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Stuttgart führt Schaafs Schafe zur Schlachtbank

Was ist nur mit Werder Bremen los? Der überaus ärgerlichen Champions-League-Pleite gegen Twente Enschede unter der Woche folgte beim Bundesligaspiel in Stuttgart ein wahres Debakel, mit einer Packung historischen Ausmaßes im Gepäck trat das taumelnde Team die Heimreise an die Weser an.

Und wer den Schaden hat, braucht sich um den Spott nicht zu sorgen. Der kam aus den eigenen Reihen. ?Fans verspotten Werder-Versager - Werders Horror-Wochen werden immer gruseliger: Das böse 0:6 in Stuttgart war die höchste Niederlage der Bremer seit 23 Jahren (1:7 gegen Gladbach)!?, notiert die ?Bild?-Zeitung. ?Die 2.500 mitgereisten Werder-Fans pfeifen noch nicht mal mehr auf diese Verlierer-Truppe! Ab dem 4:0 feierten sie höhnisch die schlechteste Werder-Truppe seit Jahren. Spott für die Versager...?

Wie eine schallende Ohrfeige liest sich auch das Fazit des ?Kicker? zum Spiel: ?(?) nie gefährdeter, auch in dieser Höhe verdienter VfB-Sieg gegen in der Defensive völlig überforderte Bremer?, so das Fachmagazin aus Nürnberg. ?Stuttgart zerlegt Bremen - Der VfB Stuttgart hat Werder Bremen mit 6:0 auseinander genommen und das Team von Thomas Schaaf tiefer in die Krise gestürzt?, schreibt der ?Stern'.

Das ?Hamburger Abendblatt? hält fest: ?Die höchste Bremer Niederlage seit 1987 werteten auch Spieler und Verantwortliche zwar einhellig als Desaster, allerdings scheint sie nur ein weiterer Baustein im Geflecht schlechter Leistungen der letzten Wochen zu sein. Nach dem Aus im DFB-Pokal, unerfüllten Erwartungen in der Champions League und Platz elf in der Liga wird nach den Ursachen gesucht.? Die für die Hanseaten klar auf der Hand liegen: ?Unumstrittene Schwachstelle Abwehrverbund. (?) Mittelfeld zeichnet sich durch mangelnde Kreativität aus. (?) Verletzungspech (?) Zusammenstellung des Kaders? und ?auf Lücken im Mittelfeld wurde nach dem Weggang Özils nicht reagiert.? Eine Menge Holz, das die Bremer da vom Deich räumen müssen.

Nach der vierten Niederlage in Folge ist selbst das Trainer-Manager-Traumpaar der Grün-Weißen nicht mehr sakrosankt. ?Allofs und Schaaf sind Teil des Problems?, heißt es im ?Weserkurier?, also bei Werders Hauszeitung. Kommentator Marc Hagedorn findet: ?Kleine Krisen und Schwächeperioden hat es in der Ära Schaaf auch früher schon gegeben, Entgleisungen und Fehltritte einzelner Spieler (Ailton, Micoud, Diego) auch. In der Vergangenheit hat man die Probleme mit Ruhe, Geduld und Fleiß immer recht schnell wieder in den Griff gekriegt. (?) Aber kommt man in dieser Situation, bei dieser Mannschaft, mit Besonnenheit tatsächlich weiter? Schaaf und Allofs haben doch schon alles versucht.?

Der Mann vom ?Weserkurier? bemängelt, die ?Dünnhäutigkeit? des Trainers. ?Kritik jedoch ist ausdrücklich nicht erwünscht. Ein schönes Beispiel dafür lieferte Schaaf vergangene Woche, als er die Fans und die Medien für die schwachen Leistungen des Verteidigers Mikaël Silvestre mitverantwortlich machte?, schreibt er. Und erinnert an ähnliche Fälle in der Vergangenheit: ?Das gleiche Spiel gab es schon im Sommer, als es um den Verteidiger Aymen Abdennour ging, und im Sommer davor, als Mittelfeldspieler Alexandros Tziolis das Thema war.?

Hinter Werders Abwehr sieht selbst Tim Wiese blass aus

Hinter Werders Abwehr sieht selbst Tim Wiese blass aus

Die Trainer-Frage, so Hagedorn weiter, ?ist in Bremen ein Tabu. Auch das gehört zum Krisenmanagement.? Ob das auch diesmal sinnvoll ist, stellt er in Frage. ?Damit scheint sich Werder nun geradewegs in eine Sackgasse zu manövrieren. Wer die T-Frage nicht stellt, der muss an die Spieler ran. Diese Mannschaft hat in dieser Zusammenstellung keine Zukunft?, so sein ernüchtertes Fazit. Lösung: ?Diese Mannschaft mitten in der Saison umzubauen ist ? ja was? Blödsinn? Unmöglich? Einen Versuch wert? Die Antwort müssen Schaaf und Allofs schnell geben, denn sonst wird alles nur noch schlimmer.?

Können die beiden diese Antwort geben? ?Sie wirken angesichts der Krise des lange Zeit so stabilen Klubs etwas ratlos?, schreibt die ?Frankfurter Allgemeine Zeitung?. Autor Oliver Trust konstatiert: ?Die Niederlage in Stuttgart zeigte, dass es den Bremern nicht mehr wie früher gelingt, Schwächen in der Defensive durch Glanzleistungen der Offensive zu überdecken.? Der ?FAZ?-Experte empfiehlt den Bremern einen Bummel in der Weihnachtszeit: ? Im Winter scheinen personelle Nachbesserungen unumgänglich.?

Die ?Westdeutsche Allgemeine Zeitung? findet: ?Auch die größten Werder-Optimisten trauen dem Duo nicht mehr zu, noch die sportliche Wende zu schaffen. Schaaf fehlt die Nähe zur Mannschaft. Allofs hat nicht mehr das gute wie oft bewiesene glückliche Händchen bei Transfers.? Was nach Ansicht von Thorsten Schabelon aber frühestens nach der Spielzeit einen Personalwechsel auf der Kommandobrücke zeitigen könnte. ?Die üblichen Liga-Mechanismen werden in Bremen aber auch jetzt nicht greifen. Ein personeller Neuanfang ist trotzdem denkbar. Im Sommer könnte das Führungs-Duo selbst den Weg für den Neuanfang freimachen. Für die Zeit "nach Schaaf".

Mesut Özil hinterließ eine zu große Lücke

Mesut Özil hinterließ eine zu große Lücke

Für die ?Süddeutsche Zeitung? ist angesichts der Bremer Misere klar: ?Özil fehlt - überall?. Kommentator Carsten Eberts meint: ?Plötzlich ist es weg, das Händchen für geniale Transfers. Seit Jahren verblüffte Werder Bremen mit überraschenden Personalien. Nun geht dieses Puzzle erstmals nicht auf.? Er meint, ?Allofs und Schaaf halten an Leistungsträgern vergangener Tage fest. Den Umbruch haben sie längst verpasst.? Was ihn zu einer wenig verheißungsvollen Schlussfolgerung kommen lässt, denn in der Bundesliga ?ist Werder Bremen in der Tabelle nur noch Elfter, im DFB-Pokal bereits ausgeschieden, auch in der Champions League so gut wie draußen. Die Saison droht für Werder bereits jetzt eine verlorene zu werden.?

Der ?Deutschen Presseagentur? gibt zu denken, dass die neuerliche Pleite zwar besonders deftig ausfiel, aber eben kein Einzelfall war. ?Diese Niederlage steht in einer Reihe vieler Ausschläge. Die handfeste Bremer Krise ist hausgemacht?, heißt es dort. Und auch bei der Agentur wird leise Kritik am Trainer deutlich: ?Ähnlich wie Jens Keller nach fünf Siegen in sieben Spielen so etwas wie das Gesicht des Stuttgarter Aufschwungs ist, ist Schaaf mittlerweile das Gesicht dieser Bremer Krise.?



Dieses Gesicht blickte nach dem Spiel stoisch wie meist, die Worte des Trainers indes klangen nach Verzweiflung. ?So etwas ist mir noch nicht passiert?, meinte Schaaf über die höchste Niederlage der Bremer in seiner elfjährigen Amtszeit. ?Wir waren wie ein Sparringspartner, gegen den man alles zeigen kann und der einem nicht wehtut.?

Wenn man beim Kampfsport-Vergleich des ewigen Bremers bleiben möchte, würde ich eher sagen: Werder ist jetzt wie ein angeschlagener Boxer. Und die sind bekanntlich gefährlich. Deswegen ist es für einen Abgesang auf Schaaf & Co. noch viel zu früh.

, 09. November 2010

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