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Die Liga, wie sie singt und lacht

Die fünfte Jahreszeit hat den Fußball erreicht, die Kirsche macht den ?Jeck-Check? und stellt fest: Auch ohne die Karnevalsvereine 1. FC Köln und Mainz 05 verfügt die Bundesliga über ein närrisches Potential, das sich sehen lassen kann. Und ein prominentes Spitzentrio, das den karnevalistischen Spitzenwert von elf Kappen erreicht.

Wer meint, im Karneval sei alles anders, muss sich gleich zu Beginn enttäuscht sehen. Denn wie im richtigen Leben nimmt Bayern München einen Spitzenplatz ein. Der ruhmreiche Rekordmeister wird von einem waschechten Dreigestirn geführt: Prinz Kalle, Jungfrau Franz und Bauer Uli sind allzeit bereit, hanebüchenen Unsinn zu verzapfen und werden dafür stets mit einem kräftigen Tusch von der Saal-Kappelle (?Bild?-Zeitung) belohnt. Außerdem können sie jederzeit ihre Veranstaltungen mit bekannten Künstlern aufmotzen: Lukas Podolski (?De Höhner?), Luca Toni (?11 Spaghettis?) oder Franck Ribery von den ?Feixenden Fröschen? - Geld spielt keine Rolle. Keine Frage, Bayern hat elf Kappen verdient.


Zwar wird auch im Norden gern mal gefeiert, aber Prinz Karneval ist kein Küstenkind, der Frohsinn hat halt nicht so nah am Wasser gebaut. Werder Bremen bekommt eine Ehrenkappe für den trockenen Humor seines Präsidenten Born und des Trainers Thomas Schaaf. Eine zweite Kappe gibt es für Torwart Tim Wiese, ein echter Narr, in jeder Hinsicht. Ein solcher ist auch sein Namensvetter Borowski, weil der dem Reiz der großen Kohle erlegen ist und ab Sommer lieber beim FC Hollywood an der Isar kickt. Drei Kappen sind Bremer Recht.

Ähnlich bescheiden sieht es beim HSV aus. Eine Kappe gibt es für Uwe Seeler, weil dessen Pappnase täuschend echt aussieht und oft das Rot der Traditionshosen des Vereins überstrahlt. In Sylvie van der Vaart verfügt der HSV über das mit Abstand schönste Funkenmariechen der Liga, mit HSB-Nordbank-Arena zudem über einen der beknacktesten Stadionnamen. Macht unterm Strich drei Kappen.

Geographisch eine Hochburg, genügt Bayer Leverkusen in der Realität leider keinerlei höherem karnevalistischen Anspruch. Seit die Trumm (Reiner Calmund) nicht mehr schlägt, ist wenig los unterm Bayer-Kreuz, einzig Rudi Völler hat Potential. Eine Kappe, mehr ist nicht drin.

Wenn ein Fußballverein seine Heimspiele in einer Turnhalle austrägt, dann muss auch ich als Borusse über meine Schatten springen: Volle elf Kappen für die ?Knappen?!

Der Karlsruher SC ist im Epizentrum der alemannischen Fasnacht beheimatet, aber das ist es auch schon. Der sportliche Höhenflug geht einher mit jecker Tristesse, leider keine Kappe für den KSC.

In Hannover findet das größte Schützenfest der Welt statt, mit Karneval haben die Ex-Kanzler-Städter wenig am Hut. Keine Kappe für 96, tut mir leid.

Der VfB Stuttgart gibt sich immerhin Mühe. Als deutscher Meister die Bundesliga im Europapokal derart lächerlich zu machen, ist unter närrischen Gesichtspunkten aller Ehren wert. Außerdem ist Stuttgart die Heimat von Jürgen Klinsmann. Dass ausgerechnet der ab Sommer Bayern-Trainer wird, gibt locker zwei Extrakappen, macht insgesamt drei für die luschtige Schwobe.

Eintracht Frankfurt hätte jahrelang lässig in der Spitzengruppe mitgeschunkelt, doch die Zeiten, in denen Redner bei Jahreshauptversammlungen mit der Faust zum Schweigen gebracht wurden, sind vorbei. Die Hessen kriegen drei Kappen, das verdanken sie allein ihrem Trainer Friedhelm Funkel. Der Junge kommt aus Neuss im Rheinland, feiert ausgiebig Karneval und verfügt insbesondere abseits der Mikrofone über eine Menge Humor.

Kommen wir dorthin, wo ein einziger Derbysieg ausreicht, sämtliche Narretei von sportlicher Führung und kickendem Personal vergessen zu machen, wo trotz aller Tristesse Dauerkarten-Rekorde gefeiert werden, wo wider aller Vernunft selbst gegen Cottbus 70.000 kommen - elf schwarz-gelbe Kappen für uns, ist doch klar!

Ganz weit vorn ist auch der VfL Wolfsburg. Alle Macht für Magath als Trainer und Manager in Personalunion, kein Aufschrei, wenn dieser seine Befugnisse missbraucht, um einen faulen, charakterschwachen Söldner wie den bisher bei allen seinen Vereinen durch - bzw. negativ aufgefallenen Daniel Ljuboja zu holen - das macht zehn Kappen und endlich mal einen wohlverdienten Spitzenplatz für die Wölfe.

Beim Hauptstadtklub träumt man gern, nicht mehr so ausgiebig wie noch vor einigen Jahren, aber noch immer gibt Dieter Hoeneß eine halbwegs passable Figur in der Bütt ab. Und weil meine herzliche Antipathie gegen den Verein nicht meine Objektivität trüben sollte, gebe ich Hertha BSC vier Kappen.

Mit dem VfL Bochum hat sich ein Underdog in die vorderen Reihen närrischer Umtriebe getanzt. Nicht schlecht, was die Schlingel aus der Nachbarstadt da in Sachen Schwarzgeld getrieben haben! Sieben Kappen im Gedenken an den Sportkameraden Raymond Kalla.

Arminia Bielefeld hat sich durch die Entlassung von Ernst Middendorp selbst um einen Spitzenplatz gebracht. Der Erfinder des 3-Liter-Weinglases (zumindest erklärte er einen aschermittwochswürdigen Promillewert hinterm Steuer seines Wagens der Polizei mit dem Genuss von ?ein, zwei Gläsern Wein?) hätte die Ostwestfalen in den karnevalistischen Uefa-Cup geführt, so reicht es wieder nur zum Abstiegskampf. Eine Kappe für den bekloppten Jörg Böhme, eine weitere für die Verpflichtung von Michael Frontzeck als Trainer.

Rostock ist karnevalistische Diaspora. Eine Kappe kriegt Hansa trotzdem, weil mit dem kummerspeckigen Frank Pagelsdorf ein Ex-Borusse an der Seitenlinie leidet.

Der 1. FC Nürnberg ist ein echter Geheimtipp: Der Club hat mit Hans Meier einen puppenlustigen Trainer (drei Kappen), einen als Teppichhändler verkleideten Präsidenten, der zu jeder närrischen Schandtat bereit ist (vier Kappen) sowie das beste Kostüm für einen seiner Spieler (Jan Koller als Dino - noch mal drei). Summa summarum sind das zehn Kappen, Glückwunsch FCN!

Zu Unrecht unterschätzt wird Energie Cottbus. Die Lausitzer verdienen für ihren zum Leidwesen vieler Gegner zum Reservisten degradierten Tormann Piplica fünf Kappen. Weitere drei gehen, welch Wortspiel, auf die Kappe von Francis Kioyo. Dieser nette Zeitgenosse wird in sämtlichen Datenbanken als Stürmer geführt, warum auch immer. Was habe ich über dessen unfreiwillige Kabinettstückchen und vertrottelte Chancen schon gelacht. Acht Kappen gehen hiermit auf die Reise an die polnische Grenze.

Die letzten vier Kappen dieser Wertung gehen an den MSV Duisburg. Zum einen sind die Zebras Gegner der Borussia am Karnevalswochenende (macht eine Datumskappe), zum andern haben sie für den ersten Lacher der Bundesligasaison 2007/08 gesorgt. Leider auf unsere Kosten, als sie drei Punkte aus dem Westfalenstadion mitnahmen.

Uli Vonstein - 30.01.2008
Grafik: Andy Gollisch, Claudia Vonstein

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