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Köln bringt das Bauernopfer

Zvonimir Soldo ist "ein guter Trainer und ein ganz feiner, anständiger Mensch". Das sagte Wolfgang Overath, Weltmeister von 1974, lebende Ikone des 1.FC Köln und Präsident dieses Vereins, der 'Bild'-Zeitung. Das hinderte Overath aber nicht daran, Soldo als Trainer rauszuwerfen. Nach der 1:2-Niederlage in Hannover ist der FC Letzter, die Bilanz ist ernüchternd: Ein Sieg, zwei Unentschieden, 6 Niederlagen. Erwartungsgemäß verhielt sich der Geißbock-Club daraufhin branchentypisch.

"Mit der Entlassung von Trainer Zvonimir Soldo reagiert die Führungsetage des 1. FC Köln auf die Panik rund um das Geißbockheim. Dabei sind für die verheerende sportliche Bilanz ganz andere Personen verantwortlich", kommentiert der 'Kölner Stadt-Anzeiger'. Autor Karl-Heinz Wagner will mit seinen Zeilen nicht sagen, "(?) dass die Trennung von Zvonimir Soldo falsch ist."

Dennoch begibt sich Wagner wohltuend sachlich auf die Suche nach Gründen und arbeitet einen ganz deutlich heraus:" Das operative Geschäft des 1. FC Köln hat Präsident Wolfgang Overath im Winter 2005 / 06 in die Hände von Michael Meier gelegt - und alles sollte besser werden. Meier übernahm den schuldenfreien Klub, als der nach 17 Spielen mit 12 Punkten auf Platz 16 lag."

Und die Bilanz jenes Mannes, der nach seiner Demission beim seinerzeit finanziell klinisch toten Ballspielverein Borussia meinte, in Dortmund ein "bestelltes Feld" hinterlassen zu haben", liest sich verheerend: "Fünf Jahre später, nach den Trainern Latour, Gehrke, Daum und Soldo, nach insgesamt 58 Spielerverpflichtungen räumt der 1. FC Köln einen Schuldenstand von 21,8 Millionen Euro ein. Der Klub hat die Gastronomierechte im Stadion verscherbelt und große Teile der Transferrechte für die Topspieler Geromel und Podolski abgegeben. Und ach ja: die Mannschaft, für die all das viele Geld drauf gegangen ist, ist nicht besonders gut. Der Klub liegt nach neun Spieltagen der laufenden Saison mit fünf Punkten auf Platz 18", rechnet Wagner schonungslos ab.

Auch die lokale Konkurrenz des Boulevard-Blatts 'Express' sieht den Manager mit in der Verantwortung. "Trainer und Manager haben fertig! Die Art und Weise, wie sich die Kölner bei Saisonpleite Nummer sechs präsentierten, lässt keinen anderen Schluss mehr zu. Wie beim letzten Auswärtsspiel in Freiburg war das Ding nach nur einer Viertelstunde gelaufen.", so Markus Krücken und Robert Hoffmann.



Die 'Süddeutsche Zeitung' schreibt: "Es gibt nicht wenige in Köln, die allein eine Ablösung des 42-jährigen Kroaten nicht für ausreichend halten." Jörg Marwedel weiter: "Und wenn sie auch das Idol Overath weitgehend ausnehmen, der Manager Meier hat inzwischen einen ähnlich guten Leumund wie zuletzt in Dortmund, wo er Schulden in Rekordhöhe hinterließ."

Auf einem Plakat der nach Hannover mitgereisten Fans der Kölner war zu lesen, "Soldo raus und Meier auch!". Der wurde verschont, statt dessen "beendete der Verein das Missverständnis mit dem kroatischen Trainer auf einen Schlag und gab damit dem Druck der Fans und Medien nach", konstatiert der 'Sportinformationsdienst' (sid). Für die Agentur-Journalisten Thomas Nowag und Tom Vaagt ist Soldo der "Sündenbock".

Zum Bild, dass der 1.FC Köln einer staunenden Außenwelt wieder einmal vermittelt, passt auch, dass die Entlassung des bedauernswerten Soldo schon vermeldet wurde, obwohl sie noch gar nicht offiziell war. Lassen wir mal kurz den Agenturticker, nein, nicht frei nach Horst Hrubesch "Paroli laufen", sondern schlicht und einfach Revue passieren:

15:57 Uhr: "1. FC Köln entlässt Trainer Soldo" (sid).
16:05 Uhr: "(Eil) Medien: 1. FC Köln trennt sich von Trainer Soldo" (Deutsche Presseagentur; dpa)
16:18 Uhr: "(Eil) (Achtung) Bitte verwenden Sie die dpa 0561 (Medien: 1. FC Köln trennt sich von Trainer Soldo - Köln/1605) nicht. Die Meldung entfällt ersatzlos. Der 'Kölner Stadtanzeiger' korrigierte seine Angaben. (dpa)
16:23 Uhr: "Hinweis an die Redaktionen: Soldo noch nicht entlassen. Sehr geehrte Kunden, der Kölner Trainer Zvonimir Soldo ist noch nicht entlassen worden. Der Kölner Stadtanzeiger verweist auf einen technischen Fehler, durch den eine Eilmeldung versehentlich freigeschaltet wurde. Die Sitzung des Vorstandes dauert noch an, wir werden Sie unverzüglich über Neuigkeiten informieren." (sid)
17:21 Uhr: "(Eil) 1. FC Köln trennt sich von Trainer Soldo" (dpa)
17:22 Uhr: "1. FC Köln entlässt Trainer Soldo" (sid)

Ein Schelm, wer Böses beim "technischen Fehler" des 'Stadtanzeigers' vermutet. Und ein schlechter Mensch, der wie der Autor dieser Kolumne beim FC, das hat ja Tradition in diesem Club, vermutet, dass Teile der Medien schon vorab informiert wurden.

Laut 'Express' erfolgte der Vollzug übrigens um halb fünf am Nachmittag. "Der Rauswurf kam am Telefon: Um 16.30 Uhr informierte Manager Michael Meier seinen Trainer Zvonimir Soldo (43) über die Entscheidung des Vorstands", heißt es dort. Am Telefon? Au weia ? konnte man es dem Mann nicht wenigstens persönlich ins Gesicht sagen? Offenbar nicht - Stil kann man ja bekanntlich nicht kaufen.

Es passt halt alles zum FC. Im kölschen Grundgesetzt' heißt es: "Et es wie et es". Es heißt auch, "et hätt noch immer joot jejange" ? ob das auch für die Spielzeit 2010/11 gilt, daran darf man derzeit berechtigte Zweifel hegen. In der Haut von Frank Schaefer, bisher U23-Trainer und jetzt Interims-Coach des FC, möchte man nicht stecken. Denn eines darf nicht vergessen werden, das fasst der 'Kicker' treffend zusammen: "Soldo weg! Die Probleme bleiben" ? diesen weisen Worten von Stephan von Nocks ist nichts hinzuzufügen.



Hinzuzufügen ist der Medienkolumne zum 09. Spieltag der Saison auf jeden Fall noch ein Blick auf die Schiedsrichterleistung des Sportkameraden Wolfgang Stark, der es beim Sinsheimer Gastspiel im Westfalenstadion schaffte, alle Beteiligten gegen sich aufzubringen. Mit einer erbärmlichen Leistung, die dem Namen "Stark" ad absurdum führte. Die in der 'Bild'-Zeitung so beschrieben wird: "Unumstritten war eigentlich nur Hoffenheims Führung durch Ba".

Das war in der 8. Minute, danach pfiff Wolfgang Stark durchweg krudes Zeug. Findet auch Deutschlands Boulevardblatt Nummer 1. "Aufreger 1: Stark pfeift Dortmunds Sahin einen Elfmeter-Treffer zurück (Hand von Vorsah/14.). Barrios war zu schnell in den Strafraum gelaufen. Kleinliche Entscheidung!", so die 'Bild'. Und weiter: "Aufreger 2: Stark entscheidet bei Foul von Beck an Subotic auf Abseits. Elfmeter wäre richtig gewesen." Auch "Aufreger 3: In der 92. Minute soll Obasi da Silva gefoult haben", entlarvten die Fernsehbilder als verkehrt. Zum Glück für den BVB, ermöglichte es der Borussia doch den Last-Minute-Ausgleich, der nach dem Spielverlauf unbestritten verdient war.

Der 'Kicker' geht mit Stark ebenfalls hart ins Gericht, gibt dem Pfeifenmann die Note 5. In der Begründung heißt es unter anderem, "den Elfmeter wiederholen zu lassen, war eine mehr als harte Entscheidung." Zumal strenggenommen die Wiederholung ebenfalls hätte wiederholt werden müssen, weil der wirklich bärenstarke Sinsheimer Torwart Tom Starke weit vor Sahins Schuss aus seinem Kasten eilte, ehe er den Ball parierte. Das ist übrigens nicht meine Privatmeinung, diesen Punkt hat mir ein aktiver Schiri (der leider anonym bleiben wollte) bestätigt. Zurück zum 'Kicker'-Urteil über den Referee. "Der Freistoß, der zum 1:1-Ausgleich führte, war eine Fehlentscheidung", schreibt das Blatt.

Kein Wort verliert der 'Kicker' darüber, dass der Handelfer für den BVB nicht der einzige Strafstoss bei diesem Spiel hätte bleiben dürfen, deswegen rufen wir hierzu den 'sid' in den Zeugenstand: "Dass Stark wenig später ein klares Foul von Andreas Beck an dem Dortmunder Neven Subotic im Strafraum nicht ahndete (?)", schreibt der nämlich zutreffend. Halten wir also fest, Stark war schwach. Aber auch die Borussia war leider nicht so stark wie zuletzt, deswegen freuen wir uns über den Punkt und beschließen die Sache an dieser Stelle.

, 25. Oktober 2010

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