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Die Ringelstutzen müssen „summen“ – heute wie einst!

Solche ?Einlagen? wie den Confed-Cup oder die U-17, U-19 und U-21 Europameisterschaft, die Tour de France oder Wimbledon hat die Winterpause nicht. In gemütlichen Fußballerrunden wird man von den Ergebnissen des Lieblingsvereines, den Aussichten der UEFA-Cup-Teams oder über die Erwartungen bei der kommenden Fußballweltmeisterschaft in Südafrika sprechen. Wer wird die deutschen Farben vertreten?

Na gut, die Vier-Schanzen-Tournee im Skispringen wollen wir nicht vergessen, aber zur Euphorie aus deutscher Sicht gibt auch sie keinen Anlass. Da bleiben für den Fan des Fußballes aktuell nur die Hoffnung auf stimmungsvolle Hallenturniere und eventuell spektakuläre Transfers.

Unser Trainer Jürgen Klopp sprühte bei Saisonbeginn wie im Vorjahr vor Tatendrang. Großflächige Plakate entlang der B 1 versprachen erneut "Vollgasveranstaltungen" seines Teams. Diese Art Fußball zu spielen hat uns Fans die Freude am Spiel unserer Borussia wiedergebracht, den Gegnern nachhaltig Respekt eingeflößt und das Ansehen des Vereines wieder auf sportliche Gleise gelenkt.

Der BVB hat das drohende "Graue-Maus-Image" abgestreift und Jürgen Klopp fand für das Ganze deutliche Worte: "Die Messlatte", so befand er nüchtern, "liegt hoch. Ich werde bei jedem Einzelnen die Bereitschaft einfordern, besser zu sein als der Gegner, besser als in der vergangenen Saison." Unser Trainer war überzeugt, "dass wir stärker sein müssen, um einen ähnlichen Platz zu erreichen". Die Realität von ?Wollen? und ?Können? sind Punkte und Tore in den Pflichtspielen und da mussten unsere Schwarzgelben bitter erfahren, dass das Erreichen einer Position sicher nicht leicht ist, aber diese zu verteidigen bzw. noch zu verbessern, ein steiniger Weg.

Die ernüchternden Niederlagen in Hamburg und zu Hause gegen die Bayern und die ?Blauen? wie auch das Pokal-Aus gegen Osnabrück rüttelten gewaltig am Selbstbewusstsein und erforderten helfende Selbstkritik und ein ganz enges Zusammenrücken. Natürlich fehlten zu Beginn der Saison so tragende Kräfte wie Sebastian Kehl und Dede, auch Tamas Hajnal und Kuba fielen ganz oder zeitwiese aus. Aber gerade in dieser Zeit betrat ein Team den Rasen, das nicht nur bildlich Gemeinsamkeit demonstrierte, sondern auch im Spiel das ?WIR-Gefühl? praktizierte.

Und Jürgen Klopp glaubte sogar zu erkennen, dass eventuell der Respekt vor den erfahrenen Spielern, die Youngster hemmen könnte. Jetzt wisse jeder, dass er dem anderen helfen müsse und nicht davon ausgehen könne, dass der ?Alte? das Ding schon schaukeln würde. Eine Erkenntnis, der man folgen, aber die auf Dauer und bei internationalen Ansprüchen wohl kaum Erfolg garantieren kann.

Jürgen Klopp hat von Beginn seiner Trainertätigkeit beim BVB keinen Hehl daraus gemacht, dass sich seine Jungs wundern werden wie viel und wie schnell sie laufen werden müssen. Heute wissen wir, dass das Spiel unserer Borussia vom enormen läuferischem Aufwand lebt und jeder, der uns schlagen will, noch mehr davon betreiben muss. Das bekam vor allem der Vorjahresmeister VfL Wolfsburg (1:3) im eigenen Stadion zu spüren. Die Kilometerabrechnungen unserer Spieler sind bewundernswert und mit Recht kann man konstatieren, dass bei solchen Leistungen die ?Ringelstutzen summen?, ja sicher sogar qualmen!

Nicht von ungefähr bestätigt die Statistik, dass der BVB in einer Tabelle mit den Ergebnissen der 1. Halbzeit auf Platz ?2? liegen würde mit 15:6 Toren (davon 4 Gegentore allein beim HSV), aber beim Vergleich der 2. Halbzeiten nur Platz ?9? mit 8:11 Toren (davon 4 Gegentreffer allein gegen die Bayern im eigenen Stadion ) inne hätte. Spiegelt sich darin der enorme Aufwand der ersten und die nachlassende Kraft der zweiten 45 Minuten wieder? Ganz klar: NEIN! Denn hohes Tempo fordert auch den Gegner! Hier kommt dann die individuelle Qualität der Spieler (wie gegen die Bayern) und das Spiel ohne Ball zum Tragen. Die Gesamtstatistik der Hinrunde dieser Saison bestätigt, dass in der 1. Halbzeit 185 und im 2. Abschnitt 236 Tore fielen. Beziehen wir diese Erkenntnis auf unser Team, so ist sie auch ein Beleg dafür, dass es im schwarzgelben Lager an Überdurchschnittlichem noch fehlt.

In Hamburg bekamen wir gleich in den ersten 12 Minuten 4 Gegentore, die 4 gegen die Bayern lagen zwischen der 46. Und 88. Minute. In der Auswertung dieser ?Einbrüche? kritisierte unser Chefcoach, dass vor allem die Zuordnung im allgemeinen und bei Standards im besonderen nicht gestimmt habe. Hier hat dies junge Mannschaft noch viel ?Luft? nach oben. Kostete uns doch gerade dieser Mangel schon so manchen Punkt (Leverkusen).

Gelingt es unserem Trainerteam aus dieser Laufbereitschaft heraus auch noch die Handlungsschnelligkeit und Präzision zu verbessern, dann wird es ihnen gelingen den zur ?Halbzeit? erreichten Tabellenplatz erfolgreich zu verteidigen und mit dem berechtigten Wissen um die eigene Stärke in eine neue, mehrfach (auch international) verpflichtende Saison zu starten.

Unser Etat ist weit entfernt von ?Königlichen REAL-itäten?, aber Bestandteil eines Konzeptes, das auf Tradition baut und die Zukunft darin sucht.

Spieler wie Nuri Sahin, Mats Hummels, Neven Subotic, Marcel Schmelzer, Kevin Großkreutz oder Sven Bender ? die unter Klopp zu Stammspielern wurden, sind ein beredte Ausdruck. Alle ca. 20 Jahre jung. Zählt man sie dazu, stehen im erweiterten BVB-Profikader 14 Spieler, die nicht älter als 23 sind.  ?Allein das Training in diesem Kreis bringt einen als jungen Spieler enorm weiter", sagt Yasin Öztekin (22, Bild links).

Wie ein ?Bienenstock? soll die Jugend-Akademie weitere Talente anlocken wie den jetzt 20-jährigen U-19 Nationalspieler Frankreichs, Damien Le Tallec, der auch schon im A-Team die raue Bundesligaluft schnuppern durfte. Damit möchte der Klub seine Jugendarbeit intensiver durchstrukturieren. "Sechs, sieben Jungs", sagt Jürgen Klopp, "können es auf Dauer schaffen." Top-Perspektiven für die Generation ?Zukunft?.

Dabei spielt der BVB-Nachwuchs mit einem Verbleib in der 3. Liga ? aus meiner Sicht - keine untergeordnete Rolle. Auch wenn der Trainer des BVB II - Theo Schneider ? kaum Kontinuität in der Besetzung erwarten darf, so scheint er sich mit seinen Jungs doch Spiel für Spiel an die Kampfstärke dieser Liga zu gewöhnen. Für die Entwicklung unserer Junioren, ja sogar schon A-Jugendlichen kann das nur gut sein und Jürgen Klopp verweist ? wenn auch ob der Verletzten-Liste mehr entschuldigend ? nicht ohne Stolz auf seine ?Bank?.

So wie wir diesen Trend zur Jugend uns wünschen und ihn loben, so begleiten ihn auch nachdenkliche, ja sogar hartherzig wirkende Entscheidungen. Giovanni Federico konnte sich nicht durchsetzen und spielt nun in Bielefeld. Markus Brzenska und Marc-André Kruska kämpfen mit Energie Cottbus um den Wiederaufstieg.

Sören Pirson und Daniel Gordon sammeln Erfahrung bei Rot-Weiß Oberhausen in der 2. Bundesliga. Der Torschützenkönig der gesamten BL-A-Jugend 2008/2009 ? Tolgan Ali Arslan ? kickte seit dieser Saison im A-Team des HSV schon in vier Kurzeinsätzen. Florian Kringe ? ein Dortmunder Urgestein ? wurde an die Hertha nach Berlin ausgeliehen. Tinga ? ein Malocher vor dem Herrn ? schon vorzeitig in den Urlaub ins warme Brasilien verabschiedet.

Unser Cheftrainer konstatierte am Rande des 100. BVB-Geburtstages, dass aus dem Team vor seiner 1. Saison 2008 in Dortmund im Moment nur noch zwei Akteure (Weidenfeller, Dede) stehen. Richtig! Es ist uns kaum klar und deutlich bewusst geworden, dass neben der spielerischen Entwicklung, ein gewaltiger Umbruch stattgefunden hat.

Nach der Winterpause werden auch die Langzeitverletzten wie Kapitän Kehl und der ungarische Nationalspieler Hajnal wieder in die Mannschaft zurückkehren. Sie werden sich ?warm anziehen? müssen, wenn sie in dem zuletzt so erfolgreichen Team (10 Spiele ohne Niederlage, seit 510 Minuten zu Hause ohne Gegentor) ihren Stammplatz zurückerobern möchten.



Als die bekannten Sportzeitungen unseres Landes die Kaderlisten der Bundesligaclubs veröffentlichten war er noch nicht einmal dabei ? unsere argentinische ?Wunderwaffe? Lucas Ramon Barrios Arioli - genannt: LUCAS! Dabei war die Fangemeinde nicht gerade entzückt vom Verkauf unserer schweizerischen Torgarantie Alexander ?Alex? Frei, doch inzwischen hat Lucas, der schon fast als Fehleinkauf eingestufte einstige Torschützenkönig (37 Treffer in 38 Spielen!) des chilenischen Topvereines Colo Colo, alle Kritiker eines Besseren belehrt. Neun Punktspieltreffer machen ihn inzwischen zu einem TOP-Stürmer der Bundesliga. Dabei waren einige ?Goalies? vom Allerfeinsten!

Lucas hatte wie andere Südländer auch Anpassungsprobleme nicht nur klimatisch, sondern auch in Jürgen Klopp?s System, bei dem die Defensive bereits im Angriff beginnt. Doch der Rechtsfuß setzt seine Körpergröße (1,87 m) geschickt ein und nutzt alle Möglichkeiten, um zum Torabschluss zu kommen. Als technisch versierter und beweglicher Stürmer sucht er den direkten Weg zum Tor. So kennen und lieben ihn inzwischen die Fans und ?Alex? bleibt wie einst ?Chapi? oder ?Dino? ein unvergessener Borusse!

Im Jahr des 100. Geburtstages des Ballspielvereines Borussia Dortmund erinnert man sich gern der einstigen Helden vom Borsigplatz. Ihre markigen Worte und Sätze für die Ewigkeit begleiten uns noch heute durch die Höhen und Tiefen des Fußball-Alltages. Sie sind bekannt und werden oft zitiert.

?Helden in schwarzgelb? sorgten sogar dafür, dass Journalisten neben den ?Sportlern des Jahres?, 1957 auch die ?Mannschaft des Jahres? erstmals ehrten. Es war eine Hommage an den ?Deutschen Fußball-Meister? der Jahre 1956 und 1957. Das Besondere und bisher Einmalige an diesen Titeln war, dass sie mit exakt den gleichen Spielern errungen wurden. ?Der schwarze Hans? ? so kannte unseren Nationaltorwart Hans Tilkowski (Bild rechts) die Fußballöffentlichkeit ? wurde als 1. Borusse als ?Fußballer des Jahres 1965? geehrt. Diese Auszeichnung errangen später noch zweimal Matthias ?Motzki? Sammer (1995 und 1996) sowie 1997 Jürgen ?Kokser? Kohler.

Aber auch die nationale und internationale Fußballwelt faszinierende schwarzgelbe ?Pärchen? gaben nicht nur ihrem Spiel einen begeisternden Inhalt, sondern sorgten für einen stetig wachsenden Bekanntheitsgrat der Borussia und der Entwicklung zu einem der beliebtesten Vereine weltweit.

Erinnern wir uns an die ?Drei Alfredos? (Alfred Preißler, Alfred Kelbassa und Alfred Niepieklo), die Tormaschinen der Meisterjahre 1956 und 1957! Ihnen folgten ?Max und Moritz? (Jürgen ?Charlie? Schütz und Friedhelm ?Timo? Konietzka), die nicht nur für Tore am Fließband sorgten, sondern auch für Kuriositäten. So sollen sie ? bei einem Spiel gegen Viktoria Köln - einen Elfmeter gemeinsam ausgeführt haben indem der EINE dem ANDEREN ?vorlegte?.

Das Sturmduo Siegfried ?Sigi? Held und Lothar ?Emma? Emmerich wurde von der britischen Presse zu den ?Terrible Twins? (die schrecklichen Zwillinge) erhoben, ob ihrer Torgefährlichkeit vor allem in den Spielen um den Europapokal der Pokalsieger 1966 gegen Westham United (1:2 und 1:3 im HF) und gegen die ?Unschlagbaren? aus Liverpool (1:2 n.V. im Finale von Glasgow). Später machten auch noch Frank Mill und Norbert Dickel ? vor allem im Pokalfinale 1989 gegen Werder Bremen ? und die ?Dauerbrenner? der 90er Jahre Michael ?Susi? Zorc und Stephane ?Chapi? Chapuisat von sich reden. Diese Schwarzgelben waren stets in den Listen der erfolgreichsten Torschützen zu finden.

Doch auch als ?Einzelkönner? bereichern BVB-Stars die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs. Am 24. August 1963 lernte ein ?Frischling? des runden Leders das Laufen: DIE BUNDESLIGA und sein erster Torschütze war ein Schwarzgelber. Friedhelm ?Timo? Konietzka traf bereits in der 1. Minute beim Punktspiel in Bremen ins Tor der Gastgeber. ??Weserstadion 16.58 Uhr. Anstoß Dortmund. Franz Brungs spielt auf Timo Konietzka...der links auf Lothar Emmerich gibt...Emmerich läuft zur Grundlinie und passt in den Strafraum?Konietzka macht den Ball aus sieben-acht Metern rein?, konnte man in den Spielberichten lesen.

?Das war nichts Besonderes. Aus sieben Metern mit der Innenseite eingeschoben, dazu noch ohne Bedrängnis?, schilderte der 1. Torschütze der deutschen Profiliga ganz bescheiden seinen Erfolg. Was heute kaum noch einer weiß ist, dass ?Timo? angeschlagen, mit dicker Bandage ins Match ging, tapfer durchhielt und auch noch das zweite Tor für den BVB erzielte. Leider wurde der Kampfgeist nicht belohnt, denn die Borussen unterlagen 2:3 gegen Werder.

Doch ?Timo? war nicht nur hart gegen sich selbst, er forderte von allen Einsatz und Disziplin. Ja sogar der ?Mann mit der Pfeife? bekam solches zu spüren. Im Trikot des TSV 1860 München wurde er gegen seine alten Kameraden vom BVB (08.10.66; BVB gewinnt 1:2) vom Platz gestellt. ?Timo? hatte dem Schiedsrichter die Pfeife weggenommen und ihn etwas am Schienbein ?gekratzt? (damals gab's noch keine Schienbeinschützer für die Schiris). Er wäre überall dafür ausgepfiffen und ein halbes Jahr gesperrt worden, berichtete er später in einem Interview. Heute sieht er das als ?..einen einmaligen Ausrutscher?.

?Ich konnte es halt nicht haben, wenn einer faul und bequem war, undiszipliniert oder gegen den Erfolg gearbeitet hat. Hätten wir damals in Dortmund einen Amoroso gehabt, der sich so viel rausnimmt, hätte sich Sammer gar nicht einmischen müssen. Aki, Emmerich, Schütz und ich hätten uns den gepackt und ihn mal unter die Dusche gestellt. Den hätten wir uns schon erzogen.? Zweimaliger ?Torschützenkönig? der Bundesliga wurde 1966 (31 Treffer) und 1967 (28 Treffer) der Mann mit der ?Linken Klebe? ? Lothar ?Emma? Emmerich. Aber das waren nur 59 seiner insgesamt 147 für den BVB in 249 Einsätzen erzielten Tore.

Kein anderer als der ?Große Maradona? kopierte die tolle Leistung von Daniel Simmes. Mit einem Sololauf über 70 Meter ? bei dem er sechs Gegenspieler und den Torwart ausspielte -erzielte der Stürmer am 5. Oktober 1984 im Spiel gegen Bayer 04 das ?Tor des Jahres 1984?. Der gebürtige Dorstfelder und damals jüngste Torschütze der Liga erzielte in 106 Spielen 11 Tore für Borussia Dortmund.

1988 erzielte ein damals schon 30jähriger, aber ungemein spielstarker Frank ?Frankie? Mill am 10. September im Match gegen Waldhof Mannheim, in der 82. Minute das 25.000 Tor in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Diesem ?Jubiläums-Tor? war eine exzellente Kombination von Andreas ?Andy? Möller und Michael Rummenigge vorausgegangen, die unser ?Frankie? gekonnt abschloss.

Mit zwei ?Jahrhundert-Toren? möchte ich die ruhmreiche Palette schwarzgelber Torschützen abschließen. Im Gruppenspiel des Weltchampionates 1966 in England knallte Lothar ?Emma? Emmerich dem spanischen Torhüter ? aus einem unmöglichem Winkel - fast von der Grundlinie die Kugel ins Tor-Eck und damit zum zwischenzeitlichen 1:1 Ausgleich.

1997 erzielte ebenfalls ein Eigengewächs aus der verdienstvollen Nachwuchsarbeit des Vereines erneut ein ?Jahrhundert-Tor?. Der damals 20jährige Lars Ricken lupfte den Ball 14 Sekunden nach seiner Einwechselung mit seinem ersten Ballkontakt aus über 20 Metern über den Torwart von Juventus Turin zum entscheidenden 3:1 Endspiel-Sieg in der UEFA-Champions-League und sicherte damit den bisher größten Erfolg der Borussia in ihrer 100jährigen Vereinsgeschichte.

Aber die Geschichte unseres BVB hat auch andere ?Helden?. Am 22.12. 2009 feierte er seinen 60. Geburtstag. Mit seinen 213 Toren steht er auf Platz vier der ewigen Bundesliga-Torschützenliste. Die 135 Bundesliga-Tore für Borussia Dortmund bedeuten Vereinsrekord.

Dennoch wurde er in der Bundesliga nie zum Träger der ?Torjägerkanone?. War seit 1974 immer wieder unter den TOP-Ten der besten Torschützen platziert, zweimal auf Platz 2: 1980/81 mit 27 Treffern und 1981/82 mit 22 Toren: Manfred ?Manni? Burgsmüller.

Als ?Tor für die Ewigkeit? gilt in den Annalen des BVB das Siegtor am 13. Juni 1987 gegen den VfL Bochum. Als B-Jugendspieler kam er zum BVB. Galt als ein Supertalent und hatte doch kaum Chancen beim damaligen Trainer Reinhard Saftig. Nach knappen Spielzeiten und Einwechselungen, dann doch wieder einmal die Möglichkeit seinem BVB zu ?dienen?, als er gegen den Reviernachbarn eingewechselt wurde und in der 76. Minute das Tor zum kaum noch erhofften 3:2 Sieg erzielte: Maurice ?Mucki? Banach.

?Wie eine Hornisse?? sei er plötzlich auf den Platz geschossen, um wie ein Irrer um Ballbesitz zu kämpfen und sich als ?freier Mann? anzubieten. Es habe nicht lange gedauert und der Ball sei von der linken Angriffsseite auf den langen Pfosten gesegelt, und da war sie: ?Die große Sekunde, in der ein Held geboren wird. Der Moment, den man als aktiver Fußballer am liebsten in einem Marmeladenglas konservieren und ständig bei sich tragen möchte?, schrieb die heimische Presse. ?Mucki? nutzte sie!

Es gab schon immer brisante Auftaktspiele gegen den Serienmeister im deutschen Profifußball ? die Münchner Bayern. Einer besonderen Kuriosität erinnern sich aber beide Fan-Lager aus dem Spiel vom 9. August 1986. Um es vorweg zu nehmen, es endete versöhnlich 2:2. Ja wäre da nicht diese Szene gewesen: Unser Frank ?Frankie-Boy? Mill spielte die gesamte Bayern-Abwehr und deren Torwart Jean-Marie Pfaff aus und ?staunte? über sein ?Werk? solange, bis ihn der Torwart einholte, er dann überhastet abschließen musste, dadurch das leere Tor verfehlte und ?nur? den Pfosten traf.



Der Verein Borussia Dortmund, seine Mannschaft und seine Fans genießen nicht nur in Deutschland ein breites Ansehen. Erworben durch hohen Sachverstand, Treue zum Verein und nimmermüden Einsatz bei der Unterstützung ihres Teams.
Leider - nicht nur in Dortmund begleiteten den Fußball auch ?Erscheinungen?, die in keiner Weise in dieses Gesamtbild passten und passen. Am 1. September 1987 gründete der BVB ? unter Trägerschaft der Stadt Dortmund - ein Fan-Projekt, dass dann im Januar 1988 seine Arbeit aufnahm. Ziel dieser bis dahin in der Bundesliga einmaligen Vorgehensweise war, an die "Strukturen" der Randale heranzukommen. Der Vorsitzende Meinolf Koch ? bei den Fans angesehener ehemaliger BVB-Profi ? fand schnell Gehör und konnte so einen sehr großen Teil der Aufmerksamkeit für Fans und dieses Anliegen gewinnen.

Gewaltbereites Fußballpublikum gibt es nicht erst seit dem Auftritt britischer Hooligans 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion. Auch schon bei der 1. Fußball-WM 1930 wurden vor dem Estadio-Centenario von Montevideo Polizeikontrollen durchgeführt mit dem Ergebnis, dass über 1.500 Schusswaffen beschlagnahmt wurden. Ebenso nie mehr möchten wir um, am und im Westfalenstadion (resp. Signal Iduna Park) solche Tragödien erleben wie im Jahre 1982 mit der berüchtigten ?Borussen-Front? und dem der Familie Erdmann zugefügten Leid.

?Ein besonderes Augenmerk gilt dem Abbau extremistischer Orientierungen, Vorurteilen, Feindbildern und speziell eventuell vorhandener Ausländerfeindlichkeit??, heißt es auf der Homepage des Fan-Projekt Dortmund e.V. Auch heute nach über 20 Jahren hat der Fußball allgemein und leider ? wie jüngste Ausschreitungen belegen ? auch in Dortmund immer noch mit solchen Unsäglichkeiten wie Zerstörung und Randale zu tun. Bedeutet, dass die Worte des damaligen Vorstandsassistenten Uli Sieber noch heute mahnen: ??nicht nur caritative Scheck-Übergaben zu inszenieren, sondern konkret in die Fan-Subkultur hinabzusteigen und dafür auch an Veranstaltungen des politisch-gesellschaftlichen Bewusstseins zu denken.?

Egal in welcher schwierigen Zeit. Während der Weltkriege, in Wirtschaftskrisen oder eigenen Fast-Bankrotten, der BVB konnte immer auf starke Persönlichkeiten und solidarische Fans bauen. Deshalb ist es wohl mehr als stimmig, wenn wir nach 100 Jahren Ballspielverein Borussia Dortmund von einer großen schwarzgelben Familie sprechen dürfen: Das Fußball-Herz schlägt hier - und das schon seit hundert Jahren!

, 11.01.2009

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