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Deutschland entdecken-Auf Heimattour mit dem VfL Bochum (4)

Standortbestimmung: Die große Ungewißheit vor dem Spiel? in Ahlen!

Ich schwanke. Der letzte Montag gegen Cottbus hat uns alle etwas verwirrt. Stolzierten noch eine Woche vorher sämtliche Bochumer Anhänger siegesgewiss und selbstbewußt aus dem Saarbrücker Ludwigsparkstadion oder den heimischen Kneipen, so ist nun mehr zu der nach wie vor festen Überzeugung, dass es sich nur um ein Jahr in der Provinz handeln wird, ein Stück Skepsis gekommen.

Freitag heißt es: Ahlen, wir kommen!

Freitag heißt es: Ahlen, wir kommen!

Schwupps hat sich ein Gefühl dieser niederträchtigen Angst eingeschlichen, das einem vermitteln will, dass man doch nicht so gut ist, wie man eigentlich dachte. Der ehemalige Mainzer Spieler vom Typ ?ewiges Talent? Fabrizio Hayer hat das einmal in einer anderen, weitaus komplizierteren Situation so schön formuliert: ?Ich weiß auch nicht, wo bei uns der Wurm hängt? oder wie es im Fußball gang und gäbe ist: ?Wir wissen nicht, wo wir stehen.?

Dass Cottbus keine Übermannschaft ist, haben sie einige Tage später ein paar Meter von uns entfernt im Pokal gegen Essen gezeigt. Nur knapp im Elfmeterschießen siegten die Lausitzer und haben dabei mehr Glück als Verstand offenbart. Doch gerade das macht einen Fan des VfL Bochum ein wenig stutzig. Wie soll man also die beiden ersten Spiele ? lassen wir den ungefährdeten 6:0-Pokalerfolg bei TeBe Berlin vom Samstag mal außer Acht ? bewerten? Eine gar nicht so einfache Aufgabe und wenn ich ehrlich bin, ein stückweit Sorge ob der erfolgreichen Realisation des ?Projekts Aufstieg? kann ich nicht vollends leugnen. Lassen wir doch mal die Worte eines alten Freundes und Stadiongängers Revue passieren, der nach dem zigsten planlos hoch nach vorn in die Mitte gedroschenen Balls, trocken meinte: ?Die spielen ja völlig ohne System?. Ein paar Meter weiter links von uns rief eine vor Entsetzen verzerrte Stimme wenige Minuten später, als die Bochumer Abwehr wieder einmal eine gefährliche Situation zu überstehen hatte: ?Die gewinnen ja nicht ein Kopfballduell.? Und wahrhaftig, genau diese beiden Aussagen treffen den Nagel auf den Kopf. Teilweise war es grausam mit anzusehen, was die Bochumer auf dem Platz ablieferten. Man fühlte sich gleich unangenehm an die vorherige Saison unter Neururer erinnert. Keine schönen Erinnerungen, wie man wohl nicht unbedingt hinzufügen muss. Fast nichts war mehr zu sehen von dem schönen und unbekümmerten Spiel nach vorn aus der Vorbereitung. Vielmehr machte sich ein wenig der Eindruck breit, dass wenn im ersten Spiel Saarbrücken eine der zahlreichen Möglichkeiten in der ersten Halbzeit genutzt hätte, ein komplett verhagelter Saisonstart das Ergebnis hätte sein können. Doch was wirklich Hoffnung macht, waren die schön heraus gespielten Treffer des VfL. Und an dieser Stelle muss man einmal einen Spieler loben, der ansonsten sowohl in der ersten wie in der zweiten Liga anscheinend nichts zu suchen hat: Philipp Bönig. Seine Leistungen seit knapp zwei Jahren sind leider nur mit einem Wort zu beschreiben ? unterirdisch. Man darf gespannt sein, wie lange Bönig noch über seinen Verhältnissen leben darf. Warum bisher kein VfL-Offizieller diese Meinung länger als ein Spiel (kurze Pause unter Neururer) teilte, darf nur vermutet werden. Manchmal aber verführt es den blau-weißen Betrachter zu einer illusorischen Hoffnung. Wie wäre es denn einmal, wenn ein Spieler selbst erkennen würde, dass er für eine bestimmte Liga nicht taugt? Und diese Selbsterkenntnis dann auch noch seinem Arbeitgeber mitteilen würde? Natürlich wird dies nie geschehen -  Geld, Ansehen und Selbsttäuschung wiegen mehr -, aber träumen darf man ja. Und was solch eine vermeintliche ?Herabstufung? manchmal für wundersame Entwicklungen nach sich zieht, kann man am besten an Michael Bemben in Essen sehen. Kaum ist er Regionalligaspieler und da angekommen, wo er hingehört, klappt es plötzlich. Ich bin mir fast sicher, dass es Bemben momentan besser geht, als in den Jahren als überforderter Ersatzspieler beim VfL Bochum.

Die Anzeigetafel lügt nicht: Punktverlust!

Die Anzeigetafel lügt nicht: Punktverlust!

Doch warten wir die weitere Entwicklung unserer Zweitliga-Truppe einfach einmal ganz unaufgeregt ab. Um ehrlich zu sein, bin ich jetzt, ähnlich wie Rein van Duijnhoven (der hervorragend hielt, bester Bochumer und Mann auf dem Platz war) erst einmal froh darüber, dass am Ende wenigstens ein Punkt gerettet werden konnte. Ein Punkt ist besser als kein Punkt, lehren uns die Fußballweisen und haben Recht. Es ist halt eine ?Schweineliga? und wir müssen jetzt dadurch. Ob wir wollen oder nicht.

Dass man aber durch eine gehörige Portion Einsatz, Leidenschaft und Engagement eine Menge (fast alles!) erreichen kann, haben uns am Freitagabend bereits die eigenen Amateure (neuerdings DFL-Deutsch VfL II) im Pokal gegen den Ligakonkurrenten der Ersten Mannschaft, Erzgebirge Aue, gezeigt. Minutenlang wurde das Team zu Recht nach dem Spiel gefeiert. Nur mit viel Glück konnte Aue am Ende mit 3:2 in die nächste Runde einziehen. Gerecht war das eigentlich nicht, aber wer fragt schon in ein paar Jahren danach. Und deshalb heißt es ?Durchhalten? und auch ein bisschen auf bessere Schiedsrichter hoffen. Denn was Florian Meyer und seine Linienrichter gegen Cottbus ablieferten, war geradezu skandalös. Der nicht geahndete Tritt von Kioyo gegen einen am Boden liegenden und verletzten Maltritz war nur der Höhepunkt eines total unsouverän und häufig selbstverliebt gepfiffenen Spiels. Übrigens hat ein Bochumer Bürger laut der Zeitung mit den großen Buchstaben ?Strafanzeige wegen vorsätzlicher gefährlicher Körperverletzung? gegen Kioyo gestellt. Eine übertriebene Reaktion? Man darf darüber streiten und auf den Ausgang gespannt sein. Mir wäre allerdings lieber gewesen, das Schiedsrichtergespann hätte bereits auf dem Platz entschieden. Vielleicht hätte dann Bochum das letzte Kopfballduell (gegen Kioyo war es) nicht auch noch verloren und der Spruch am Ende eines jeden Textes dieser Reihe wäre noch glaubwürdiger. Aber egal, trotzdem gilt: Wir steigen auf, wir steigen ab ? und zwischendurch UEFA-Cup!

 

Ben Redelings , 24.08.2005

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