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Countdown des Fussel-Löwen

Seit Jürgen ?Klinsi" Klinsmann und Franz ?Kaiser" Beckenbauer den Countdown zur WM 2006 eingeläutet haben, herrscht im Fußballvolk chronisches Zwangsfieber. Die Nationalmannschaft eilt beinahe von Sieg zu Sieg, und der ?Kaiser" verkündet im Wochenabstand in bester SED-Manier die neuerliche Planerfüllung des OKs. Wer heute schon weiß, dass er keine Karten für die Spiele bekommen wird oder 2006 arbeitslos ist, der meldet sich für das Volunteer-Programm an und darf dann fröhlichen englischen Hooligans erklären, wo es das günstigste deutsche Dosenbier zu kaufen gibt...

...ob sich in Ausnüchterungszellen auch Möglichkeiten der Einwegpfandrückgabe befinden oder dass er gleich keine aufs Maul haben will. Damit das Fieber nicht abklingt, wird regelmäßig "folgeinfiziert". Zum Beispiel mit einem eigenen FIFA WM-Magazin, kostenlos erhältlich beim WM-Premiumpartner Karstadt. Da schluckt der Fußballfan gehörig ob der Negativschlagzeilen der letzten Monate und hofft auf kein schlechtes Omen. Oder werden etwa alle unrentablen Nationalspieler unter 1,70 in ein Auffangteam outgesourct? Muss das Team Einschnitte hinnehmen und spielt aus Kostengründen nur noch zu Neunt? Schau mer mal.

Bis dahin gibt?s noch so einiges zu lesen, denn die erste Ausgabe 1/2004 wird ganz offensichtlich nicht die letzte sein, wie der ?Kaiser" im Editorial verspricht. Schön wär?s aber, denn auf dem Titel halten er und Klinsi schon die WM-Trophäe in der Hand, der ?Kaiser" kräftig zupackend, der Jürgen schüchtern beinahe mit der geöffneten Hand, als empfange er vom Erzbischof die Hostie.

Also müssen die Fans lesen, warum sich Prominente auf die WM 2006 in Deutschland freuen, darunter Menschen wie Claudia Schiffer, die ihren Lebensmittelpunkt weder im Mittelkreis noch in Deutschland hat. Oder Rentner Willi Müllerschon, der eigentlich gar nichts ist, sich aber trotzdem freut. Wie schön. Ähnlich aufregend ist die Pfalz im Ballfieber oder die Reportage über die gewaltig kommenden Außenseiter wie beispielweise den Irak, in der man aber die Niederlande schmerzlich vermisst.

Weil der Atem der WM schon in unser aller Nacken spürbar ist, heißt das Magazin passend Countdown. Trotz Schumi und der Pfalz und Claudia Schiffer geht es um eine WM und nicht die niederrheinische Landesmeisterschaft, deshalb sind die Kolumnentitel auch in Englisch. Nicht ganz, denn die Glosse heißt Glosse, weil der Chefredakteur dafür keine Übersetzung parat hatte. Und Kuriositäten heißen eben auch Kuriositäten, weil sich nur Deutschland jemanden wie Olli Kahn leistet. Aber es heißt Fields und Host Cities, wenn von Austragungsorten die Rede ist, Moments wenn Momente gemeint sind, Legends statt Legenden, Teams statt Mannschaften. Das kommt modern und klingt weltoffen.

Weil es das erste Countdown schon vor der Präsentation des offiziellen Maskottchens gab, sind von dem nur undeutliche Ausschnitte zu sehen. Zum Glück für all diejenigen, die das Wuschelwesen mittlerweile in voller Größe kennen gelernt haben. Seitdem ist aus einem Volk von Nationaltrainern ein Volk von Designkritikern geworden. Rumpinseln kann jeder, und besser machen sowieso. Ist mal wieder typisch Deutsch, rummaulen statt konstruktiv mitarbeiten.

Blöd nur, dass das Volk recht hat. Die bunten Ecstasy-Pillen des WM-Logos, der Sternschnuppen-Fußball auf dem offiziellen Plakat und jetzt das WM-Maskottchen, da sind doch Praktikanten am Werk gewesen. Ist das wahr? Wer hat das erlaubt? Waren die nüchtern im OK? ?Goleo", der Fussellöwe ohne Hose, und Pille, sein Kumpel, werden als Dick und Doof der WM-Maskottchen in die Geschichte eingehen. Wir freuen uns schon auf die vielen freundlichen Exhibitionisten, die junge Fans aus aller Welt mit einem ?Huhu, ich bin der Goleo, willst du mal mein Fell sehen?" begrüßen. Glücklicherweise nicht durchgesetzt hat sich ja der Vorschlag von ?Kaiser" Franz. Der wollte nämlich ein ganz anders Tier als Maskottchen haben, des Namens wegen und weil es in der Färbung ja schon dem klassischen schwarz-weißen Fußball nahe käme.

Hat Meier-Vorfelder abgelehnt. Also gab es keinen Kaiserpinguin. Was hätte der auch für einen Begleiter haben können? Einen Kugelfisch? Und als kaiserlicher Zepter ein Fischstäbchen? Meier-Vorfelder als Käptn Iglo? Zackig zurückgepfiffen, es musste der Löwe sein. Wenigsten hat sich Kaiser Franz damit durchsetzen können, die Gesichtszüge von Berti Vogts mit einer Kombination aus der Frisur von Rudi Völler und Jürgen Klinsmann in Goleo einzuarbeiten. Auch wenn der Betrachter dafür einen fiebrig flackernden Blick braucht. Aber den kriegt er ja vom vielen Hinfiebern bis zur WM eh.

Danke, liebes OK!

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