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Prall gefüllte Pfeffersäcke

Es tut sich was im hohen Norden. Beinahe klammheimlich hat sich der HSV nach einigen Krisenjahren wieder in der Spitze der Bundesliga etabliert ? in vielerlei Hinsicht. Momentan Platz drei der Tabelle und die Chance auf einen Champions-League-Platz, begehrtes Übergangslager für niederländische Nationalspieler und Kugelblitze, Baugenehmigung für die Stadionerweiterung der AOL-Arena auf 60.000 Plätze, dicke Hose bei der Planung der kommenden Jahre ? da bläst bis bläht sich ein Verein wieder auf, dem zuvor beinahe die Luft auszugehen drohte. Woher kommt?s?

Der HSV-Vorstand mit Neuzugang Raphael van der Vaart

Nur zur Erinnerung: Der HSV hat als einer der wenigen Vereine die Lizenz für die Saison 05/06 unter Auflagen bekommen. Der Grund: Über 20 Millionen Euro Schulden sind nicht durch Gegenwerte gedeckt. Zwar attestierte die DFL dem HSV die ?wirtschaftliche Leistungsfähigkeit?, aber so ganz überzeugt schien das Vergabegremium nicht zu sein  Der HSV muss deshalb monatlich seine Ergebnisrechnung vorlegen und durfte bis Jahresende 2005 keine Verluste machen.

Das hat offenbar so gut funktioniert, dass noch Geld über war, um Transfers bzw. Leihgeschäfte mit Spielern wie Ailton und Nigel de Jong zu stemmen. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Emile Mpenza, rund 1,2 Mio. ? aus Katar plus 1 Mio. ? aus der Privatschatulle Mpenzas obendrauf flossen direkt weiter nach Istanbul und Amsterdam ? da blieb auch noch was übrig Auch sonst ist der HSV nicht schlecht bei Kasse: ein neuer Catering-Vertrag, viele gut besuchte Spiele im Uefa-Pokal, 2 Mio. ? vom DFB als Schmerzensgeld für die von Hoyzer verpfiffene DFB-Pokal-Partie, mehr DFL-Gelder durch die guten Liga-Platzierungen, der Zuschauerschnitt auf Rekordhoch: Das spülte ordentlich was in die Kasse. Und die nächste Saison soll noch besser werden: Ein neuer und vor allem potenter Trikotsponsor ist mit ?Fly Emirates? bereits gefunden, der internationale Wettbewerb ist fast schon gebucht ? mit etwas Glück sogar die Champions League -, und der Anteil an den TV-Geldern nimmt auch weiter zu.

Für die ehrgeizigen Pläne von HSV-Vorstandsboss Bernd Hoffmann und Manager Dietmar Beiersdorfer  ist das die notwendige Basis. Dazu gehört, die jetzt 26 Mio. ? Personalkosten auf 40 Mio. ? zu steigern. Das ist immer noch weit entfernt von den 60. Mio. ? eines Bayern München, aber immerhin Platz 2 vor den Schalkern mit ihren 38,5 Mio. ?. Von außen wirkt das Geschäftsgebaren wie ein Teufelskreis: Um international bestehen zu können, müssen sie investieren, und wenn sie investieren wollen, müssen sie international spielen. Wehe, das klappt nicht. Denn dann sieht es in der Buchhaltung düster aus. Neben den ausgewiesenen Schulden stehen da auch noch über 80 Mio. ? Verbindlichkeiten, vor allem aus dem Stadionneubau. Dumm, dass der Wert der Arena in den Büchern nur mit 66 Mio. ?. beziffert wird, auch wenn die Verantwortlichen da ?stille Reserven? sehen. Das Stadion mag zwar, wie gebetsmühlenartig wiederholt, rund 100 Mio. ? wert sein, aber nach dem Ende der Eigenheimzulage liegt auch der Markt für Fußballstadien eher brach, wenn?s denn mal hart auf hart käme.

Ailton fällt mit Kieferbruch für acht Woche aus

Deshalb muss das Geld woanders her. Noch zu Tagen von UFA Sports hat sich der HSV in deren Vermarktungshände gegeben ? der heutige Vorstandschef des HSV Bernd Hoffmann war dunnemals UFA-Deutschland-Chef. Mittlerweile heißt die Agentur Sportfive, ist jedem Dortmund-Fan ein Begriff und hat auch den HSV im Portfolio, momentan als sportlich bessere Adresse. Dass kann sich schnell ändern, wenn die Erfolge plötzlich ausbleiben. Doch in Hamburg kalkuliert man weiter großzügig mit Wachstum. ?Bis 2015 gehen wir von einem jährlichen Wachstum von sieben Prozent aus. In den letzten drei Jahren hatten wir Steigerungsraten von zehn Prozent - also ist unsere Planung durchaus realistisch.? ? so HSV-Vorstandsvorsitzender Hoffmann.

Der finanziellen Großzügigkeit gegenüber Neuverpflichtungen steht momentan ein harter Kurs altgedienten Kräften gegenüber. Sergej Barbarez? und Stefan Beinlichs Verträge laufen aus, doch die anberaumten Gespräche verliefen anders als geplant. Die beiden 33- und 34-jährigen Spieler wollen die drastischen Kürzungen beim Grundgehalt und den Prämien nicht akzeptieren. Ob dass Methode hat und sie damit schon den Stempel ?ausgemustert? tragen? Und wie passt das zu den Zielen, die Personalausgaben zu erhöhen? Oder wird da doch mal vorsorglich gespart, für manchen Fan an der falschen Ecke?

Es ist ein großes Risiko, das der Verein eingeht, denn von Konsolidierung der Finanzlage ist nie die Rede, sondern vor allem von Investitionen. Und die müssen sich erst auszahlen: In sportlichen Erfolgen, Transferüberschüssen und Zuschauerzuspruch. Hoffentlich haben sich Hoffmann und Co. an der Kreuzung für den richtigen Weg entschieden: Nach Borussia Hamburg oder Bayern Hamburg.

, 10.202.2006

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