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Für Klitschko zu stark und für Dortmund zu schwach?

Aus dem Westfalenstadion berichtet Patrick Meiß

47.800 Zuschauer wollten die Rückkehr des BVB in den Europapokal an diesem späten Augustabend sehen. Spätestens bei Betrachtung der gewöhnungsbedürftigen Anstoßzeit (21:05 Uhr) wurde wohl auch dem letzten klar, dass es sich hierbei nicht um die Champions League handelte. Im Vorfeld wurde zur Genüge über die Bedeutung dieses Spiel in sportlicher als auch in finanzieller Hinsicht sowie über die Wichtigkeit für den gesamten Verein berichtet. Im 166. Europapokalspiel für den BVB ging es erstmals gegen eine aserbaidschanische Mannschaft. Gegen den FK Qarabag Agdam. Als der letzte Heimsieg der Schwarz-Gelben im Europapokal gefeiert wurde (2003 gegen Austria Wien), waren vermutlich viele Spieler der so jungen Borussen-Mannschaft noch als Balljunge unterwegs. Man durfte gespannt sein, ob die Mannschaft aus den Fehlern des Heimspiels gegen Udinese Calcio vor zwei Jahren die richtigen Lehren gezogen hatte, als man auf ein schnelles Tor drängte und in unnötige Konter lief.

 

Gegenüber der Startaufstellung vom Pokalspiel am vergangenen Samstag änderte Klopp krankheitsbedingt nur eine Position. Patrick Owomoyela fiel kurzfristig wegen eines Magen-Darm-Infekts aus. Für ihn rückte der Neu-Dortmunder Lukasz Piszczek in die Startelf.

Auf einem über den Sommer gut gepflegten Rasen wollte Jürgen Klopps Elf zunächst Ballsicherheit erlangen, was durch zirkulierendes Passspiel und mit der unterstützenden Südtribüne im Nacken auch meist gut gelang. Nachdem die Dortmunder bereits in der 4. Minute erstmals vor dem gegnerischen Tor auftauchen, gab es beim direkt darauf folgenden Konter der Gäste noch Uneinigkeit im Abwehrverbund der Gastgeber, so dass niemand eingriff und stattdessen die halbe Abwehr zusah, wie ein erster Schuss aus 20 Metern in Richtung Dortmunder Tor gesetzt wurde.

Die entsprechend lautstarken Anweisungen des Kapitäns Sebastian Kehl sollten helfen und fortan lief es richtig rund. Dem einen oder anderen Spieler merkte man zu Beginn, angesichts der Bedeutung des Spiels, kleinere Anflüge von Nervosität an. Diese verflogen jedoch recht bald und vor allem die rechte Seite mit Piszczek und Kuba fand richtig gut in die Partie. Unterstützt wurden sie dabei vom quirligen Kagawa. Kuba zeigte sich deutlich verbessert ? seine agile Lauffreudigkeit kennt man ja, am heutigen Abend wurde sie durch gute Zweikampfführung und kluge Pässe perfekt ergänzt und wir sahen einen Kuba wie wir ihn in der vergangenen Spielzeit nur allzu selten gesehen haben. 

Doch auch Agdam deutete in den Anfangsminuten sein Können an ? welches vor allem im Konterfußball liegt. Viel mehr als Ansätze sollte es jedoch nicht werden. Denn schon kurz darauf hatte sich der japanische Neuzugang Kagawa in den Ball verliebt, ihn vor dem Strafraum gut behauptet und ihn dann mit einem strammen Schuss an den rechten Innenpfosten gesetzt von wo aus er ins Tor trudelte. 1:0 nach knapp 13 Minuten. Der aserbaidschanische Torwart machte hierbei eine etwas unglückliche Figur, da er am Ball dran war. Es sollte nicht sein einziger Fehler bleiben.

Kaum hatte Nobby Dickel den Torschützen zum 1:0 verkündet, stand auch schon der bullig-muskulöse Trainer Agdams kerzengerade am Spielfeldrand und sollte dort lange Zeit verharren, als warte er auf einen Boxkampf. Wo waren bloß die Klitschkos?

Qarabags Spieler jedenfalls blieben harmloser als ihr Trainer. Sie standen nun weiterhin einigermaßen geordnet hinten drin und lauerten auf Konter.

Die Abwehr des Dortmunder Bundesligisten sortierte sich mit der Zeit jedoch immer besser und die Konter konnten meist früh gestört werden. Daraus resultierte erfreulicherweise eine höhere Frequenz an eigenen Torchancen für die Schwarz-Gelben, denen der Gast aus Baku meist hilflos gegenüberstand. So reagierten die Gäste scheinbar mit Erstaunen auf den frei vorm Tor auftauchenden Lucas, der ungestört aus zentraler Position mit einem schönen Distanzschuss zum 2:0 einnetzen durfte. Dieses Tor in der 21. Minute wurde mit freundlicher Genehmigung des gegnerischen Torwarts erzielt, der abermals unglücklich agierte obwohl er wieder am Ball war. 

Nur eine Minute später hätte sich Lucas erneut in die Torschützenliste eintragen können, hätte er nicht ?der Meinung des rumänischen Schiedsrichters Balaj nach- im Abseits gestanden. Der Sturmlauf der Borussen ließ sich durch solche Kleinigkeiten jedoch nicht aufhalten. In der 29. Minute war es abermals der Paraguayer der nach einer schönen Flanke von rechts durch Piszczek diesmal per Kopf traf. Wieder stand er ohne Gegenspieler im Strafraum. Noch vor der Pause sollte das Tor zur EuropaLeague-Gruppenphase weit geöffnet werden. Diesmal flankte Schmelzer von der linken Seite und da Agdams Abwehrverhalten weiterhin konsequent einen Meter vom Gegenspieler entfernt stattfand, konnte der 1,72 Meter große ?Hüne? Kagawa mit seinem Doppelpack zum 4:0 Halbzeitstand einköpfen.

 Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist schnell erzählt. Agdams Trainer Qurban Qurbanov reagierte mit zwei Wechseln zu Beginn der 2. Hälfte. Viel ändern sollte dies jedoch nicht mehr. Der BVB verwaltete nun locker seinen 4:0 Vorsprung. Der gut spielende Kuba durfte nach 50 Minuten Platz machen für die Nachwuchshoffnung Mario Götze. Während das Spiel nun vor sich hin plätscherte, war es weiterhin Kagawa, der mit schnellen Balleroberungen und intelligentem Spiel sich immer mehr in die Herzen der Fans spielte. Während sich auf der anderen Seite, bei den nun immer seltener gewordenen Ausflügen der Gäste in die gegnerische Hälfte, die mitgereisten Anhänger aus Aserbaidschan kurzfristig bemerkbar machten.

 

Weitere Wechsel folgten. In der 66. Minute kam Bender für Kehl ins Spiel und nur vier Minuten später wurde der Neuzugang aus Japan und Doppeltorschütze Kagawa mit frenetischem Jubel aus dem Spiel verabschiedet, für ihn kam ein anderer Neuzugang aufs Feld: Robert Lewandowski.

Die einzigen Aufreger waren dann die beiden gelben Karten für Subotic und Bender jeweils nach einem Foulspiel, zudem wurde den Borussen ein weiteres vermeintliches Abseitstor von Kagawa unmittelbar vor seiner Auswechslung verweigert. Außerhalb des Feldes wurden die Ohren der Fans mit einem ca. einminütigem Piepton strapaziert und Nobby Dickel würde vermutlich die technischen Ausfälle der Anzeigentalfeln während der zweiten Halbzeit noch als das größte Problem des Spiels bezeichnen können. Am Ende blieb es beim souveränen 4:0 Heimerfolg. Der BVB hielt sich nicht nur schadlos, sondern er konnte eine Halbzeit lang vollauf überzeugen, um dann das Ergebnis sowie den Gegner in Halbzeit zwei souverän zu beherrschen. Ein klares Anzeichen von Qualitätszuwachs und Weiterentwicklung der Mannschaft.

 Und so darf man gewissenhaft festhalten: Der BVB ist wieder da und darf wohl schon bald mit wesentlich stärkeren Gegnern in der EuropaLeague-Gruppenphase rechnen. Denn wenn sie das Rückspiel ähnlich konzentriert angehen, brennt da nix mehr an, zumal Qarabag Agdam bislang keine ernsthafte Gefahr darstellte. Zum Schluss hätten es auch fünf oder sechs Tore sein können, aber das 4:0 war ein gelungener Auftakt für eine möglichst lange Europapokal-Saison. Die Fans hatten jedenfalls ihre Freude und sangen sich schon mal mit dem einen oder anderen Fangesang-Klassiker aus den 90er Jahren für die kommenden Aufgaben warm.

Patrick Meiß, (Fotos) - 20.08.2010

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