"We look not back, we look in front"

Vor wenigen Wochen klaffte die größte Lücke in der Bundesligatabelle noch zwischen Platz fünf und Platz sechs und der BVB stand so gesehen über dem Strich. Der Tabellenplatz ist geblieben, die Lücke in der Tabelle aber ist an Dortmund vorbeigezogen. Momentan sorgt sie für ein Punktepolster zwischen dem dritten und dem vierten Platz.

Daran war der BVB nicht ganz unbeteiligt. Es hätte im Februar wahrlich besser laufen können für die Schwarz-Gelben. Vor dem Kräftemessen mit der Blue Man Group hatte man drei von vier Spielen verloren, danach waren es dann vier von fünf. Vor allem die Darbietung in der zweiten Derby-Spielhälfte hatte die meisten BVB-Fans glatt unterwältigt.

Nach dem Rasenschach mit den Schalenlosen steht jetzt Ponyreiten auf dem Programm. Die Klopp-Truppe will den Fohlen aus Mönchengladbach die Sporen geben. Dabei ist noch nicht sicher, wer im zentralen Mittelfeld die Zügel in der Hand halten soll.

Denkbar, dass Klopp mit Kehl einen erfahrenen Dompteur aus dem Hut zaubert. Der Kapitän hat sich nach seiner neunmonatigen Pflichtspielpause zurückgekämpft und in Testspielen überzeugt. Neben dem Vizeweltmeister hoffen mit Außenminister Dede und Strippenzieher Tamas Hajnal gleich zwei weitere arrivierte Kräfte auf einen Ausritt beim Borussenrodeo. Letzterer stand seit dem Hinspiel nicht mehr in der Dortmunder Startelf.

Unabhängig davon, ob es bei Kehl & Co für neunzig Minuten reicht, muss Jürgen Klopp sein Team abermals umbauen. Weil Sven Benders Sehne im Knie weiter zwickt und Kevin Kuranyi seinen "Nutella-Nachfolger" Mats Hummels in Weidenfellers Faust gedrückt hat, fehlen dem BVB ausgerechnet die beiden in der Rückrunde formstärksten Defensivspieler. Darüber hinaus verletzten sich Damien Nelson Valdez (Oberschenkelprobleme) Le Tallec (Adduktorenbeschwerden) und Mario Götze (Muskelfaserriss) bei ihren internationalen Einsätzen unter der Woche.

Dem Blick zurück und dem Blick ins Lazarett muss aber jetzt der Blick nach vorne folgen. Felipe Santana, dessen Reservistendasein nach seinen bisherigen Leistungen in Schwarz-Gelb wohl ohnehin der Härtefall der Hinrunde war, wird Mats Hummels ersetzen, so gut es geht. Gegen den Ball ist ihm das allemal zuzutrauen, im Aufbauspiel wird es etwas schwieriger. Top-Torjäger Lucas Barrios, Siegtorschütze im Hinspiel, steht nach abgesessener Gelbsperre wieder zur Verfügung und ist somit wohl auch auf dem Sprung in die erste Elf. Dimitar Rangelov und Markus Feulner trainieren wieder mit der Mannschaft, Kevin Großkreutz ist angeschlagen, aber einsatzfähig. Mohamed Zidan und "Kuba" Blaszczykowski haben unter der Woche im Nationaltrikot Selbstvertrauen getankt und für ihre Auswahl jeweils einen Treffer erzielt.

Top-Torjäger Lucas Barrios, Siegtorschütze im Hinspiel, steht nach abgesessener Gelbsperre wieder zur Verfügung und ist somit wohl auch auf dem Sprung in die erste Elf. Dimitar Rangelov trainiert wieder mit der Mannschaft, Kevin Großkreutz ist angeschlagen, aber einsatzfähig. Mohamed Zidan und "Kuba" Blaszczykowski haben unter der Woche im Nationaltrikot Selbstvertrauen getankt und für ihre Auswahl jeweils einen Treffer erzielt.

Bleibt noch der Blick auf den Gegner: Im Kalenderjahr 2009 spielte der VfL Mönchengladbach eine besondere Rolle in den Geschicken der schwarz-gelben Borussia. Am letzten Spieltag der Vorsaison waren die Fohlen der Stolperstein zwei Millimeter vor der Ziellinie, in der vergangenen Hinrunde dann aber der dringend benötigte Aufbaugegner.

Und das, obwohl der VFL in dieser Saison deutlich kompakter auftritt, als in der letzten. Ein Beleg dafür ist die aktuelle Formkurve der Elf vom Niederrhein: seit drei Spielen sind die Fohlen ohne Niederlage, von den letzten sechs Spielen hat Mönchengladbach nur eins verloren. Dass sich im Training unter der Woche die Reihen lichteten, war nicht einer langen Verletztenliste, sondern den Länderspielen geschuldet. Gleich zehn Gladbacher reisten zu ihren Nationalmannschaften. Michael Frontzeck, Übungsleiter beim Tabellenzwölften, bangt um den Einsatz seines Senkrechtstarters Marco Reus.

Wie er auf der Pressekonferenz verlauten ließ, wird er aber wohl, ebenso wie der angeschlagene Raul Bobadilla, am Samstag auflaufen können. Mit Ausnahme von Thorben Marx (Reizung am Schambein), Jan-Ingwer Callsen-Bracker (Trainingsrückstand nach Sehnenentzündung unter dem Fuß) und Christian Dorda (Riss der Patellasehne) sind also alle Fohlen fit und der Coach kann aus dem Vollen schöpfen.

Beide Mannschaften beklagten in den letzten Spielen ihre schlechte Chancenverwertung. Die VFL-Angreifer brachten den Ball gemeinsam gerade einmal so oft im Gehäuse unter, wie Lucas Barrios alleine. Trotzdem fehlte auch dem BVB mit und ohne seinen Argentinier abgesehen vom Hannover-Spiel zuletzt viel zu oft der Zug zum Tor.

Folgende Fragen muss Borussia Dortmund also auf dem Platz positiv beantworten: Meistert die Mannschaft die Umstellungen in der Defensive? Kann Kapitän Kehl seinem Team schon jetzt helfen? Findet das Offensivpersonal endlich wieder die richtige Balance zwischen schnellem Spiel nach vorne und Ruhe vor dem gegnerischen Tor?

In Dortmund hoffen alle auf einen guten Start in das letzte Saisondrittel. In zehn verbliebenen Spielen gilt es, den Europapokalplatz zu verteidigen. Gemeinsam mit rund 80.000 Fans will der BVB den berühmten Schalter umlegen. Wie auch schon in der Hinrunde gegen Gladbach.

4. März 2010

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