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Grandioser Gipfel ohne Etikettenschwindel

Tabellenführer Mainz 05 erwartet seinen ärgsten Kontrahenten, TV-Kameras übertragen dieses Spiel in sage und schreibe 185 Länder weltweit, die Erwartungen sind groß - mit anderen Worten: die Saat ist gelegt für ein langweiliges Abtasten zweier Teams, die bloß nicht verlieren mögen.

Skeptiker sahen sich getäuscht. Mainz gegen Dortmund war nicht nur auf dem Papier ein Spitzenspiel, sondern auch auf dem Rasen des Stadions am Bruchweg. Der zuvor strauchelnde Gast ließ vergessen, dass er drei Spiele in Folge nicht gewonnen hatte und nahm die hohe Hürde Mainz in einer Art und Weise, die ihm eine Menge Anerkennung zuteil werden lässt.

?Fußball ohne Tempolimit?, attestiert die ?Frankfurter Allgemeine Zeitung? (FAZ) dem neuen Spitzenreiter. ?Das Topspiel der Bundesliga hält, was es verspricht. Dortmund siegt in Mainz mit 2:0 und übernimmt die Tabellenführung. Götze schießt die Borussia in Führung. Polanski vergibt einen Elfmeter. Barrios macht alles klar?, fasst Michael Eder das Geschehen zusammen. Der geile Kick am Bruchweg hat ihm spürbar gefallen. ?An guten Tagen sorgt der Hochgeschwindigkeitsfußball ihrer Mannschaften für rauschhafte Stunden, darauf hofften im ausverkauften Stadion am Bruchweg am Sonntag 20.300 Zuschauer, und sie kamen auf ihre Kosten. Beide Mannschaften packten eine Menge bester Fußball-Zutaten schon in die erste Halbzeit?, schreibt Eder.



Der genau hingesehen hat: ?Die Mainzer waren erst einmal das dominierende Team, allerdings nur für zehn Minuten?, heißt es zutreffend. Und sie ?konnten sich anschließend glücklich schätzen, mit diesem knappen Rückstand in die Halbzeit zu kommen.? Richtig, so was kann aber auch in die Hose gehen. Aber dank Weidenfellers Glanztat bei Polanskis Elfer rächte sich der verschwenderische Dortmunder Umgang mit Großchancen nicht, Borussia siegte letztlich souverän und hochverdient.

?Es eine Demonstration. Allerdings nicht von Tabellenführer FSV Mainz 05, sondern von Verfolger Borussia Dortmund?, applaudiert brav die ?Rheinische Post?. Das Magazin ?Focus? hebt wie viele andere auch einen besonders hervor: ?Dank einer famosen Leistung des jungen Mario Götze ist Dortmund wieder Erster. Von solch einem Spieler können Mönchengladbach und Schalke derzeit nur träumen", heißt es dort.

?Bild? assistiert: ?Dortmund einfach Götz-lich! Supertalent Götze und Barrios schossen Mainz von der Spitze.? Die ?Süddeutsche Zeitung? (SZ) meint: ?Dortmund gewinnt bei Mainz 05 mit 2:0 und spielt dabei so schnell und zielstrebig, dass selbst Thomas Tuchels flinke Truppe auf der Strecke bleibt. Die Eroberung des ersten Tabellenplatzes hat der BVB vor allem einem Jungspund zu verdanken.?

Die ?SZ? widmet Mario Götze einen Extra-Bericht voller Hochachtung. Dem Autor (Kürzel ?nee? - ich tippe auf Christof Kneer) hat es insbesondere Götzes formidable Vorarbeit zum Endstand angetan. ?Sein Solo mit abschließendem Minipäschen in den Lauf des Torschützen Barrios war von fast grotesker Leichtigkeit.? Er findet, ?Götze hat die Gabe, die Diszipiln ?Haken schlagen? und ?tödlichen Pass spielen? in einer einzigen, fließenden Bewegung zu vereinen?.

Auch das Fachmagazin ?Kicker? huldigt dem neuen Stern am Borussenhimmel: ?Götzes Gala-Show: BVB erobert die Spitze zurück?, heit es dort. Thomas Hennecke und Uwe Röser vergessen auch neue Bestmarken nicht, würdigen eine historische Leistung: ?Neuer Bundesliga-Rekord: Alle fünf Auswärtsspiele zum Saisonstart gewonnen - das gab es in bisher 47 Jahren noch nie?. Ferner würdigen sie unseren Schlussmann, nachgewiesen kein Killer, wenn vom Elfmeterpunkt auf ihn geschossen wird. ?Es war erst der zweite Strafstoß, den der BVB-Keeper in seiner Karriere parierte, der zweite von insgesamt 19!?, haben sie recherchiert. Das schriftliche Lob nicht nur für diese Szene: ?Weidenfeller der Rückhalt. Keeper hält den BVB im Spiel?.

In einem Spiel, dass den strengen ?Kicker?-Beobachtern gut gefallen hat, sie geben die Spielnote 1,5 und begründen: Rasantes Tempo, viele Torszenen, vor allem Dortmund spielerisch hohe Klasse.?

Angetan von Schwarz-Gelb zeigt sich auch ?Sport 1?: ?Borussia gelassen im Favoritensessel. Dortmund beeindruckt die Bundesliga mit dem souveränen Sieg in Mainz.? Und ?Der Spiegel? meint: ?Dortmunds Sieg in Mainz: Höhenflieger stürzen die Gipfelstürmer.? Die ?Deutsche Presseagentur? (dpa) delektiert sich an einem ?packenden Gipfel mit hohem Tempo, Spielwitz und schönen Kombinationen?.

Und natürlich darf in keinem Spielbericht irgendein Querverweis auf die beiden Trainer fehlen. ?Kloppotuchelhaft rasant?, komprimiert das beispielsweise die ?SZ? in Person von Tobias Schächter. ?Das Topspiel Mainz 05 gegen Borussia Dortmund war ein grandioses Fußballspiel. Entschieden vom 18-jährigen, schon unverwechselbaren Mario Götze?, ist auch dieser Beobachter angetan.

Mittlerweile lässt es sich offenbar nicht mehr vermeiden, dass dem BVB Großes zugetraut wird, ergo nehmen Teile der Medien das ?M-Wort? ganz unverhohlen in den Mund und sprechen tatsächlich von der Meisterschaft. ?Klopps Rasselbande gewinnt beim "Klassentreffen". Die Rückkehr von Dortmunds Trainer Jürgen Klopp an seine alte Wirkungsstätte am Mainzer Bruchweg war erfolgreich: Die Borussen eroberten mit dem 2:0-Erfolg die Tabellenführung zurück - und gelten nun als ernst zu nehmender Titelanwärter?, findet beispielsweise der ?Stern?.

Die ?Bild?-Zeitung fragt sich: ?Wer kann diese Dortmunder im Moment eigentlich noch stoppen?? Das Autorentrio Peter Dörr, Jörg Weiler und Günther Nicklas listet auf: ?Zehn Spiele, acht Siege, gestern der souveräne 2:0-Sieg in Mainz, Tabellenführer ? noch nie sind die Borussen so gut in eine Saison gestartet wie jetzt.? Ihr Fazit: ?Dortmund, das ist wirklich meisterhaft!?



Der ?Sportinformationsdienst? berichtet von einem BVB, ?der teilweise wie ein Top-Favorit auf den Meistertitel auftrumpfte.? Die ?dpa? findet: ?Mit Jugendstil hat Jürgen Klopp in seinem ?alten Wohnzimmer? für Glanz gesorgt.? Autor Detlef Rehling sieht eine Mannschaft, die er für ?Jung, entschlossen und schon reif für den Titel? hält. Sein Fazit: ?Kampf, Einsatz, hohe Laufbereitschaft, aktives Pressing und schnelles Umschalten verhelfen Dortmund wieder zu meisterlicher Stärke.? Etwas zurückhaltender schreibt Christof Kneer in der ?Süddeutschen Zeitung?: ?Der Sieg im hochklassigen Spitzenspiel bestätigt den Dortmundern, dass sie Meisterschaftsreife entwickeln können.?

Angesichts dieses Füllhorns an Lobeshymnen kann einem schon fast ein bisschen mulmig werden. Einer bleibt indes ganz cool, unser Trainer. ?An die Meisterschaft verschwenden wir nullkommanull Gedanken. Das ist uns völlig egal. Wir wollen weiter gut Fußball spielen und Punkte sammeln.? Aber falls das klappt und die Truppe weiter so eifrig Punkte sammelt, wird wohl auch Jürgen Klopp nicht umhin können, den einen oder anderen Gedanken an das M-Wort zu verschwenden.

, 2. Oktober 2010

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