überhaupt richtig drauf war, schlug der von Schmitz scharf an den 5er getretene Freistoß von rechts im BVB-Tor ein. Höwedes setzte sich gegen Owomoyela und Valdez durch und köpfte ins kurze Eck (66.). Haltbar. Ärgerlich. Absolut vermeidbar. Aber ein Aufwecker! Denn der BVB hatte sich seit der Führung zu Beginn der zweiten Hälfte nur noch auf das Verteidigen konzentriert und war streckenweise kaum mehr hinten raus gekommen.

Schrecksekunde dann in der 72. Minute. Statt sich abzusprechen, knallen Hummels und Weidenfeller frontal am 16er zusammen. Jeder, der einmal Fußball gespielt hat, kennt in solchen Fällen ?Leo? ? die beiden offenbar nicht. Wie Mats Hummels später verriet, hatte Kuranyi ihn von hinten heimtückisch ins Verderben geschubst, was ihm Kieferprobleme verursachte. Beide mussten minutenlang behandelt werden, konnten dann aber gottlob weitermachen.

Jetzt häufen sich die Fehler beim BVB. Erneut eröffnet Owomojela den Schalkern mit einem totalen Blackout eine Riesenmöglichkeit, aber Kuranyi kann mit diesem Geschenk nichts anfangen (75.). Felipe Santana kam für den angeschlagenen Hummels, aber auch er konnte nicht verhindern, dass ein Sonntagsschuss von Ivan Raketic das Spiel entschied. Unhaltbar schlug das Leder in den Winkel ein. Schade, dass ein einziger schwerer Fehler des wirklich guten Sven Bender so brutal bestraft wurde.

Jetzt entdeckten sie die Brechstange. Zu spät. Borussia muss sich natürlich den Vorwurf gefallen lassen, nach dem Wechsel einfach zu wenig nach vorn gespielt zu haben. Nach guten ersten 45 Minuten wurde nicht annähernd daran angeknüpft. Mit leeren Händen dieses ungeliebte Stadion verlassen zu müssen, ist so überflüssig wie ein Kropf. Hohn und Spott sind uns gewiss.

Was aber gar nicht geht, ist Herr Asamoah. Kaum war das Spiel abgepfiffen, da ging ausgerechnet der Saubermann der Nation auf Roman Weidenfeller zu und provozierte den Dortmunder Keeper mit Gesten, die an die leidige Rassismus-Affäre erinneren sollten (Gerald Asamoah hatte Roman Weidenfeller im 130. Derby beschuldigt, ihn "schwarzes Schwein" genannt zu haben, woraufhin der DFB ermittelt hatte/Die Red.). Ersatztorwart Schober zog den Dortmunder "Publikumsliebling" rasch beiseite, doch "Weide" blieb cool und übersah den Unsymp geflissentlich. Absolut unsportlich. Aber wir kennen ihn ja zur Genüge, diesen Gutmenschen. Am Ärger über die vermeidbare Niederlage aber änderte das auch nichts mehr...

(Fotos) - 26.02.2010 

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