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Schwarzer Tag für Schiedsrichter

Deutschlands Schiedsrichter-Elite hatte am 13. Spieltag der Saison sicher nicht ihren allerbesten Tag erwischt. Das Fachmagazin ?Kicker? verpasst gleich sechs Unparteiischen eine Note ?unterm Strich (6 / 5,5 / 5 / 4,5 sowie zweimal die 4), die ?Bild?-Zeitung zieht viermal die 5 und zweimal die 4. Wer jetzt annimmt, man sei sich in der Beurteilung der Schiri-Leistungen mehr oder weniger einig, der sieht sich getäuscht, denn bei genauerer Betrachtung zeigen sich teilweise erstaunliche Abweichungen.

So suggeriert die ?Bild?-Zeitung, Schiedsrichter Fritz hätte maßgeblichen Anteil am Sieg des BVB im Spitzenspiel beim SC Freiburg gehabt, betitelt ihren Bericht mit ?Dortmund hatte mehr Schiri-Glück?. Zur Begründung heißt es, ?Siegtreffer unter Abseits-Verdacht?. Und gibt dem Unparteiischen glatt die Note 5!

Informiert man sich über Spiel und Schiri beim ?Kicker?, erfährt man exakt Gegenteiliges über Marco Fritz: ?Konsequent in seiner großzügigen Linie, so auch im Duell Makiadi gegen Weidenfeller vor dem 1:0. Den Barrios-Treffer nicht anzuerkennen (49.) war ebenso richtig wie Mujdzas Eigentor?, heißt es, folgerichtig bekommt er die als Note eine 1,5. Ganz nebenbei die mit Abstand beste Schiedsrichter-Bewertung, die das Sportmagazin an diesem Spieltag vergibt!



Der Spitzenreiter hatte als ?mehr Schiri-Glück?? Das sehen andere Medien teilweise dezent anders als die ?Bild?-Kollegen. ?Borussia Unaufhaltsam - Ein Eigentor geschossen, beste Chancen nicht genutzt - und dennoch siegt Dortmund. Wie der BVB nach einer schwachen Halbzeit in Freiburg aufdrehte und das Spiel noch gewann, war beeindruckend. In dieser Form ist die Borussia auf dem besten Weg zur Meisterschaft?, findet kein Geringerer als ?Der Spiegel? (online). ?Über die Titelchancen reden nur die anderen - die Borussia lässt Taten sprechen. Beim 2:1 in Freiburg zeigt der Spitzenreiter, dass grenzenlose Leidenschaft in ihm steckt?, hat die ?Frankfurter Allgemeine Zeitung? beobachtet. Und die ?Süddeutsche Zeitung? will keineswegs einen der beachtenswertesten Fehlschüsse aller Zeiten unerwähnt lassen: ?Dortmund siegt trotz Kuba. Obwohl der Pole Blaszczykowski am leeren Tor vorbeischießt, dreht die Borussia das Spiel in Freiburg?, hält die große Zeitung aus München fest.

Beim ?sid? ist nur einmal von Schiri Fritz die Rede, im Zusammenhang mit dem Führungstreffer der Freiburger: ?Die Dortmunder reklamierten in dieser Szene allerdings ein Foul von Cisse an Weidenfeller. Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) sah dies allerdings anders.? Desweiteren notiert der ?Sportinformationsdienst? Dinge wie ?Nach dem Seitenwechsel kamen die Gäste wie verwandelt aus der Kabine und erzeugten sofort Druck? oder ?erarbeite sich der BVB Chancen im Minutentakt? sowie ?rollte ein gefährlicher Angriff nach dem nächsten auf das Tor der Gastgeber, sodass die Dortmunder Treffer eine logischen Folge waren?.

Die ?Deutsche Presseagentur? (dpa) kommt bei ihrem Bericht komplett ohne den Sportkameraden Fritz aus, verweist dafür zutreffend darauf, dass auch Freiburg stark spielte, dem BVB lange zusetzte und nicht weit von einem Erfolg entfernt war. Und gelangt zu einem schönen Fazit: ?Dieses Spiel war so gut und so dramatisch, dass danach beide Teams von ihren Fans gefeiert wurden.?

Ob Dortmund also einfach ?mehr Schiri-Glück? hatte als Freiburg oder vielleicht nicht ganz unverdient als Sieger die Heimreise in den Pott antrat, kann man also durchaus differenziert betrachten.



Wie auch andere Schiedsrichter-Leistungen. Legt man die Bewertung der ?Bild? zugrunde, war bester Referee des 13. Spieltages übrigens Dr. Drees, der das Derby zwischen kleinen und großen HSV pfiff und für seine Spielleitung die Note 2 erhält. Neben dem fanden nur noch die Kollegen Kircher (Gelsenkirchen - Bremen) und Schmidt (Pauli - Wolfsburg) mit einer 3 Gnade vor den Notengebern der Zeitung.

Interessanter Weise beurteilt der ?Kicker? die Leistung des Arztes aus Münster-Sarmsheim anders, das Magazin aus Nürnberg gibt eine 4. Denn: Dr. Drees ?übersah Guerreros Handspiel vor dem 1:2; bei der anschließenden Rudelbildung war Guerreros Attacke gegen Schlaudraff rotwürdig; verlor in hektischen Phasen kurzzeitig die Linie.?

Erstaunlich ist auch, dass die ?Bild? dem Schiri Meyer aus Burgdorf eine milde 4 zukommen lässt. Obwohl er bei der auf dem Papier hochkarätigsten Begegnung des Spieltages maßgeblich eingriff. ?Besonders bitter: In der 2. Minute trifft Schweini per Kopf zum 1:0. Aber: Das Schiedsrichter-Gespann pfeift Abseits. Eine Fehl-Entscheidung!?, heißt es im Blatt.

Vergleichen wir auch hier mit dem ?Kicker?, der die Schiri-Leistung beim Spiel Bayer Leverkusen gegen Bayern München so beurteilt: Florian Meyer ?begann mit einem großen Fehler als er Schweinsteigers Treffer (2.) zu Unrecht wegen Abseits nicht anerkannte, ließ viele kleine Fehler folgen. So hätte Rolfes (42.) zwingend Gelb nach Foul an Müller sehen müsste, gleiche Situationen (Handspiele) wurden unterschiedlich bewertet?. Und welche Note gibt das Sportmagazin? Richtig, eine 5.

Absolute Einigkeit konstatieren die höchsten Notengeber der Republik nur in einem Fall: Der Stuttgarter Markus Schmidt bekommt sowohl bei ?Bild? als auch ?Kicker? für seine Leitung der Partie St. Pauli gegen Wolfsburg eine glatte 3. Und beide scheinen sich darin einig zu sein, dass Deutschlands pfeifende Zunft ?unterm Strich? einen schwarzen Tag erwischte. Als Schiri-Durchschnittsnote kommen 4,0 (?Bild?) und 4,1 (?Kicker?) raus.

Was lernen wir daraus? Das einzige Zahlenwerk im Sport, das nicht lügt, ist die Tabelle. Zumindest nach 13. Spieltagen dieser bisher so wundervollen Saison?

, 22. November 2010

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