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Deutschland entdecken-Auf Heimat-Tour mit dem VfL Bochum (6)

1:0 gegen Rostock?oder die trüben Gedanken zum Herbstanfang!

 "Wenn es um die Verteilung der Fernsehgelder geht, höre ich nur noch das Wort Solidarität, welches ich inzwischen hasse wie die Pest. Fußball ist ein kapitalistisches System - mit einem kommunistischen Verteilerschlüssel in der Bundesliga." (Karl-Heinz Rummenigge)  

28 Tage mussten wir Bochumer warten. Fast einen ganzen Monat hatte sich der Spielplan der DFL zwischen dem ersten und dem zweiten Heimspiel Zeit gelassen. Das ist - gelinde gesagt ? Wahnsinn! Und ohne schon wieder darauf rumreiten zu wollen, muss man kurz erwähnen, dass auch dieses Spiel an einem Montag, an einem DSF-Montag, stattfand. Ehrlich gesagt, habe auch ich die Schnauze voll, mich ständig über die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs im Allgemeinen und vor allem im Speziellen zu beklagen, aber scheinbar ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Somit lohnt es sich prinzipiell gegen all das Aufzustehen, was in den letzten Jahren passiert ist und vor allem was noch kommen wird. Aber auch nur prinzipiell?

Denn auch ich werde den Arsch nicht rechtzeitig hoch bekommen. Schleichende Entwicklungen sind nämlich trügerisch. Beständig denkt man so vor sich hin: Ist zwar nicht schön, aber so schlimm ist es auch wieder nicht. Und dann lässt man sich auch noch zusätzlich einlullen, von den ewigen Jasagern, die man eh ohne große Anstrengungen wie eine Schafsherde in ihr Verderben führen kann.

Also, es ist Montagabend. Und da der VfL spielt, trotte ich natürlich brav ins Stadion. Habe ich immer so gemacht und deshalb wüsste ich auch gar nicht, warum ich es einmal bleiben lassen sollte. Karte habe ich noch nicht ? ist ja zweite Liga -, kaufe ich also am Häuschen. Und da nicht richtig was los ist? ist ja zweite Liga -, bemerke ich erstmals, dass ich da gerade 9 Euro über die Kassentheke geschoben habe. Ich bin eigentlich keiner dieser Umrechner, aber da die Kollegen noch auf sich warten lassen, mache ich das dann doch mal eben schnell im Kopf. Hups, 17,60 Mark. Naja, man sollte dieses Umrechnen ja auch lieber sein lassen, denke ich noch so still vor mich, aber dann stupst mich schon von der Seite einer der Kollegen an und fragt: Waren die Karten eigentlich immer schon so teuer?

Das Spiel ist schlecht und als dann irgendwann auch noch die schon so häufig gehörten aber immer noch beliebten Scherze ausgehen, höre ich jemanden hinter mir sagen: Und für so einen Scheiß gebe ich 9 Euro aus! Nee, nee, schüttel ich innerlich den Kopf, jetzt lasst uns ja nicht auch noch mit so einem Quatsch beginnen: zu gucken und abzuwägen, ob für das Gekicke 9 Euro gerechtfertigt sind. Erstens bringt das nichts und zweitens zahlen wir ja auch keinen Nachschlag, wenn es am Ende total super gewesen ist, lege ich mir noch so zurecht. Aber zu spät! Die Frage setzt sich bei mir im Kopf fest.

Auf dem Nachhauseweg höre ich zwei schnaufende Rentner hinter mir, die über den VfL, über die Rente und überhaupt klagen. Alles scheiße, nichts mehr so wie früher und jetzt wollen die auch noch die Mehrwertsteuer erhöhen. Dann kostet die Karte bald 10 Euro, sagt der eine und der andere erwidert: Dann gehe ich nicht mehr hin!

Nächste Woche sind wir, denke ich einmal, wohl alle dennoch wieder da. Gut so, aber schön wäre es trotzdem, wenn alles einmal ein Ende hätte. Geld, Geld, Geld. Langsam ist mir das alles endgültig zuwider. Ich habe die Gehälter der letzten Jahre eh nie verstanden und werde sie auch nicht mehr lernen zu verstehen. Der Markt als sich selbst regulierendes Etwas ist mir ein Rätsel und unsympathisch. Wenn wir tatsächlich die Doofen sind, die man ohne Widerworte ausnehmen kann wie eine Weihnachtsgans, dann sind wir eben auch selbst Schuld. Sollten wir also einfach nicht mehr hingehen!

Die größte Scheiße ist dabei aber, dass man sich die Sache mit der Fan- und Fußballliebe nicht ausgesucht hat. Die steckt in einem drin und lässt sich nicht mit ein paar guten Worten vertreiben. Auch die Liebe zu einer Frau kann uns allerhöchstens für einen Moment zur ?Vernunft? bringen, aber am Ende kommen wir alle wieder zurück (sehr schön übrigens auch nachzulesen in dem aktuellen Buch von Axel Formeseyn: Voll die Latte). Und das nutzen die Bosse von der UEFA, von den Vereinen und nicht zuletzt vom Fernsehen bedingungslos aus.

28 Tage kein VfL-Heimspiel am Anfang der Saison. Sechzehn Tage Pause zwischen zwei Spielen. Dafür nun gleich drei Spiele in den nächsten sieben Tagen (eines davon sogar um 17.30 Uhr an einem Dienstag). Junge, Junge, der Fußball ist endgültig verrückt geworden. Und jetzt meckert auch noch Kalle Rummenigge aus München ganz lautstark an der UEFA herum, weil die ein Premiere-Angebot annehmen wollen, dass das Free-TV auf internationaler Ebene weitgehend beenden würde. Man könnte fast drauf reinfallen und glauben, der Kalle würde für uns und unser ?Menschenrecht? auf freien TV-Fußball kämpfen. Aber leider liegen die Dinge anders. Dem Kalle haben nämlich die Sponsoren gesagt, dass sie demnächst weniger zahlen wollen wegen der Reichweite und so. Und da der Kalle aber nicht viel mehr Geld von der UEFA bekommen wird, hat er nun Angst, dass er seine zwei warmen Mahlzeiten am Tage nicht mehr bezahlen wird können. So ist das eben mit dem Fußball von heute und der schleichenden Entwicklung. Manchmal fällt auch der Kalle drauf rein.

Da ist mir der Franz Beckenbauer und der Verein Red Bull Salzburg doch wesentlich lieber. Die machen Nägel mit Köpfen. Im Staatsstreich haben die den Verein (ehemals übrigens Austria geheißen ? nur so für Nostalgiker) ?modernisiert?. Drei Leute fürs Marketing stehen bei denen auf der Webseite, nur mal so nebenbei erwähnt, im Impressum. Wer wissen will, wie der Fußball der Zukunft aussehen wird, der reise nach Salzburg.

Und was hat das alles mit dem VfL Bochum zu tun? Leider eine ganze Menge, auch wenn man das auf den ersten Blick nicht vermuten mag. Doch der zweite Blick kann da schon aufschlussreicher sein. Aber Gott sei Dank haben wir noch etwas, auf das wir ein bisschen stolz sein können. Wir haben einen Präsidenten, der seine Fehler hat, aber der ? auch wenn er eigentlich einer anderen politischen Couleur angehört ? ein Wort noch kennt und pflegt: Solidarität. Vielleicht denkt er dabei sogar auch ab und zu ein bisschen an uns.

Und vielleicht sollten auch wir ab und zu an uns denken und doch noch rechtzeitig den Arsch hoch bekommen (auch wenn es mühselig und lästig ist). Salzburg ist Mahnung genug! Doch erst einmal wollen wir Bochumer zurück an die ?Fleischtöpfe? der Liga. Die Provinz ist schön und gut und lässt uns viel Zeit für abseitige Gedanken. Aber schöner ist immer noch unser Motto: Wir steigen auf, wir steigen ab ? und zwischendurch UEFA-Cup!

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