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Ein Künstler allein gegen alle Kritiker

Schöner Brunnen wird versteckt: Ein Künstler allein gegen alle Kritiker

Nürnberg, im April 2006

Da stellt sich einer hin und fordert ?Toleranz der Nürnberger? für seine Kunst: ?Die bildet nur ab; wir erfinden nichts dazu? behauptet er. Doch am Nürnberger Hauptmarkt beweist er genau das Gegenteil: Mit alten Stadionstühlen verbarrikadiert der Münchner Kunstprofessor Olaf Metzel eine der Besucherattraktionen der Noris, den Schönen Brunnen.

Nürnberg ? die Stadt der Postkartenmotive. Die beiden bekanntesten Ansichten: Der Weinstadel mit Wasserturm ? und der Schöne Brunnen am Hauptmarkt. Gerade mit diesen optischen Glanzlichtern werben Stadt und ?Metropolregion Nürnberg? um Besucher: 500.000 sollen allein die Fußball-WM in die Stadt an der Pegnitz locken, hoffen die Tourismusmanager. Sogar einen eigenes Motto für das Fußballfest gibt es: >Nürnberg kickt<.

Mit vielen anderen glaubt auch Prof. Metzel nicht an diesen Besucheransturm. Und Metzel kritisiert den ?dümmlichen Werbespruch? und die Stadt, welche die Werbeagentur dafür auch noch bezahlt habe. Derweil könne er selbst ?nur noch in Griechenland Geld verdienen.? Ob er wohl deshalb die mannigfaltige ?Verunstaltung des öffentlichen Raums? mit dem Nürnberger WM-Motto ?bedauerlich? findet?

Dabei sind diese Plakate zumindest genauso ?reversibel?, wie er es von seinem Versteck-Kunstwerk behauptet. Und auch Metzel wird dafür auf jeden Fall bezahlt: Aus 250.000 Euro DFB-Mitteln sowie weiteren Sponsorengeldern fällt sicherlich auch für den Professor ein Teil ab. 

Dass das Franken-Stadion nun ?Easy Credit? heißt, ist für ihn ?eine Katastrophe.? Und den ?Merkelismus, also dass Mittelmaß Trumpf ist?, beklagt Olaf Metzel ebenso als ?bedauerlich? wie den Umstand, ?wer ausbricht, wird runtergemacht, kaputtgeschrieben.? Doch das bezieht Prof. Metzel ausschließlich auf sich und seine Kunst.

Denn was andere Künstler machen, ist ?Kitschprogramm? ? wie die Arbeit von André Heller, den er als ?Heulsuse? bezeichnet. Dabei will Heller wahrscheinlich nur eines: Mit einem ?Einmal-Ereignis? international auffallen. Genau dasselbe also wie Metzel selbst: Der baut den Schönen Brunnen zu; Hellers Fußball-Globus stand direkt daneben.

Das Nürnberger Wasserspiel am Hauptmarkt dürfe man ?nicht als Heiligtum betrachten, sondern man muss damit aktiv arbeiten?, fordert Metzel. Fragt sich nur, wie der reagieren würde, wenn ein anderer Aktionskünstler Menzels Versteck-Kunstwerk noch einmal verhüllte.

Fakt ist jedenfalls: Der Gestalter des Schönen Brunnens kann sich nicht mehr wehren gegenüber Metzels Okkupation: Heinrich Beheim starb im 14. Jahrhundert. Ihn vertreten nun die Nürnberger Bürgerinnen und Bürger: Sie demonstrieren gegen Metzels Versteck-Kunst und bezeichnen sie mit genau dem Wort, das Metzel für die Kampagne ?Nürnberg kickt? gewählt hat: ?Katastrophal?.

Und Fakt ist auch: Bis Mitte Juli wird das Nürnberger Postkarten-Idyll Schöner Brunnen auf keinem Erinnerungsfoto zu sehen sein. Metzel kokettiert zwar mit dem ?Angebot aus dem Münchner Lenbachhaus?, seine Kunst in München durchzuführen. Doch dass die Oberbayern es sich so einfach gefallen ließen, wenn der allmittägliche Schefflertanz am Rathaus hinter 1000 Stühlen aus dem 60er-Stadion versteckt stattfände, steht zu bezweifeln.

, 01.05.2006

 

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