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Millionen im Keller vergraben

Diesen Tabellenstand hätten die beteiligten Vereine erheblich billiger haben können. Wolfsburg auf Rang 16, Schalke als Vorletzter und das Schlusslicht Stuttgart haben neben dem schlechten Abschneiden ohne einen einzigen Punkt nach drei Spielen der Saison 2010/11 noch etwas gemeinsam: Das Staunen der Fachwelt.

?Fehlstart hoch drei?, überschreibt der ?Kicker? sein Top-Thema und urteilt: Die Niederlagenserie zu Saisonbeginn nimmt für drei Klubs historische Formen an - trotz der neuen Stars?. Sollte die Statistik Recht behalten, können die Deutschen Meister (aufgeführt ist der einzige bzw. jüngste Titel des jeweiligen Vereins) von 2009, 2007 und 1958 jetzt schon einen Haken an die Saison machen oder beten. Beten, dass sie zu den Ausnahmen gehören mögen. Denn, hat der ?Kicker? in seiner Datenbank herausgefunden, ?Erst dreimal schaffte es ein derartiger Fehlstarter am Ende der Saison noch auf Platz neun oder höher: Bremen (2., 1967/68), Duisburg (9., 1996/97) und Bochum (8., 2006/07).?

Der aktuelle Zustand der Teams gibt teilweise Anlass zur Besorgnis. So schreibt die ?Wolfsburger Allgemeine Zeitung? über die Darbietung der Mannschaft im Westfalenstadion: ?VfL über weite Strecken nicht Bundesliga-reif. Wolfsburgs 0:2 in Dortmund war eine verdiente Niederlage.? Muss man so und nicht anders sehen. Mehr noch, die Gäste waren noch gut bedient. ?Dortmunds Sieg gegen schlappe Wolfsburger hätte noch höher ausfallen müssen?, bilanziert der ?Kicker?.

In der Haut des Trainers, den Englands Presse einst als ?Trottel mit dem Regenschirm? zu ungebetener Prominenz verhalf, möchte man nicht stecken. ?Ich wusste, dass es am Anfang schwierig wird. Aber es wird schwieriger als gedacht?, zitiert die ?Deutsche Presseagentur? (dpa) Trainer Steve McClaren zum schlechtesten Bundesliga-Start der Wolfsburger Vereinsgeschichte.

Besonders enttäuschend bei den ?Wölfen? 15-Millionen-Einkauf Diego. Der Brasilianer kickte so, als hätte ihm niemand gesagt, dass sein Erzfeind Tinga gar nicht mehr beim BVB spielt. Dem Wolfsburger Regisseur gelang in Dortmund so gut wie gar nichts. Eine Reihe Nickligkeiten, Schauspielerei, viel Lamentieren - ganz schwach! ?Mittelfeldstratege Diego vermochte keinen Spielwitz zu entwickeln und ging inmitten einer überforderten Mannschaft unter?, schreibt Richard Leipold in der ?Frankfurter Allgemeinen Zeitung?. Und geht dabei milde, sehr milde mit Diego ins Gericht. Denn der spielte nicht nur schwach (Note 5 im ?Kicker? und der ?Bild am Sonntag?), sondern hätte die zweite Hälfte gar nicht auf dem Spielfeld stehen dürfen.

Die unfeine Aktion gegen BVB-Kapitän Kehl beschreibt die ?Bild am Sonntag? als ?Diegos fieses Ding? und kommt zu einem eindeutigen Urteil: ?Er sieht Gelb, es hätte aber Rot sein müssen.? Zum miesen Tritt des schlechten Verlierers kennt auch der ?Kicker? nur ein Urteil: Schiedsrichter ?Aytekin (?) hätte Diegos Tritt gegen Kehl als Tätlichkeit werten und mit Platzverweis bestrafen müssen.? Randnotiz: Der Unparteiische kassiert wie der Spieler die Note 5, im Urteil heißt es abschließend ?verweigerte Dortmund einen klaren Handelfmeter (Barzagli, 18.), wirkte häufig unsicher.?

Woran mag es liegen, dass die hochgewetteten, mit vielen Millionen aufgemotzten Teams bisher nicht in die Gänge kommen? ?Drei ambitionierte Klubs haben in neun Spielen null Punkte geholt. Schuld daran ist auch, dass sie ihre Millionen nicht schnell genug ausgegeben haben?, schreibt Klaus Hoeltzenbein in der ?Süddeutschen Zeitung?. Denn: ?Zu einem Zeitpunkt, an dem andere Bundesligisten längst ihre gruppendynamischen Strandläufe, ihre Taktik-Schulungen hinter sich hatten und in der Liga Punkte sammelten, operierte das Prominenten- Trio die eigenen Kader noch an Herz und Seele. (?) Erleben müssen deshalb nun alle drei, dass weiterhin eine alte, eine bittere Lehre gilt: Wer zu spät einkauft, den bestraft die Tabelle!?



Die ?Rheinische Post? hat genau nachgerechnet und bilanziert den Fehlstart der drei am Tabellenende so: ?86 Millionen Euro für null Punkte?. Autor Stephan Seegers rechnet besonders mit den Schalkern und ihren Investitionen ab: ?Auf der Suche nach einem Sturmpartner für Raul verpflichtete Trainer und Manager Felix Magath Klaas-Jan Huntelaar vom AC Mailand. 14 Millionen hat der niederländische Torjäger die "Knappen" gekostet. Am selben Tag holte Magath auch Jose Manuel Jurado von Atletico Madrid, zahlte für den Spanier knapp 13 Millionen Euro. Geld, dass Schalke sich mit guten Leistungen in der Champions League wiederholen muss. Nach den ersten drei Spieltagen ist daran aber nicht zu denken.?

Der ?Kicker? denkt an etwas anderes, die Geschichte. ?Drei Spiele. Null Punkte. Einen solch misslungen Auftakt gab es für Schalke 04 zuletzt 1987/88, am Ende stand der Abstieg.? Deutliche Worte findet der ?Berliner Kurier?, dort heißt es: ?Vizemeister? Das war Schalke 04 vor einer gefühlten Ewigkeit. Doch jetzt sind die Königsblauen Millionarios von Trainer Felix Magath der Krisenklub der Bundesliga. (?) Trotz 27 Millionen Euro Transferausgaben am letzten Einkaufstag kommt die Magath-Truppe nicht aus dem Knick.?

Für Deutschlands größtes Boulevardblatt ?Bild? ist ?Schalke nur noch Pleiten, Pech & Pannen?. Pleiten, klar: Drei am Stück. Pech, weil Neuzugang Huntelaar ganz ordentlich kickte, aber einen Kopfball gegen die Latte setzte. Und Pannen, weil Nationaltorwart Manuel Neuer nach dem doofen ei in der Nationalmannschaft auch in Hoffenheim ein Eigentor reinlegte. Angesichts der bevorstehenden Aufgaben der Gelsenkirchener in der Champions League sowie bei Revierderby sieht die ?dpa? einen ?Schalker Problemberg?. ?Vielleicht ist es auch tatsächlich so, dass nach kurzer Eingewöhnungszeit in der Bundesliga keine Wunderdinge von den neuen Assen erwartet werden können?, meint Ralph Durry vom ?Sportinformationsdienst? (sid).

Zu dieser Erkenntnis ist man auch im Süden der Republik gelangt ?Auch der VfB Stuttgart findet sich trotz Investitionen in Höhe von elf Millionen Euro unversehens in einem Albtraum wieder. Niederlage in Mainz, Niederlage in Dortmund, Niederlage in Freiburg?, so die ?Rheinische Post?. Deren Beobachter Stephan Seegers meint: ?Das relativ leichte Auftaktprogramm wurde zum Stolperstein, der neue Hoffnungsträger Mauro Camoranesi schon bei seinem Debüt zum Problemfall.?



Der italienische Neuzugang fiel bei der Schwaben-Pleite im Breisgau in erster Linie durch seine eigenwillige Haarpracht auf, was die ?Bild am Sonntag? höhnen lässt: ?Freiburg hat den besseren Dutt.? Während Freiburg mit seinem Trainer Robin Dutt jubelt, steht der VfB schlecht da, es ist ?schwächste Auftakt der Clubhistorie?, weiß die ?dpa?. Auch der Trainer weiß das, Christian Gross sagte der Agentur: ?Der Fehlstart ist perfekt.? ?dpa?-Mann Ulli Brünger meint, Gross stehe ?nach der fulminanten Rückrunde der Vorsaison vor einem Scherbenhaufen?. Ralph Durry vom ?sid? hat sich gewundert: ?Allerdings ist schon sonderbar, wie eine eher namenlose Truppe wie der SC Freiburg die VfB-Mannschaft trotz eines 0:1-Rückstandes niederkämpfen konnte?, schreibt er.

Welcher der gebeutelten Klubs zuerst in die Erfolgsspur zurückfindet, das ist schwer zu prognostizieren. Ich persönlich hege da einen ganz unguten Argwohn. Wobei unsere Borussia an zwei der Mini-Krisen (mehr ist es nämlich nach drei Spielen noch nicht) ihren Anteil hat. Und aller guten Dinge sind bekanntlich drei?

, 13.09.2010

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