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Für unsere Enkel: Die Legende lebt!

Berlin, Berlin, war das Klasse in Berlin! 30.000 - 35.000 im Stadion, 15.000 auf dem Friendensplatz und geschätzte 100.000 auf der Fanmeile unter den Linden auf der Starße des 17. Juni. Trotz der Niederlage war es für alle Fans ein Gänsehauterlebnis aller erster Güte, verbunden mit zahlreichen Erinnerungen. Auch Tage danach, blicken wir ?Obstzüchter? auf das Erlebte zurück. Nachfolgend einige Impressionen von Andy, Sascha und Uli, aber auch von Michael und Roland, der die Fanmeile rockte.

Andy: Dem Losglück meines Bruders ist es zu danken, dass ich einer derjenigen sein durfte, die am 19.04. ihre Borussia im Olympiastadion zu Berlin anfeuern durften. Schon auf der Hinfahrt: Dieses Kribbeln, diese Aufregung, Vorfreude - und das um 5 Uhr morgens! Auf der Bahn war dann schon abzusehen, wie es in Berlin aussehen wird. Die A2 wurde zum schwarz-gelben Pilgerpfad. Kaum Bazis. So sollte sich das bis zum Stadion fortsetzen. Doch zuvor schlug uns bei unserer Anreise in Berlin die Sympathiewelle der Hauptstädter entgegen. Hupende Autos, die an uns vorbeifuhren, die Insassen die Daumen nach oben reckend. An der Ferienwohnung angekommen wünschten uns Passanten viel Glück und Erfolg für die kommende Aufgabe.

Uli: Die Legende lebt ? das geht mir seit den Tagen von Berlin durch den Kopf. Die Legende vom ?Phänomen, dass alle Menschen hinter der Borussia stehn??. Und das 500 Kilometer von zuhause entfernt. Samstagfrüh ging ich mit meinem Tribünenfreund Karl-Heinz zum Bäcker im Schöneberg, natürlich im Festtagsgewand. Die Verkäuferin reichte uns die Tüte mit den Worten: ?Ich drück Euch die Daumen heut Abend, ihr schafft das!?. Dann kauften wir Blumen für unsere Gastgeberin. Die Verkäuferin wickelte den Strauß in gelbes Papier ein und der Mann hinter uns meinte: ?Gelbes Papier ? was soll jetzt noch schiefgehen??. Und so ging es munter weiter: Ob man in den Bahnhöfen nach dem Weg fragte, ob man sich ein weiteres Bierchen auf die Hand gönnte oder feste Nahrung zum Gegensteuern ? stets schlug uns großes Wohlwollen entgegen, viele gute Wünsche. Einfach klasse.



Sascha: Das geile an diesen Spielen ist ja das Drumherum. Da erlebst du Dinge, die du sonst beim Fußball einfach so nicht hast. Da waren beispielsweise diese beiden Brasilianer, die wir nach dem Spiel im Irish Pub im Europacenter trafen. Diese beiden jungen Herren waren als selbst ernannte Tinga-Fans eigens aus Brasilien zum Pokalfinale angereist. Mit sich trugen sie selbstverständlich die Mitgliedsausweise ihrer brasilianischen Fußballclubs (z.b. von Gremio Porto Alegre ? siehe Foto) und sie zeigten sich erstaunt, dass BVB-Fans fast so enthusiastisch feiern können wie ihre brasilianischen Landsleute. Noch erstaunter zeigten sie sich jedoch darüber, dass dieses selbst nach der Niederlage der Fall war. Ein bisschen Enttäuschung, aber garantiert keine grenzenlose Trauer. Aus Brasilien kannten sie so etwas noch nicht.

"Emmas" Tochter Nicole und Fanbetreuerin Petra mitten drin

"Emmas" Tochter Nicole und Fanbetreuerin Petra mitten drin

Uli: Das war der Hammer: Ich komme am Samstagmorgen aus dem legendären Bahnhof Zoo und traue meinen Augen kaum: Alles schwarz-gelb rund um die Gedächtniskirche, überall Borussen, 500 Kilometer von der Heimat entfernt, 10 Stunden vor Spielbeginn. Die Kirsche-Freunde waren da, viele Gesichter, die man lange nicht gesehen hatte ebenso. Stefan und Michael, die an normalen Samstagen neben mir auf der Ost sitzen spontan getroffen, besser konnte es doch gar nicht sein. Und dann diese fröhliche, ausgelassene Stimmung. Unbeschreiblich geil. Auch die Fanmeile war klasse, konnte aber nicht ganz Schritt halten - dort war es eben organisiert.

Andy: Gegen 13 Uhr hatte ich das erste Mal Gänsehaut. Die Gedächtniskirche versank in einem schwarzgelben Meer - ein Wahnsinnsgefühl! Der nächste Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten. Es ging ins Irish-Pub des Euro-Centers, das ? so sollte sich nachher herausstellen ? wohl an diesem Tag die Hauptzentrale der schwarzgelben Feierlichkeiten bildete. Die dort spielende Liveband lies sich durch unsere Gesänge antreiben und begleitete gefühlte 10 Minuten (vielleicht waren es etwas weniger) die BVB-Anhängerschaft bei DEM Lied des Pokalfinales ?Unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz?! einfach Geil!

Sascha: Sowieso war der Irish Pub im Europacenter wohl die Anlaufstelle, an dem die Partystimmung ihren Siedepunkt erreichte. Die Live-Band hatte sich schnell auf die vielen schwarzgelben Gäste eingestellt und begleitete die verschiedenen Gesänge mit musikalischer Untermalung. Da wunderte es nicht, dass Fanbetreuerin Petra Stüker plötzlich zur Humba mitten zwischen ihren Borussen auf dem Fußboden hockte.

Andy: Die Bauern-Fans konnten einem fast Leid tun. Ein Tröpfchen Elend, das zu der Stunde mein absolutes Mitleid hatte. Von Spaß und Feiern war da keine Spur zu sehen. Man gestand sogar ein, dass Dortmund in Berlin die Oberhand hatte. Das Feiern nahm kein Ende. Ein Moment, den ich wohl mein Leben nicht vergessen werde. ?Wir sind Borussia?, das konnte jeder spüren.

Uli: Die Fahrt zum Stadion war ein einziger Triumphzug, wieder alles schwarz-gelb, wenig rot-weiß. Man fragte sich schon, wo denn die Bazis sind. Am Stadion waren dann mehr von den Angebern da, aber wen störte das schon? Richtig sensationell wurde es drinnen, schon vor aber vor allem während des Spiels. Da haben gefühlte 35.000 Borussen nicht nur links und rechts des Marathontors mal gezeigt, wie man ein Stadion rockt. Richtig rockt. 120 Minuten durchgesungen, so laut, so intensiv, dass auch die Mannschaft das nicht ignorieren konnte und die Leidenschaft mit ihren spielerisch limitierten Mitteln auf den Rasen übertrug. Schade, dass es nicht gereicht hat, aber die Neiderlage ist zu verschmerzen.

Sascha: Und dann war da noch jener Borusse, der sich in der Spielunterbrechung zur Verlängerung seinen eigenen Altar neben dem Zugang zum Block baute und ein Stoßgebet nach dem anderen unter den etwas geringschätzigen Blicken der anwesenden Polizisten gen Himmel jagte. (siehe Foto) Verrückt, aber schön!

Andy: Auf dem Weg zum Stadion setzte sich das Wir-Gefühl weiter fort. In der S-Bahn übte ich erfolgreich meine
Andy trinkt Kilkenny während sein Bruder diskutiert

Andy trinkt Kilkenny während sein Bruder diskutiert

?Capo-Fähigkeiten?. Die Atmosphäre im Stadion war bombastisch! Meine Stimme dafür bis zum Dienstag nach dem Spiel nicht mehr wirklich vorhanden. Ein unvergesslicher Tag, den ich gerne wieder erleben möchte! Feiern mit dem BVB, feiern mit den Kirsche-Freunden? einfach nur genial!

Uli: Besser als beim Pokalfinale kann eine Fan-Gemeinde ihren Verein nicht unterstützen. So etwas Intergalaktisches habe ich außerhalb des Westfalenstadions noch nie und innerhalb seit dem Umbau nicht mehr erlebt.

Lest dazu auch:
- Notizen aus Berlin >>
- ?Pyrrhussieg? auf der Fanmeile >>

23.4.2008

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