Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

Wir über uns

 | 

Impressum
Home
Gelbfieber
Konferenz
Smalltalk
Abgegrätscht
Freier Raum
Kirsche-Shop
< November 2010 >
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11 12 13 14
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28
29 30  

Nationalelf:

REVIER-Kolumne:

Redaktionssitz:

Teilzeitfans übernehmen die Macht

Über "echte" und andere Fans -
Kommentar von Christoff Strukamp

In ein paar Stunden ist es soweit - ganz Deutschland schaut nach Südafrika, wo seit Freitag 32 Nationen um die vielleicht begehrteste Trophäe der Welt kämpfen. Vier Wochen Ausnahmezustand, König-Fußball regiert die Welt und damit auch unsere kleine, wunderschöne Republik.

Deutschland einig Fußballland - was 2006 noch auf so große Begeisterung stieß - empfindet der Bundesliga-Fan an sich inzwischen nur noch als lästig, grauenvoll und ekelig. "Teilzeitfans" heißt der Neologismus, den sich die Retter der deutschen Fankultur für jene Menschen ausgesucht haben, die Ihre Leidenschaft pünktlich zum Großereignis auf dem afrikanischen Kontinent wiederentdeckt haben.

Beleidigt, wie ein kleines Kind, dem von der kleinen Schwester das Lieblingsspielzeug weggenommen wurde, reagiert der echte Fan, wenn der Teilzeitfan das Deutschland-Fähnchen aus dem Opel Corsa hängt und nach einem 1:0 gegen Australien hupend durch das Städtchen fährt.

Wenn das Spielzeug nach vier Wochen wieder in der Ecke landet wird sich der echte Fan befriedigt in die Schlange vor dem Kartenhäuschen seines Lieblingsklubs stellen, um auch im 20. Jahr in Folge eine Dauerkarte sein Eigen nennen zu dürfen.

Dass sich in diesen vier Wochen auch Heti und Pleti für seinen Lieblingssport interessierten, stößt den echten Fan auch noch Wochen nach der Weltmeisterschaft böse auf.

"Als nervig, heulerisch und lächerlich" hat er sie empfunden, erzählt er später in der Sportkneipe am Eck und erntet unter den Kumpanen ein beipflichtendes Kopfnicken.

Ist der Bundesliga-Fan an sich wirklich so egoistisch und vor allem idealistisch geworden, wie man derzeit glauben muss? Nur weil das Nachbarehepaar am Sonntag Nachmittag das schwarz-rot-goldene Fähnchen aus dem Fenster hängt und ab August wieder mit dem Tandem ins Grüne fährt, während wir im Stadion stehen, ist Ihre Freude über Podolski und Co. geheuchelt und falsch? Das muss man sich mal vorstellen: Da kritisieren Fußball-Fans andere Menschen, nur weil sich diese vier Wochen lang so benehmen und so denken, wie sie selber in den verbleibenden 48 Wochen des Jahres.



Ich freue mich auf all die Menschen, die ab heute, 20:30 Uhr, wieder Ihre Zuneigung zu einem Sport entdecken, den wir alle so sehr mögen. Vielleicht stehen weder Heti noch Pleti jemals neben uns auf der Südtribüne, aber für die kommenden vier Wochen erreicht der Fußball genau die Bestimmung, die ihn auch kulturell so wichtig macht. Er bringt die Menschen zusammen, er weckt Emotionen und Leidenschaft und damit schafft er etwas, das durch nichts in dieser Welt zu ersetzen ist.

Auf vier tolle WM-Wochen in Südafrika!

, 13. Juni 2010

Kirsche-Forum
BVB-Forum

Aktuelle Infos:

Medienkolumne:

Fan-Kolumne:

Fotos: