Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

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Heiland, Ahlenfelder und Telefon

Der Heiland ist zurück. Geht es mit Daum und Köln nun wieder aufwärts?

?Nur so viel: Ich habe noch nie gesehen, dass sich ein Trainer in wenigen Tagen so lächerlich macht ? und den ganzen Verein dazu. So ein Eiertanz ist unfassbar, das hat es in der Bundesliga noch nie gegeben. Ich will Christoph nichts unterstellen, aber die Nummer war peinlich zum Quadrat?, sagt der sympathische (Finger leicht gespreizt hinterm Rücken) Ex-Trainer des VfL Bochum, Peter Neururer, und hat endlich einmal wieder Recht.

Was sich da in Köln abspielt, ist tatsächlich hochgradig peinlich. Erwachsene Menschen beten einen Menschen an und geben sich und ihr Schicksal (sowie das eines Fußball-Vereins) in die Hand eines ?Heilands?. Was sich schon mehr als grotesk anhört und wohl auch anfühlen mag, wird in der Realität noch durch die Wirklichkeit überboten.
Warum mir in diesem Zusammenhang das wunderschöne Lied ?Hallelujah? von Leonard Cohen in den Sinn kam, mag jeder für sich selbst entscheiden, aber allein die erste Zeile des Songs (ein kurzer Einblick in die Melodie kriegt man übrigens in einer Schulchorversion hier) erscheint mir ? angesichts der kölschen Erwartungshaltung und des ?baffled king? Daum ? passend:

I heard there was a secret chord
that David played and it pleased the Lord
But you don't really care for music, do you?
Well it goes like this :
The fourth, the fifth, the minor fall and the major lift
The baffled king composing Hallelujah
Hallelujah Hallelujah Hallelujah Hallelujah...


Natürlich wird Köln spätestens in zwei Jahren wieder deutscher Meister und in drei Champions League-Sieger, aber das ? und das prophezeie ich bereits jetzt ? wird dann in vier Jahren schon nicht mehr reichen. So wie sich der Rheinländer im Karneval präsentiert, scheint er auch im wirklichen Leben: Seinen eigenen Emotionen völlig willenlos ausgesetzt (?und ständig auf Koks; wie Herbert G. singen würde). Wollen wir mal hoffen, dass der nicht lange auf sich warten lassende Aschermittwoch für alle nicht zu heftig ausfallen wird. Und nun: Bühne frei, viel Spaß mit Christoph D. und ein dreifaches Hallelujah!

Ist ein Vormittag mit dem Ex-Schiri Wolf-Dieter Ahlenfelder schön?

Drei Mal war das Treffen bereits verschoben worden. Dem ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder ging es in den letzten Tagen nicht besonders. Der Kreislauf machte ihm zu schaffen. Nach ein paar Späßen über das für diese Jahreszeit viel zu warme Wetter (?Glühwein kann ich Ihnen leider nicht anbieten!?), begann Ahlenfelder zu erzählen. Zuerst von früher und all den schönen Anekdoten, die ihn bis heute noch verfolgen. ?2000 Mal habe ich die Geschichte von den Malteser-Schnäpsen und dem zu frühen Halbzeitpfiff schon erzählt?, sagt Ahlenfelder und fügt hinzu, ?aber die Leute wollen die Sachen halt immer wieder hören. Und ich erzähle sie, ehrlich gesagt, auch gerne.?

Das merkt man ihm an und so entwickelt sich ein nettes Gespräch, bei dem der Ex-Schiri allerdings deutlich die Hosen anhat. Ahlenfelder will wichtig genommen werden, weil er in seinem früheren Leben ? über das er nun berichtet - auch einmal wichtig war. Dass dies heute nicht mehr so ist, spielt in den Momenten der Erinnerung an früher keine Rolle. Doch irgendwann ? abrupt, von einem Augenblick zum nächsten ? bricht da plötzlich und unvermittelt eine Wunde auf, die seit seinem Rücktritt vor knapp zwanzig Jahren nur oberflächlich verheilt ist. Ahlenfelder beginnt zu weinen. Seine Wut auf die Funktionäre, die ihm ?alles? genommen haben, ist immer noch frisch. Mit ?alles? meint Ahlenfelder eigentlich den Fußball und die Schiedsrichterei, aber tatsächlich ist es die ?große Bühne?. Zuhause, alleine im Oberhausener Wohnzimmer, vermisst er die Menschen, die ihn geliebt, die ihn hofiert haben. Er denkt deshalb gerne an früher zurück. An den Mann im schwarzen Trikot, der sich selbst ?Ali? nennt.

Am Ende des Interviews, das er in Original-Schiedsrichter-Montur geführt hat, zieht er sein Trikot aus. ?Willst du es haben, Jung??, fragt er mich und bedankt sich für das Gespräch. ?Solche Vormittage bauen mich wieder auf?, verabschiedet er sich wenige Minuten später mit einem herzlichen Lächeln und einem freien Oberkörper an der Tür?

(Ein kurzes Video vom Vormittag mit Wolf-Dieter Ahlenfelder findet Ihr )

Warum rief damals halb Italien bei Diego A. Maradona an?

Im Oktober 1990 führte Diego A. Maradona im italienischen Fernsehen gerade vor einem Millionenpublikum ein Telefoninterview mit dem Sender RAI, als mitten im Gespräch eine aufgeregte Stimme zu hören war: ?Nummer 81-650054 ? bitte machen Sie die Leitung frei, ein dringendes Gespräch aus Argentinien.? Es war das letzte Telefonat, das der große argentinische Nationalheld unter dieser Nummer führen konnte. Tausende Italiener probierten noch während der laufenden Sendung ihr Glück. Doch die Leitung brach zusammen ? und zurück blieb ein stocksaurer Maradona?

Ben Redelings, www.scudetto.de

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