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Blick über'n Gartenzaun

Er gilt zweifellos als der eloquenteste Trainer, der jemals Borussia Dortmunds Mannschaft trainiert hat. Bert van Marwijk, seinerzeit von Feyenoord unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Dortmund gelockt und inzwischen zum Bondscoach  ? also Bundestrainer ? der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft aufgestiegen, gab jetzt vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Schottland erneut ein Beispiel seiner nicht enden wollenden Redeflut. Sie dürfte ein maßgeblicher Grund dafür gewesen sein, dass sich der BVB damals von van Marwijk trennte. Menschen seines Schlages irritieren jeden, der wichtig ist oder sein will.

Bert van Marwijk

Im Augenblick hat van Marwijk nämlich ein Luxusproblem, wie die prinzipiell extrem respektlosen niederländischen Medien feststellten. Selten hat in den vergangenen Jahren ein Trainer so viele gesunde und fitte Fußballer mit Verträgen in aller Welt um sich scharen können. Von acht verfügbaren internationalen Angreifern könnte er vier bis fünf in die Mannschaft nehmen. Denn van Marwijk will sowohl gegen Schottland am Samstag als auch darauf gegen Mazedonien gewinnen.

Ihre mitunter exzessive Fragelust und die hohe Auskunftsfreude kam niederländischen Journalisten daher jetzt sehr entgegen, als sich van Marwijk den Medien stellte. Es entwickelte sich ein Frage-und-Antwortspiel, wie es zwischen Löw (und anderen Trainern in Deutschland) mit Medienvertretern niemals ohne beleidigte-Leberwurst-Kommentare und daraus resultierende Hetzkampagnen möglich wäre. 

Impressionen einer Pressekonferenz:

Frage: Sie können auf acht Stürmer zurückgreifen...

Van Marwijk: Ja, Nur vier werden beginnen, für die anderen vier habe ich schlechte Nachrichten.

Frage: Wer wird spielen?

Van Marwijk: Ich denke, dass die betreffenden Spieler das wissen. Von mir erfahren Sie nur, dass Torhüter van Stekelenburg spielt.

Frage: Sie könnten ja eigentlich ein System vier ? drei ? eins ? drei spielen. Da wäre dann einer zu viel.

Van Marwijk: Ja.

Frage: Werden Sie einem Ihrer vier Stürmer die bittere Nachricht übermitteln, dass er zunächst auf der Bank sitzt?

Van Marwijk: Ja.

Frage: Wird das möglicherweise Dirk Kuyt sein?

Van Marwijk (schaut interessiert den Frager an): Tja, mal sehen.

Frage: Wer käme noch in Frage?

Van Marwijk: Für was?

Frage: Nun, ein Spieler, der nicht von Beginn spielt.

Van Marwijk: Interessiert Sie das mehr als die, die spielen?

Frage: Nein, es geht darum, auf wen Sie anfangs verzichten.

Van Marwijk (fixiert den Frager): So?

Frage (der Journalist versucht es jetzt andersherum, van Marwijk beugt sich dabei fast unmerklich vor und zieht leicht die Augenbrauen hoch, als sei er jetzt sehr interessiert, eine Haltung, die man aus Dortmund noch kennt): Vorstellbar wäre doch auch, dass Sie hinten ? er nennt Spieler, die man einsetzen könnte und weist auf taktische Variationen hin ? so spielen, nicht wahr?

Van Marwijk: Guter Tipp für Samstag, danke.

Frage: Werden Sie vielleicht eine etwas tiefer gestaffelte Formation aufbieten?

Van Marwijk. Darüber habe ich auch nachgedacht.

Frage (der Journalist aus dem Off wirkt etwas erleichtert, eine zustimmende Resonanz gefunden zu haben): Das heißt, Sie werden auf Kuyt verzichten?

Van Marwijk. Nein.

Frage: Er spielt also?

Van Marwijk: Habe ich das gesagt?

Frage: Nun, man könnte davon jetzt ausgehen.

Van Marwijk: Ja.

Frage: Also wird er anfangs auf der Bank sitzen?

Van Marwijk: Das wird sich zeigen.

An dieser Stelle endet der Ausschnitt. Vermutlich hat der Journalist ins Mikrophon gebissen. Der gleichmütigen Miene van Marwijks war das jedoch nicht zu entnehmen. Er sah in die Runde, um weitere Fragen zu beantworten.

, 27.03.2009

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