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Zidan zerlegt die falsche Borussia

Aus dem Westfalenstadion berichtet Fabian Vidacek

Mit einer Torvorlage und zwei Treffern schoss sich der ägyptische Nationalspieler zum Spieler des Spiels und seine Mannschaft zum souveränen 3-0 Heimerfolg gegen die kleine Borussia aus Mönchengladbach. Großkreutz traf in der ersten Hälfte zur Führung, bevor Zidan in der zweiten Halbzeit nachlegte und den BVB auf den zwischenzeitlich an Werder Bremen ausgeliehenen 5. Tabellenplatz zurückführte.

Er ist zweifellos der Mann der Woche. Zwar reichte sein Tor für die ägyptische Nationalmannschaft im Freundschaftsspiel gegen England in Wembley nicht zum Sieg, für ihn persönlich aber bedeutete es eine große Portion Selbstvertrauen, mit der er zu seinem Arbeitgeber nach Dortmund zurückkehrte. Mohamed Zidan erklärte nach dem erfolgreichen Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach den aufmerksam lauschenden Journalisten, dass er sich vor dem Spiel vorgenommen hatte, an seinen Leistungen in der Nationalmannschaft anzuknüpfen und endlich auch ? wie vom Sportdirektor unter der Woche gefordert ? für den BVB treffen zu wollen. Dem Dortmunder Angreifer war die Erleichterung anzumerken, ließ er doch in den vorherigen 90 Minuten den an ihn gestellten Ansprüchen eindrucksvoll Taten folgen.

Die 79.800 Zuschauer im nicht gänzlich ausverkauften Westfalenstadion sahen eine verhaltene Anfangsphase beider Mannschaften, in der die Borussen das Heft des Handelns gegen defensiv eingestellte Gäste von Anfang an in die Hand nahmen. Als der Schneefall im Stadion etwas stärker wurde und die Fans auf der Südtribüne anfingen, sich hüpfend gegen die abermals frostigen Temperaturen zu wehren, sollte der erste mustergültig vorgetragene Angriff der Schwarzgelben die eigenen Anhänger gleich in wärmende Jubelströme versetzen.

Nach einer langen Flanke von Nuri Sahin, legte der mit dem Rücken zum Tor stehende Großkreutz vor dem Sechzehner gekonnt ab auf Zidan, um sich anschließend am Gladbacher Dante vorbei zu stehlen und die mustergültige Hereingabe von Zidan zur umjubelten Führung über die Linie zu drücken. 1-0 nach 13 Minuten ? besser konnte es für die Dortmunder Mannschaft auf "Wiedergutmachungskurs" nicht losgehen.

Die Gäste aus Gladbach mussten sich nun ihrerseits öfter den Weg nach vorne suchen, rannten sich aber oftmals im defensiv gut stehenden Dortmunder Mittelfeld fest, wo Sebastian Kehl nach 256 Tagen Abwesenheit in der Startelf ein gelungenes Comeback feierte und die Gladbacher Angriffsbemühungen über weite Strecken ums ein oder andere Mal im Keim erstickte. Im Spiel nach vorne haperte es jedoch abermals bei den Gastgebern, die nach der ersten Hälfte zwar mit 10 zu 1 Torschüssen und knapp 60 Prozent Ballbesitz das Spiel bestimmten, im Abschluss aber - wie gewohnt - die nötige Konsequenz für einen weiteren Treffer vermissen ließen.


Die größte Chance hierfür bot sich in der 35. Minute Außenverteidiger Marcel Schmelzer, doch seinen Schuss aus spitzem Winkel konnte der Gladbacher Torwart Logan Bailly mit letzter Kraft zur Ecke abwehren. Und auch die in schwarz, weiß und grün aufspielenden Gäste sollten ihre Chance zum Ausgleich bekommen, doch stellte Colautti's Kopfball in Roman Weidenfellers Arme keine allzu große Gefahr für den Dortmunder Schlussmann dar.

Bevor Schiedsrichter Michael Weiner pünktlich zum Pausenpfiff ansetzte, sollte Mohamed Zidan noch eine Möglichkeit bekommen, den knappen Vorsprung auszubauen, aber nachdem Bailly den Ägypter mit seinem fehlgeschlagenen Abschlag bedient hatte, machte er im Anschluss seinen Fehler wieder gut und klärte den trockenen Distanzschuss gekonnt zur Ecke. Ein Glück für den Gladbacher Keeper, der für seine Abschläge heute höchstens die Note 5 verdient hatte. Vielleicht tröstete es ihn ja zu wissen, dass sein Gegenüber diesbezüglich auch nicht gerade die Ruhe selbst ausstrahlt, wenn er den Ball unter Druck auf sein Tor zurück gespielt bekommt...

Weiter gings in Hälfte zwei, und endlich konnte die ?Zidan-Show? beginnen. Diesmal sollte es keine dreizehn, sondern nur neun Minuten dauern, bis es zum zweiten Mal im Gladbacher Kasten schepperte. Und das wortwörtlich. Barrios glänzte heute als Vorbereiter, passte gut 25 Meter vorm gegnerischen Tor quer zu Zidan, dieser stürmte zum Strafraum, ließ Dante mit einer geschickten Körpertäuschung alt aussehen und zirkelte das Leder wunderschön in den linken Torwinkel. Ein herrliches Traumtor des Ägypters Marke "Tor des Monats", der sich ausgiebig von den Fans feiern ließ und prompt die Antwort auf die Kritik vom Donnerstag von Sportdirektor und Trainer gab.

Und es schien ganz so, als hätte der Dortmunder Angreifer noch lange nicht genug. Resultierte bereits das erste Tor aus einem Doppelpass zwischen Zidan und Großkreutz, sollten die Akteure diesmal Barrios und Zidan heißen. Wie schon beim 2-0 sammelte der argentinische Stürmer erneut Scorerpunkte als Vorbereiter, in die Torschützenliste sollte sich zum wiederholten Male Mohamed Zidan eintragen. Trocken und platziert schlenzte er die Kugel unhaltbar an Bailly vorbei zum 3-0 ins Netz. 



Das Spiel war entschieden, das Stadion feierte. Es dauerte nicht lange bis die Taschentücher rausgekramt wurden und 25.000 Fans von der Südtribüne schadenfreudig anstimmten: ?ihr könnt nach Hause fahr'n!?

Dabei hatten die Gäste vor Zidans drittem Treffer sogar die Chance zum Anschluss. Nachdem der spielerisch mitunter blass gebliebene Barrios den Ball im Mittelfeld verloren hatte, ging es ausnahmsweise mal schnell nach vorne bei den Gästen, doch vergab der gerade eingewechselte Rob Friend die Riesenchance zum 2-1, als er frei vor Weidenfeller über den Ball trat und so auch die beste aller Möglichkeiten zum Anschluss zunichte machte.

Alles in allem war die Leistung der Elf vom Niederrhein am heutigen Tage insgesamt mangelhaft, was auch der ansonsten starke Tobias Levels kritisierte: "Das war indiskutabel. 90 Minuten hat es uns heute an allem gemangelt, was wir die Saison über abgerufen haben", befand der Abwehrspieler in schonungsloser Analyse, warum Gladbachs letzter Sieg in Dortmund nun schon zwölf Jahre zurück liegt.

Übten sich die Süd-, West-, Nord- und Osttribünen nun in der Laolawelle, passierte auf dem jungfräulichen, grünen Rasen, der vor dem Hannoverspiel vor zwei Wochen neu verlegt worden war, nichts erwähnenswertes mehr. Mit großem Applaus empfingen die Zuschauer den in der 75. Minute für Kuba eingewechselten Dede, zwei Minuten später verließ der zweifache Torschütze Zidan unter noch größerem Jubel den Platz, für ihn durfte Tamas Hajnal die letzten 15 Minuten die 10er-Position übernehmen. Ebenfalls ein Torschütze verließ in der 85. Minute das Spielfeld, Kevin Großkreutz wurde von Julian Koch ersetzt, der in den letzten fünf Minuten sein Bundesligadebüt feiern durfte.



Der BVB feierte bei frostigen Themperaturen einen verdienten Heimsieg gegen harmlose Gladbacher und gab den eigenen Fans eine warme Steilvorlage für einen fröhlichen Samstagabend. Die Frontzek-Schützlinge präsentierten sich über weite Strecken schwach und kamen mit dem Dortmunder Pressing kaum zurecht. Mit dieser Einstellung (die wir gerne auch über die volle Distanz im Derby gesehen hätten), kann man nun zuversichtlich zum kleinen Derby in die Nachbarstadt reisen und Ex-Borusse Heiko Herrlich durchaus Ungemach bereiten.  

Fabian Vidacek, Guido Kirchner und Joel Kunz (Fotos) - 07.03.2010

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