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Deutscher Fußball-Kulturpreis feiert sich selbst

Fünfte Preisverleihung in Nürnberg kopflastig /
Otto Rehhagel erhält Walther-Bensemann-Preis

Ein erstes, kleines Jubiläum konnte die Deutsche Akademie für Fußballkultur in der Nürnberger Tafelhalle am 29. Oktober 2010 feiern: Die fünfte Auflage der Verleihungsgala für den ?Deutschen Fußball-Kulturpreis?.

Dass der ? als Marke registrierte und mit der Figur ?Max? vergebene ? Preis inzwischen überregionale Aufmerksamkeit erregt, war diesmal unter anderem an der Anwesenheit eines ZDF-Kamerateams zu bemerken. Auch die Zahl der 36 Bewerbungen zum öffentlich ausgeschriebenen ?Lernanstoß ? der Fußball-Bildungspreis? sowie über 70 90-Sekunden-Filme, die sich um den ?Fanpreis: Fan-Video des Jahres? bemühten, steht dafür. Und nicht zuletzt die Beteiligung von Prominenten in den verschiedenen Jury-Gremien.

Schauspieler Peter Lohmeyer (?Das Wunder von Bern?) und Grünen-Vorsitzende Claudia Roth waren dabei, als das beste Fanvideo gekürt wurde. ?Die Liebe meines Lebens?, von den Filmstudenten Sebastian Rasch und Jan Suwalski professionell in Szene gesetzt, überzeugte auch sie. Einen ?Mini-Bildungsroman? nannte Laudator Christof Siemes (Wochenzeitung ?Die Zeit?) das, was in ?Die Liebe meines Lebens? zu sehen ist. Nämlich ?Boy Meets Ball? statt der bekannten ?Boy Meets Girl?-Geschichte. Auch wenn am Ende eine Verwandlung passiert, die an den Froschkönig erinnert.



?Fußball trifft Kultur?: Darum geht es nicht nur in der Nürnberger Akademie, sondern auch beim ?Lese- und Integrationsförderungsprojekt der Literacy Campaign gGmbH? (LitCam) mit Partnern in Frankfurt, Berlin, Hamburg, Stuttgart und anderen (Groß-)Städten. Mit dem Anreiz, bei Bundesligavereinen trainieren zu können, lockt man Jungen und Mädchen aus so genannten ?bildungsfernen Schichten? an. Doch neben Kicken ist auch Lesen und Ergänzungsunterricht angesagt. So wird beispielsweise die Fußballtabelle mathematisch betrachtet. Schön auch, dass das Projekt nicht auf die bereits mitmachenden Städte begrenzt ist: Dortmund und Gelsenkirchen sind schon in Planung, heißt es von LitCam.

Das Fußballbuch des Jahres hat diesmal Christoph Biermann geschrieben. Es heißt ?Die Fußball-Matrix? und dreht sich um die Suche von Trainern, Spielern, Fans nach dem ?perfekten Spiel?. Im WM-Jahr 2010 hatten die Juroren bei 500 Neu- erscheinungen mehr denn je die Qual der Wahl: Allein zwei Bücher über Torhüter und zwei über das Abseits waren darunter.

Es wird also immer intensiver über Fußball nachgedacht, obwohl doch ? wie Martin Walser einst schrieb ? nachdenken über Fußball noch sinnloser sein soll als Fußball selbst. Und auch wenn die Torquote konsequent in den Profiligen sinkt: Hat man das ?perfekte Spiel? gefunden, beginnt die Suche nach dem nächsten. So lautet die Quintessenz der ?Fußball-Matrix?, aus der Christoph Biermann vorlas, mit viel zustimmendem Nicken im Publikum.

Das war diesmal auf eine Haupt- (für die Promis) und eine Gegentribüne (für zahlende Gäste und die Presse) verteilt worden. Wohl, um keine Routine aufkommen zu lassen, aber auch, damit mehr Gäste dabei sein können bei der Preisgala. Deshalb war schon zu Beginn die Verwirrung auf den ?Billigen Plätzen? groß: Das waren zwar keine Stehränge, aber eben auch keine nummerierten Sitze. Dennoch durfte auch die Gegentribüne bei der Wahl des Fußballspruchs des Jahres mitstimmen.



Zur Auswahl standen diesmal die Sprüchemacher:

Thomas Tuchel, Trainer von Mainz 05 (über ein Spiel beim FC Bayern): ?Helfen würde uns ein schnelles Tor und ein schneller Abpfiff, und vielleicht können wir ja den Mannschaftbus vor unserem Tor parken.? Lothar Matthäus, Franke (über sich): ?An den Spekulationen über mich möchte ich mich nicht beteiligen.? Jürgen Klinsmann (über David Villa bei der WM 2010): ?Einfach traumhaft, wie er eins gegen eins geht ? gegen zwei Leute.? Doch am Ende siegte haushoch Trainerlegende Udo Lattek: ?Im Kölner Stadion ist immer so eine super Stimmung, da stört eigentlich nur die Mannschaft.?

Philipp Köster, 11-Freunde-Chef und von Freunden ?Rotbäckchen? genannt, versuchte sich an der Moderation des Publikumspreises. Doch an die in den Vorjahren tätigen Spielleiter konnte er nicht heranreichen, erinnerten sich Stammgäste mit etwas Wehmut. Jedenfalls wurde Köster der Ankündigung der Fußballspruch-Wahl mit ?Jetzt wird?s lustig!? von Katrin Müller-Hohenstein (ZDF Sportstudio) nicht wirklich gerecht. Denn selbst Sprüche-Senior Hans Meyer (Preisträger 2007 mit ?In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer wieder das Gleiche?) fiel zu Kösters Fragen nicht viel Lachenswertes ein.

Wie auch insgesamt die Veranstaltung diesmal eher kopflastig war. Daran konnte auch der Running Gag des Abends nichts ändern, die New Orleans Rhythm`n Brass Band Nürnberg: Mit je einem Gute-Laune-Stück pro Pause bewegten sich die Blas-Musiker nebst ?Grand Marshall? Karin Sand quer über das Spielfeld.

Und was war mit den ?echten? Fußballpreisen? Da gab es zuerst einmal 1.000 Euro von Theophil Grabands Teambank für den einzig wahren Fair-Play-Spieler Per Mertesacker, Verteidiger bei Werder Bremen. Der bedankte sich zuerst per Videobotschaft und am nächsten Tag per Niederlage gegen den Glubb beim Nürnberger Publikum für die Auszeichnung.

Otto Rehhagel (72), unter anderem bei Borussia Dortmund, Bayern München, hauptsächlich aber bei Werder tätiger Ex-Bundesligatrainer mit griechischer Hochachtung (König Otto) war dagegen selber da, um die höchste Auszeichnung des Abends entgegen zu nehmen: Den Walther-Bensemann-Preis für sein Lebenswerk.

Den Grundstein dafür habe der Essener durch zwei unerwartete Titel mit den Mannschaften 1. FC Kaiserslautern (1997 Meistertitel als Aufsteiger) und Griechenland (2004 Europameister) gelegt, bekannte Laudator und Rehhagel-Freund Rainer Holzschuh vom Kicker-Sportmagazin. Seinen Spitznamen ?Torhagel? soll er übrigens seiner Zeit beim BVB verdanken, genauer dem 0:12-Debakel am letzten Spieltag der Saison 1977/78 gegen Borussia Mönchengladbach, als der heutige ?Rehakles? als Trainer die Schwarzgelben coachte.

Seit 47 Jahren sei er verheiratet, und seine Ehefrau Beate versuche immer wieder mit ihm zu streiten. ?Doch ich sage dann immer nur: Der Ball muss ins Tor? ? schon sei´s vorbei mit der Streiterei, verriet Otto Rehhagel sein Ehe-Erfolgsrezept. Ob es stimmt, konnte nicht geklärt werden: Beate war nicht in Nürnberg dabei. Seinen jüngeren Berufskollegen gab Rehhagel als Fußball-Erfolgsrezept mit auf den Weg: ?Du bist als Trainer ohne Spieler nichts! Alles ist der Umgang mit den Menschen!?



Diesen Umgang mit den Menschen beherrscht übrigens hervorragend Karla Kick. Wer diese "Katze im Bärenkostüm" noch nicht kennt: Sie ist das offizielle Maskottchen der FIFA-Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland. In Nürnberg schmeichelte sich Karla jedenfalls schon mal kräftig ein ? nicht nur bei Sportstudio-Frau Müller-Hohenstein, die dies scheinbar eher widerwillig über sich ergehen ließ.



 (Text und Fotos) - 30.10.2010

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