Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

Wir über uns

 | 

Impressum
Home
Gelbfieber
Konferenz
Smalltalk
Abgegrätscht
Freier Raum
Kirsche-Shop
< November 2010 >
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11 12 13 14
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28
29 30  

Nationalelf:

REVIER-Kolumne:

Redaktionssitz:

 <<< zurück

Mehr als „nur“ ein Vorstadtverein

Bundesliga-Aufstieg 1990 gemeinsam: Trainer Hannes Bongartz und Mäzen Klaus Steilmann

Bundesliga-Aufstieg 1990 gemeinsam: Trainer Hannes Bongartz und Mäzen Klaus Steilmann

Es war der 10. Mai 1990, als der Traum in Erfüllung ging. Die SG Wattenscheid 09 besiegelte mit einem 5:1 gegen die Hertha aus Berlin den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Es sollten 4 Jahre folgen in denen die ?Low-Budget-Truppe? fast alles erreicht hatte, was das Herz eines echten 09ers höher schlugen ließ. 4 Jahre Bundesliga- fußball im Lohrheidestadion, dazu die beiden Siege gegen die ?übermächtigen Bayern? (1991 mit 3:2, 1993 mit 2:0) und den Sieg gegen den ?Lokalrivalen? VfL Bochum (1992 mit 2:0). Als Krönung konnte man in der Saison 93/94 als Erstligist sogar noch auf den großen Rivalen VfL Bochum runterschauen als dieser sich in die 2.Liga verabschiedete. Somit war, zumindest für ein Jahr, Bochum Schwarz-Weiß und nicht wie sonst eigentlich üblich Blau-Weiß.

Heute, 27 Jahre später, spielt die SGW in der Verbandsliga Westfalen 2 und eine drohende Insolvenz konnte im Juli diesen Jahres verhindert werden. Eine Insolvenz wie sie dem BvB vor zwei Jahren auch bevorstand und ebenfalls in letzter Sekunde abgewendet werden konnte. Dies war bestimmt mit ein Grund, warum der BvB die Einladung zum Benefizspiel, zugunsten des Vereins, unter dem Motto ?1909 % Solidarität? gerne angenommen hat. Zum einen kann man zeigen, das man sich als ?Nachbarn im Revier? gerne unter die Arme greift, zum anderen ist dies natürlich auch ein willkommener Test der Borussen vor der schweren Aufgabe im Heimspiel gegen den SV Werder Bremen. 

Wir möchten dieses ?Benefiz-Testspiel? nutzen, um uns den Nachbarn aus Wattenscheid einmal etwas genauer anzuschauen. Und wo wir gerade beim Thema sind, werfen wir doch einen Blick auf die Statistik der Duelle von Schwarzgelb gegen Schwarzweiß. Insgesamt stand man sich ja nur in 15 Pflichtspielen gegenüber. Aus Borussen-Sicht gab es 7 Siege, 4 Unentschieden sowie auch 4 Niederlagen. In den insgesamt 8 Bundesliga- spielen gingen die Wattenscheider jedoch zumeist leer aus.

Dreimal trennte man sich friedlich mit einem Unentschieden und fünfmal ging der BvB als Sieger vom Platz. Anders sah das schon in der 2. Liga Nord, in der Regionalliga-West und - wie nicht anders zu erwarten - im DFB-Pokal aus. Im zuletzt genannten Duell warfen die Wattenscheider in der Saison 96/97 den großen Favoriten aus Dortmund in der 1. Runde mit 4:3 n.V. aus dem Wettbewerb. Eingefleischte BvB-Anhänger kann dies jedoch heutzutage nicht mehr sonderlich verwundern. Den höchsten Sieg feierte der BvB übrigens am 26. Spieltag der Saison 92/93 mit einem 6:0 (1:0). Die Wattenscheider hatten ihren höchsten Sieg im Jahre 1973 in einem Regionalligaspiel mit einem 4:1 (2:0) über den BvB. Doch genug der Statistik.

Carlos Babington

Carlos Babington

Wenn man über die SG Wattenscheid 09 spricht, muß man aber auch an die sehr gute Jugendarbeit erinnern, die dieser Verein immer schon betrieb. Die beiden jüngsten Beispiele verdienen jetzt bei den Münchner Bayern und dem Reviernachbarn Schalke 04 ihr Geld. Es handelt sich natürlich um die beiden türkischen Nationalspieler Halil und Hamit Altintop. Nicht zu vergessen aber auch ein Yidiray Bastürk, der seit dieser Saison seine Schuhe beim Deutschen Meister VfB Stuttgart schnürt. Auch der heutige Trainer von Bayer 04 Leverkusen und ein alter Bekannter in Dortmund, Michael Skibbe, hat ebenfalls in Wattenscheid das Fußballspielen erlernt.

Wer aber jetzt denkt, die Wattenscheider hätten nur auf die eigene Jugend gesetzt, der irrt sich. Durchaus ?große Namen? fanden den Weg nach Wattenscheid und trugen das schwarz-weiße Trikot. Da wäre z.B. Torjäger Ewald Hammes, der in der Zeit von 1970 bis 1980 für die SG gespielt hat. In den insgesamt 348 Spielen die er bestritt erzielte er 155 Tore. Oder der erste Wattenscheider ?Vollprofi? Jürgen Jendrossek, der im Zeitraum von 1973 bis 1977 für den Verein spielte - beide übrigens unter Trainer Karl-Heinz Feldkamp (1. Juni 1972 bis zum 14. Spieltag der Saison 1975/76 an der Lohrheide). Der spätere UEFA-Cup Gewinner Hans-Günter Bruns erzielte in seinen zwei Spielzeiten, von 1976 bis 1978, 25 Tore in 58 Spielen.

Heinz-Josef Koitka (1975)

Heinz-Josef Koitka (1975)

... und heute beim DFB

... und heute beim DFB

Im Jahre 1974 wechselte dann einer der besten Spieler der WM 74 nach Wattenscheid. Es war der 27-fache argentinische Nationalspieler Carlos Babington. Bis 1978 erzielte er in den insgesamt 120 Spielen in der 2. Bundesliga 46 Tore für die SG. Auch sonst, war die SG für viele Spieler und auch Trainer der Beginn bzw. eine wichtige Station in ihrer Karriere. Nur um ein paar Beispiele zu nennen: Keeper Jupp Koitka, der Erfinder des "Übersteigers" Hannes Bongartz, aber auch Ede Buckmaier, Markus Schupp, Markus Feinbier, "Weltmeister" Günter Hermann - sowie die Ex-Borussen Uwe Neuhaus, Michael Henke, Giuseppe Reina, Thorsten Fink, Uwe Grauer, Carsten Wolters, Karsten Baumann und Maurice Banach?

Bei all den Namen, darf man natürlich einen nicht vergessen. Er war die ?Identifikationsfigur? des Vereins schlechthin. Klaus Steilmann. Mit diesem Mann kam der fußballerische Erfolg und auch das Geld nach Wattenscheid. Er, der Selfmade-Unternehmer, Firmengründer und Mäzen des Vereins, war ein Mann für alle Fälle. Und ganz nebenbei erwähnt, gehörte Steilmann auch zu den größten Gegnern der Eingemeindung Wattenscheids in Bochum die am 1. Januar 1975 gegen erbitterten Widerstand vollzogen wurde. Selbst ein ?Volksbegehren? konnte diesen, aus Wattenscheider Sicht, schwarzen Tag nicht verhindern. 1999, nach über 30 Jahren, trat Klaus Steilmann aus der direkten Leitung des Vereins aus.

Nächste Generation: Kai Koitka (26)

Nächste Generation: Kai Koitka (26)

In diesem Jahr stieg die SG auch aus der 2. Liga ab und hat seit dem keinen Profifußball mehr gespielt. Viele verbinden den Ausstieg von Steilmann mit dem sportlichen Abstieg des Vereins. Das man jetzt in der Verbandsliga Westfalen 2 gegen Vereine wie z.B. den SV Herbede oder den Lüner SV spielt, hätte in den glorreichen, frühen 90er Jahren auch niemand gedacht.

Man kann nur hoffen, das der Verein, mit dem neuen 1. Vorsitzenden Guido Tann, jetzt wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt und sich langsam wieder nach oben arbeitet. Auch wenn der Weg dorthin sehr lang und schwierig wird, aber wenn man im Ruhrpott eines kann, dann bestimmt die ?Ärmel hochkrempeln? und den Weg in Angriff nehmen.

Auf diesem Wege kann der schwarz-gelbe Nachbar jetzt ein wenig helfen, und so viele Fans wie möglich am 7. September in das, nach der 2002 durchgeführten Modernisierung, neue aber trotzdem noch altehrwürdige Lohrheidestadion locken.

In diesem Sinne, auf bessere Zeiten in Schwarz und Weiß!

Glück Auf !

, 05.09.2007

 <<< zurück

Kirsche-Forum
BVB-Forum

Aktuelle Infos:

Medienkolumne:

Fan-Kolumne:

Fotos: