Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

Wir über uns

 | 

Impressum
Home
Gelbfieber
Konferenz
Smalltalk
Abgegrätscht
Freier Raum
Kirsche-Shop
< November 2010 >
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11 12 13 14
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28
29 30  

Nationalelf:

REVIER-Kolumne:

Redaktionssitz:

 <<< zurück

Als „Fußlümmelei“ noch ungern gesehen war…

Wir schreiben das Jahr 1909 zur Kaiserzeit: Sitte und Moral herrschen in Dortmund. Im ?Wildschütz? am Borsigplatz gründen 14 junge Männer in einer spektakulären Zusammenkunft im Pilsgenuss den Ballspielverein Borussia Dortmund und schlagen damit Kaplan Dewald ein Schnippchen, der das Gebolze derweil als ?Fußlümmelei? verspottet. ?Wir halten fest und treu zusammen ? daraus sollten wir mal irgendwann ein Vereinslied machen?, diktiert Unger dem Vorstandskollegen Jacobi ins Protokoll.

Ob?s so oder ähnlich war? Jedenfalls sind die Zuschauer in ihrem Element, wenn Dortmunds Kammerschauspieler und NRW-Schauspielerpreisträger Claus-Dieter Clausnitzer (Bild unten im Rededuell mit Hauptdarsteller Michael Kamp) den Seinen die Leviten liest im Kampf gegen diese üble englische Krankheit. Ausgelassene Stimmung herrscht dennoch allenthalben, denn der BVB ist nunmehr geboren und sollte sich anschicken in den kommenden 100 Jahren, großes zu bewegen - wie im weiteren Verlauf bei der Reise durch das Jahrhundert deutlich wird.



Tatsache sei vor allem, dass uns von den ehemals vier tragenden Säulen der Stadt - Kohle, Stahl, Bier ? mit Borussia nur noch die ?eine? geblieben sei. Bruno Knust (55), in seiner Heimtstadt ohnehin besser bekannt als ?Günna? aus dem legendären Theater im Olpketal, inszenierte im Zusammenspiel mit Schauspieldirektor Michael Gruner im Theater Dortmund eine sehenswerte Jahrhundertrevue zum BVB-Geburtstag, die sich vor allem über die Attribute Arbeit, Schweiß, Tränen, Geld, Hoffnung, Zuversicht, Trotz und vor allem Liebe bis zum Exzess in einem augenzwinkernden Streifzug durch die wechselhafte Geschichte des Traditionsvereins windet.

Wissenswertes aus der Arbeiterstadt Dortmund und Einblicke in die Entwicklung des Fußballclubs werden in Liedern und Tänzen (u.a. der ) typischen Umfeldszenen und stimmungsvollen Collagen zur Stadt, ihrem Verein und den einzigartigen Fans dargestellt. Abgerundet wird das Ganze dann als verständlicher Einführungskurs in das Seelenleben einer Spielerfrau. Harriet Kracht, Sarah Kramer und Anne Breitfeld (?Eine Spielerfrau hat?s schwer? ? und ? ?Es gibt so viel zu tun, keine Zeit sich auszuruhen?) beantworten diesbezüglich alle wissenswerten Fragen. Wundervoll, vor allem die Kostüme!



Und so kommen wir unweigerlich auch zu der im Drehbuch als ?Lackschuhclub? bezeichneten wilden Phase, in der nahezu 90 Jahre nach der Gründung am Borsigplatz ein Börsengang den Weg zur Aktiengesellschaft ebnete, um die Dortmunder Borussia ? zumindest vorübergehend und auf Pump zu kapitalisieren und zur angesagtesten Spitzenmannschaft des Landes zu machen. Beim Tanz um das goldene Kalb verheddern sich Ex-Präsident Gerd Niebaum als gottähnlicher Visionär und Ex-Manager Michael Meier als riskannter und risikofreudiger Zocker, sodass die Melodie von ?time to say goodbye" erst das heran nahende Dilemma kennzeichnet.

Tenor Adrian Kroneberger (Bild rechts) besingt das Beinahe-Ende vor einem Kranz mit schwargelber Schleife mit einer wunderschönen wie mitreißenden deutschsprachigen Version des Klassikers "You?ll never walk alone" (Ein Borusse gibt nie auf) und reißt die Zuschauer gefühlvoll mit, denn alle spüren schon beim nächsten Song ?Spielt noch?n bissken wat länger? den Herzschlag eines großartigen Fußballclubs. Der Fan indes darf richtig mitfühlen: Er erlebt alle Höhen und Tiefen des BVB, melodisch und textlich schön aufbereitet in Szenen und Songs zum mitsingen.

Die Westfälische Rundschau nennt es ein "Lehrstück über Leidenschaft" und auch Präsident Dr. Reinhard Rauball lobte beim Parforceritt durch die 100 Jahre nach der Premiere gleichsam Parallelität und Gleichklang zwischen Dortmund und dem Ruhrgebiet und nannte die Inszenierung eine ?Visitenkarte? für die Stadt Dortmund und seinen Verein. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war noch auf dem Heimweg so vom Gesehenen eingenommen, dass er per SMS ?ich bin begeistert? übermittelte und Cheftrainer Jürgen Klopp fand es einfach nur ?Welt? und konstatierte viel Gefühl und Liebe, mit der ein schwerer Stoff "sensationell leichtfüßig" durch überzeugende Darsteller umgesetzt wurde. Pressesprecher Josef Schneck glaubte sogar ein paar neue BVB-Hits aufgeschnappt zu haben, die in Zukunft auch im Stadion zu hören sein werden... Davon ist ganz sicher auszugehen.

Aus nächster Nähe: Ensemblemitglied ?Frantek? ,
alias - 09.09.2009

 <<< zurück

Kirsche-Forum
BVB-Forum

Aktuelle Infos:

Medienkolumne:

Fan-Kolumne:

Fotos: