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Karneval – aber kein Kölner lacht

Nach dem Auftakt der Karnevalssession am 11.11. dauerte es nicht einmal 48 Stunden, bis den Menschen im närrischen Epizentrum der Republik das Lachen gründlich vergangen war. In einem denkwürdigen rheinischen Derby ging der 1.FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach unter wie die Titanic und steht nach 12 Spieltagen mit albernen 8 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz.

Im medialen Blätterwald löst dies erhebliches Rauschen aus. ?Gladbach schießt Köln ans Ende?, schreibt beispielsweise der ?Kölner Stadt-Anzeiger?, die Tageszeitung der Domstadt. ?Schwerer Schlag vor ausverkauftem Haus: Der 1. FC Köln verliert das rheinische Derby gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:4. Damit fallen die Geißböcke auf den letzten Tabellenplatz zurück - und umso tiefer in die sportliche Krise.? Die ?Süddeutsche Zeitung? kalauert ?Köln, wie es sinkt und kracht?.

Erst vor kurzem hatte der FC den ebenso glück- wie erfolglosen Trainer Zvonimir Soldo vor die Tür gesetzt, mit Frank Schaefer einen Mann aus den eigenen Reihen installiert. Ein Pokalerfolg gegen den Zweitligisten 1860 München sowie ein Heimsieg gegen den HSV nährten kurzfristig die Zuversicht auf bessere Zeiten. Doch die Kölner brauchten nur eine Woche und zwei weitere Spiele, da war dieses zarte Pflänzchen Hoffnung schon wieder gegessen, und zwar nicht vom vereinseigenen Maskottchen.

?Die Fans auf den Barrikaden, die Verantwortlichen offenbar mit ihrem Latein am Ende und die Spieler im Schockzustand?, konstatiert der ?Sportinformations- dienst?. ?Nach einer der schlimmsten Niederlagen der Vereinsgeschichte brennt beim 1. FC Köln sechs Wochen vor Weihnachten der Baum, wie wohl auch die Mitgliederversammlung am Mittwoch zeigen wird. Zwei Tage nach Karnevalsbeginn war den Kölnern schon am Samstag das Lachen gehörig vergangen.?

Wie es am Geißbockheim weitergehen soll, dass weiß nicht mal der Kölner ?Express?, der ratlos fragt: ?Was nun, Herr Overath?? Das Boulevardblatt schreibt: ?Nach Bobadillas Treffer zum 0:4 konnte sich Präsident Wolfgang Overath nur noch in Galgenhumor flüchten, schaute Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma an, lachte hilflos. Manager Michael Meier neben ihm verfolgte das Debakel mit versteinerter Miene. Das 111. Pflichtspiel-Derby endete in der vielleicht schlimmsten Niederlage der Vereinsgeschichte.?

Bei der ?Bild?-Zeitung heißt es ?Köln kaputt?. Das Blatt entwirft ein düsteres Szenario: ?So kaputt, dass Overath nach sechs Amtsjahren jetzt sogar über seinen Rücktritt ernsthaft nachdenkt. Und Super-Star Lukas Podolski (25) nach nur zwei Jahren Köln schon wieder vor dem Abflug steht?, schreiben die nicht immer, aber recht oft gut informierten Herrschaften. ?Weltmeister-Boss Overath hat intern bei einer Krisensitzung über sein Präsidenten-Aus gesprochen. Er hat erkannt, dass alles viel dramatischer ist, als er es immer wahrhaben wollte.?

Die Entwicklung in Köln ist fürwahr keine gute, die Perspektive kann allenfalls als ?durchwachsen? bezeichnet werden. ?Rund 24 Millionen Euro Schulden. Eine tote, völlig falsch zusammengestellte Mannschaft. Mit Zvonimir Soldo hat Overath schon einen Trainer entlassen, dessen Nachfolger Frank Schaefer kriegt die Truppe aber auch nicht in den Griff?, rechnet die ?Bild? schonungslos ab. Und lässt auch einen Ex-Dortmunder nicht ungeschoren: ?Und Manager Michael Meier (?Ich stelle mich weiter?) hat in fünf Jahren 47 Spieler geholt, es aber nicht geschafft sportliche Qualität in den Verein zu bringen.?

Ein nicht gerade als Gerüchteküche auffällig gewordenes Fachblatt berichtet: ?Nach Kicker-Informationen wurde dem Manager der Rücktritt inklusive Abfindung angeboten Doch Meier lehnte ab.? Was für ?Kicker?-Mann Stephan von Nocks die Frage nahelegt: ?Stellt Overath diesem nun einen Sportdirektor zur Seite?? Er findet: ?Keine andere Maßnahme würde wirken.? Immerhin steht beim FC die Mitgliederversammlung ins Haus, eine Veranstaltung, die ebenso stürmisch werden könnte wie Tief ?Carmen?, das am Wochenende die Republik heimsuchte.

Ob und wieweit Michael Meier an der Misere Schuld oder Mitschuld trägt, darüber haben andere zu befinden. Freisprechen kann man den Mann, der einem in diesen Tagen vorkommt wie ein begossener Pudel, ganz sicher von einem prägenden Aspekt des Derbys, der in zahlreichen Einlassungen Erwähnung findet: dem Wetter.

Peter Penders ist weder von der Qualität der Begegnung noch von den äußeren Bedingungen angetan. ?Kölner Spießrutenlauf im Dauerregen. Eine Halbzeit ist es in der Seenlandschaft ein Spiel auf Augenhöhe - Siebzehnter gegen Achtzehnter?, hält er in der ?Frankfurter Allgemeinen Zeitung? fest.

?Der kräftige Dauerregen hatte für desolate Platzverhältnisse im Kölner Stadion gesorgt. Das Wasser stand fast knöcheltief auf dem Grün, flüssige Kombinationen oder sicheres Passspiel waren unmöglich, so dass dem Zufall Tor und Tür geöffnet waren?, notiert die ?Deutsche Presseagentur?.



?Borussia feiert grandiosen Wasserball-Triumph?, schreibt die ?Rheinische Post? (RP). Bei der Tageszeitung aus Düsseldorf, naturgemäß eher dem Gast zugetan, heißt es: ?Der Aufwärtstrend von Borussia Mönchengladbach geht weiter: Nach der guten Leistung in der zweiten Halbzeit gegen Bayern München zeigte die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck auch im emotionsgeladenen Derby in Köln eine hervorragende Leistung - und schoss sich durch einen 4:0 (0:0)-Sieg vom letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga.? Auf dem jetzt Köln steht, was die ?RP? vermuten lässt, dass ?Interims-Trainer Frank Schaefer die kommenden Partien jedoch wohl nicht mehr auf der Bank erleben dürfte.?

Gut möglich, dass Schaefer dran glauben muss. Ob ein weiterer Trainerwechsel allerdings die Probleme lösen würde, das sei dahingestellt. Wahrscheinlicher ist, dass die Kölner auch weiterhin wenig zu lachen haben werden - Karneval hin oder her.

, 15.11.2010

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