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Zweite Fußball-Kulturpreisverleihung

Fußball-Kultur-Gala um, aber ohne Alfredo di Stéfano:
Der Torjäger, der kein Stürmer war, erhielt den Ehren-Max

Katrin Müller-Hohenstein und Hans Meyer

Katrin Müller-Hohenstein und Hans Meyer

?Wenn schon der Kaiser der erste Walther-Bensemann-Preisträger ist ? kann es da überhaupt noch eine Steigerung geben?? fragten sich viele. Die Jury des Deutschen Fußball-Kulturpreises meint ja: Mit Alfredo di Stéfano hat sie diesmal einen Mann geehrt, den selbst ?der Franz? als Idol verehrt. Bei der Preisverleihung in der Nürnberger Tafelhalle musste sich di Stéfano von seiner Tochter Nanette vertreten lassen: Er hatte vom Arzt Flugverbot verordnet bekommen.

Fußball-Kultur hat nun einen Namen: Max. Die Figur, die jeder Träger des Deutschen Fußball-Kulturpreises erhält, ist nach Aussage der Veranstalter von Kicker-Sportmagazin bis Stadt Nürnberg dem FCN-Idol Max Morlock nachempfunden. Was dessen Tochter Ursula Diehl vehement bestreitet. ?Der Kopf ist ein bisschen eckig?, hat Diehl erkannt.

Sie wird dabei unterstützt von Hans Meyer, ?dem Trainer des künftigen UEFA-Cupsiegers?, wie er von der fernseherfahrenen Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein launig begrüßt wird. Meyer hat bei der Preisverleihung ein echtes Heimspiel: Als das Publikum den Fußballspruch des Jahres küren soll, kündigt Kabarettist Django Asül die Kür auch gleich als ?Wahl des Hans-Meyer-Spruchs des Jahres? an. Prompt gibt es bei der finalen Abstimmung viele Voten für Christian Eichler, der laut Asül ?in der Rolle der Frau Pauli hier antritt.? Dennoch gewinnt der Club-Trainer den Spruch-Max mit dem Satz: ?In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche.? Doch Ex-DDR-Mann Meyer wäre nicht er selbst, wenn er nicht ironisch anmerken würde: ?Eure Demokratie war mir schon immer suspekt.?

Aber den Deutsche Fußball-Kulturpreis erhalten nicht nur Clubtrainer oder berühmte Fußballer. So gibt es einen ?Fußball-Bildungspreis Lernanstoß.? Als Sponsor tritt der Nürnberger Tessloff-Verlag auf, bekannt für die Buchreihe ?Was ist was??. Den Geldpreis teilen sich diesmal die Richard-von-Weizsäcker-Schule Münster und das Lernzentrum des 1.FC Union Berlin. ?Gemeinsam Erfolg haben, wenn sie sich an Regeln halten? ? das lernen ?14 verhaltensauffällige und emotional gestörte Schüler im Alter von neun bis 11 Jahren? in einer Fußball-AG in Münster. Und ?Eisern Union? ergänzt die Bildungsangebote von Schule und Ausbildung für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche direkt auf dem Vereinsgelände. Schwerpunkt wird dabei auf Kommunikationstechniken gelegt: Das geht bis zur Hilfe bei der Suche nach Ausbildungsplätzen.



?Fangesänge sind die Urform der kulturellen Betätigung rund um den Fußball?, hat die Fußball-Kultur-Akademie erkannt ? und deshalb erstmals den ?Fangesang des Jahres? gesucht und mit dem ?Schlumpflied? der Anhänger des FSV Mainz 05 um Rolf Böhme auch gefunden. Erfinder Böhme ? wie im Stadion ohne Megafon ? darf sein ?Sagt mal, wo kommt Ihr denn her?? auch in der Tafelhalle zum Besten geben. Doch die vielstimmige Antwort kommt hier nicht von Mainz-Fans mit tiefen Stimmen, sondern vom ?Jungen Chor Nürnberg?. Gerade die Jungs und Mädels ? in rotweißen Mainz-05-Outfit ? reißen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Und sogar der Sponsor Kulmbacher, der Böhme und Co. 500 Liter Freibier mitgebracht hatte, ist so begeistert, dass er für die Sängerjugend 500 Liter Mineralwasser auspackt. Dabei heißt es doch im Mainzer Schlumpflied ausdrücklich: ?Nehmt Ihr Riesling mit ins Bett? Ja, sonst sind wir nicht komplett!?

Ronny Blaschke hat das Fußballbuch des Jahres 2007 geschrieben. ?Im Schatten des Spiels. Rassismus und Randale im Fußball? heißt Blaschkes Erstlingswerk, im ?Verlag die Werkstatt? erschienen. ?Ideologiefrei, aber erstklassig recherchiert berichtet das Buch auch über unangenehme Realitäten?, speziell in der Hooligan-Szene. Deshalb habe sich der Autor das Preisgeld von Easy Credit verdient, begründen die Juroren.

Hübsch: "Weltmeisterin" Fatmire Bajramaj

Hübsch: "Weltmeisterin" Fatmire Bajramaj

Doch die Gala hat auch Überraschungsgäste parat: So berichtet Rainer Bonhof über den ?harten Hund?, der Alfredo di Stéfano gewesen sei. Männer-Weltmeister Bonhof durfte in den 1980er Jahren unter dem Fußballidol trainieren. Und sogar eine frisch gebackene Frauen-Weltmeisterin ist in Nürnberg zu Gast: Fatmire Bajramaj. Meist als Einwechselspielerin sorgte die 19-Jährige als Jüngste im WM-Kader in China für viel frischen Wind ? und in Nürnberg begeistert sie nicht nur die Männer. ?Eine Wahnsinnsfrau? urteilt Fachjournalistin Müller-Hohenstein über ihren weiblichen Gast mit den fliegenden Locken. Übrigens die erste Muslima, die in einer deutschen Frauen-Nationalmannschaft kickt.

Dennoch war die Gala irgendwie eine Hans-Meyer-Show. Mit dem Pokalsieg und dem Weiterkommen im UEFA-Cup hat er inzwischen in der Noris fast Kultstatus erreicht wie Max Morlock. Auch in der Preisfigur ?Max? erkenne er sich wieder, meint er: ?Der sieht aus wie ich: In 15 Jahren sollte er Hans heißen?, fordert Meyer unter tosendem Publikumsapplaus.

Walther-Bensemann-Preis für Alfredo di Stéfano

Nanette di Stéfano (Mitte) zwischen Katrin Müller-Hohenstein und Nürnbergs OB Maly

Nanette di Stéfano (Mitte) zwischen Katrin Müller-Hohenstein und Nürnbergs OB Maly

Der Ehren-Max, offiziell Walther-Bensemann-Preis genannt, ?zeichnet Personen der Zeitgeschichte aus, deren langjähriges Wirken in der Tradition Walther Bensemanns steht?, So besagt es die Ausschreibung der vom Kicker-Sportmagazin mit 10.000 Euro ausgestatteten Ehrung, benannt nach dem deutschen Kicker-Gründer jüdischen Glaubens.

?Alfredo di Stéfano war nach dem 2. Weltkrieg der Allrounder im Fußball. Er war Herrscher und Sklave der Mannschaft zugleich?, erklärt Kicker-Chefredakteur Rainer Holzschuh mit glänzenden Augen. Die Karriere des gebürtigen Argentiniers ist unvergleichlich. In drei Nationalteams spielte di Stéfano: Sowas ließe die FIFA heute nicht mehr zu. 405 Tore schoss er alleine für Real Madrid, obwohl er kein Stürmer war. Und noch heute sei er dabei, wenn neue Real-Spieler verpflichtet werden, berichtet Rainer Holzschuh. Ein würdiger Träger des Preises nach Walther Bensemann, dem ?Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte?, wie ein Buchtitel lautet.

Fangesänge und weitere Infos auf www.fussball-kultur.org.

 (Text und Fotos), 10.10.2007 

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