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Farewell, Sir Bobby!

Auf der Insel war er eine Legende, der 'letzte Gentlemen' des britischen Fußballs. Neben seinen beachtlichen Leistungen als Coach zeichnete ihn allen voran seine so charismatische Austrahlung aus, die ihm bei Anhängern jedes Fanlagers viele Sympathien einbrachte und ihn zu einer der größten Persönlichkeiten dieses Sports machte. Am Freitag Morgen verstarb Sir Robert William Robson CBE, besser bekannt als Sir Bobby Robson, im Alter von 76 Jahren an  Lungenkrebs.

Die Leidenschaft für den Fußball wurde in Robson schon früh entfacht. 1933 in Sacriston, 14 Meilen von Newcastle entfernt geboren, nahm ihn Vater Philip häufig mit in den St. James' Park zu den Spielen des dort ansässigen Klubs Newcastle United. Die Liebe für die "Elstern" von der Tyne sollte ein Leben lang währen und in Robsons Karriere noch eine ganz besondere Rolle spielen.

Zunächst verschlug es den Arbeitersohn aber nach London. Mit großem Talent gesegnet, entdeckte Bill Dodgin, damals Coach des FC Fulham, den jungen Robson und lotste ihn im Alter von nur 17 Jahren an die Themse. Nach 152 Spielen für die "Cottagers", die verzweifelt auf den Aufstieg in die höchste Spieklasse warteten, wechselte der begabte Stürmer zu West Bromwich Albion, die ihre damalige Rekordablöse von £25,000 überwiesen. Robson packte den Druchbruch, mauserte sich zum Leistungsträger und gab sein Debüt für die englische Nationalelf. Für die "Three Lions" erzielte er im ersten Spiel gar einen Doppelpack gegen Frankreich und verdiente sich so den Respekt von Mannschaftskameraden wie Bobby Charlton oder Duncan Edwards.

Nach Querelen mit der Vereinsspitze West Broms, Robson pokerte um einen höher dotierten Vertrag, wurde er schließlich wieder zurück an seine alte Wirkungsstäte in Fulham transferiert. Nach 583 Pflichtspielen und 133 Treffern ließ er seine Karriere ohne gewonnenen Titel in Kanada ausklingen. Robson spottete damals selbst: "In all my time as a footballer, I didn't win a thing."

Seine Trainerkarriere begann zwar holprig - den FC Fulham konnte er 1968 nicht vor dem Abstieg bewahren - die anschließende Erfolgsstory war dafür umso bemerkenswerter. 13 Jahre lang coachte er die "Tractor Boys" von Ipswich Town, hielt den Klub beständig unter den Spitzenteams der First Division, damals die Eliteliga des Landes. Der Gewinn des prestigeträchtigen FA Cups 1978 und der überraschende Triumph im UEFA-Cup 1981 machten Robson an der Portman Road  untersterblich - noch heute trägt der Verein auf seinen Trikots drei Sterne über dem Wappen, deren zwei für die beiden Trophäen von Bobby Robson stehen.

Unter seinem Regiment wuchsen namhafte spieler wie Terry Butcher, Paul Cooper, Frans Thijssen oder John Wark zu Topakteuren heran. Seine besondere Wirkung auf die Spieler schien dabei einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg gewesen zu sein: "Man glaubt, für ihn sogar durch Wände gehen zu können. Für Bobby Robson wollte man einfach immer das Unmögliche möglich machen", so das einstige Urteil von Butcher. Heute untermauern eine Statue am Stadion sowie der Fan-Spruch "The Man Who Made The Town", seinen Status in Ipswich.

1982 übernahm Bobby die englische Nationalelf und scheiterte promt an der Qualifikation zur EM 1984. Einen Rücktritt lehnte der Fußballverband FA ab und tatsächlich gelang die anschließende Quali zur Weltmeisterschaft in Mexiko. Große Namen wie Gary Lineker und Peter Beardsley brachten die Elf bis ins Viertelfinale, wo sie jedoch am berühmten Auftritt eines kleinen Argentiniers scheiterten - Diego Maradona beendete mit der "Hand Gottes" die Träume der Engländer. Robson äußerte anschließend, dass es die "Hand eines Diebes" gewesen sei und er jeglichen Respekt vor Maradona verloren habe.

1990 führte Robson die "Three Lions" sogar bis ins Halbfinale der Weltmeisterschaft, scheiterte aber bekanntermaßen im Elfmeterkrimi an den Deutschen. Seiner Reputation tat das erfolgreiche Turnier keinen Abbruch, im Gegenteil - nach dem Turnier wurde Robson als "Commander of the British Empire" zum Ritter geschlagen.

In den Neunzigern wagte sich Sir Bobby wieder in den kontinentalen Klubfußball. Mit dem PSV Eindhoven holte er zweimal den Meistertitel in Holland, gewann anschließend mit dem FC Porto ebenfalls die Meisterschaft und den Pokal. Beim FC Barcelona holte er den Europapokal der Pokalsieger sowie den nationalen Pokal und lehrte einen ganz besonderen Sprössling - Jose Mourinho war in Katalonien als Übersetzer tätig und schaute sich nicht nur die Schlagfertigkeit des Sirs ab.

Robson schwärmte selbst gern von dieser Zeit und von den Spielern, die er betreuen durfte. So sei Ronaldo der beste Kicker gewesen, den er je coachte. Aber auch Romario, Luis Figo und Ruud van Nistelrooy seien ein absolutes Privileg gewesen. Sein Erfolgsgeheimnis, so Robson, sei damals seine Einstellung zum Spiel gewesen - gemäß dem Motto "love the game more than the prize", seinem Lieblingszitat des legendären Ipswich-Präsidenten John Cobbold.

Trotz aller Erfolge hatten jene Jahre auch einen faden Beigeschmack - 1992 wurde erstmals Krebs diagnostiziert. 1995 folgte die zweite Krebserkrankung, doch der Sir blieb auch dank der stetigen Unterstützung seiner Frau Elsie, die er 1955 geheiratet hatte, stark und siegte erneut.

Reden half nichts - Deutschland gewann den Elfer-Krimi 1990

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Einen Lebenstraum erfüllte er sich 1999, als er nach England zurückkehrte und das Traineramt bei Newcastle United übernahm. Schon als Kind habe er immer davon geträumt, eines Tages am St. James' Park tätig zu sein, so Robson damals. Zwar gewann er mit den "Magpies" keinen Titel, führte den Klub aber sensationell in die Champions League Qualifikation und wurde zum Publikumsliebling. Klublegende Alan Shearer dankte Robson stets dafür, dass er ihm in dieser Zeit die Freude am Fußball zurückgab und seine Karriere wieder in die richtigen Bahnen lenkte.

Der Abschied aus Newcastle war weniger rühmlich - 2004 wurde Sir Bobby nach einem schwachen Saisonstart und vermeintlichen Unstimmigkeiten innerhalb des Teams entlassen. Robson sagte, er wäre "äußerst enttäuscht, nicht beenden zu können, was ich hier angefangen habe."

Erst 2009 sollte er den Abschied bekommen, den er in den Augen vieler Fans ohnehin verdient hatte. Nachdem der Sir 2006 erneut zwei Krebserkrankungen überstanden hatte, wurde 2007 zum fünften Mal die niederschmetternde Diagnose gestellt - diesmal war sie jedoch unheilbar. Robson nahm sich anschließend vor, seine letzten Tage mit der Unterstützung anderer Krebspatienten zu verbringen und gründete zu diesem Zwecke die "Sir Bobby Robson Foundation", die vergangenen Sonntag auch die Neuauflage des WM-Halbfinales von 1990, der 'Bobby Robson Trophy, im St. James' Park ermöglichte. Diverse Legenden des englischen und deutschen Fußballs erwiesen Sir Bobby die Ehre und kickten für den guten Zweck. Robson selbst wurde vor dem Anstoß im Rollstuhl auf den Rasen gebracht, sichtlich dahingerafft von seiner Krankheit.

Mit seinem Engagement im Kampf gegen den Krebs, dem einzigartigen Umgang mit seinen Spielern, den zahllosen errungenen Titeln und einem großen Herz, dass er buchstäblich stets auf der Zunge trug, hat sich für immer in den Geschichtsbüchern des britischen Sports verewigt. Kaum einem Aktiven des Fußball begegnete derart viel Respekt, wie die Menschen ihn für Bobby haben:

"Ich war nie zu stolz, um Bobby um einen Rat zu fragen, den er mir auch stets gerne gab. Nach 23 Jahren im englischen Fußball gibt es niemanden, den ich über Bobby Robson stellen würde. Ich beklage den Tod Tod eines guten Freundes, eines wundervollen Menschen, einem außergewöhnlichen Mann des Fußballs mit einer Leidenschaft und Kenntnis, die unerreicht ist." (Sir Alex Ferguson, Manchester United)

"Bobby Robson ist eine dieser Personen, die niemals sterben werden. Nicht unbedingt für das, was er in seiner Karriere erreicht hat, sondern für das, was er all denen gegeben hat, die wie ich das Glück hatten ihn zu kennen und mit ihm zu arbeiten. " (Jose Mourinho, Inter Mailand)

"Sir Bobby war ein wundervoller Mensch, ein echter Gentleman. Anfang des Jahres war ich bei der Eröffnung seines neuen Krebsforschungszentrums, für das er so hart gearbeitet und so viel Spenden gesammelt hat. Er war ein fantastische Mann, von so vielen geliebt. Seine Ausstrahlung und seine Courage waren unglaublich. Den Krebs so oft zu besiegen, zeigt wirklich seine Stärke." (Fabio Capello)

Farewell to a true legend and gentleman of British football. Rest in Peace, Sir Bobby Robson!

, 1. August 2009

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