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Kein Verbot der nervigen Vuvuzelas

Man, was haben wir uns auf die WM gefreut. Volle Stadien, herrliche Stimmung, laute Gesänge, doch zu hören ist bisher kein einziger Anfeuerungsgesang. Denn es kam ganz anders. Der Grund dafür sind ?Vuvuzelas?, die wie ein Schwarm Hornissen klingen, und ihr durchdringendes Brummen raubt einem bisweilen den letzten Nerv. Dennoch scheiden sich an dieser unsäglichen ?Plastiktröte? längst die Geister. Während Befürworter immer wieder unbeeindruckt wie gebetsmühlenartig darauf verweisen, dass es sich bei diesem "Musikinstrument" um ein afrikanisches ?Kulturgut? handelt, halten die Gegner sie schlicht für ?gesundheitsgefährdend? wegen lautem, nervigen Dauerlärm.

Frankreich hat - laut eigenem Bekunden - deswegen gar sein Spiel verloren und selbst der argentinische Superstar Lionel Messi machte lautstark seinem Unmut Luft. Und so dürfte es nicht verwundern, dass um die Vuvuzelas im Gastgeberland eine große Diskussion ausgebrochen ist, in der jetzt ein drohendes Verbot der Tröten, das das Organisationskomitee (OK) der WM in Aussicht gestellt hat, für neuen Zündstoff gesorgt hat. "Wir appellieren an die südafrikanischen Fans, gegen Uruguay noch mehr Vuvuzelas mitzubringen. Je lauter, desto besser für uns", sagte Itumeleng Khune, Nationaltorhüter des WM-Gastgebers und kippte weiteren hochentzündlichen Brennstoff in die längst hochemotionale Diskussion.

Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet OK-Präsident Danny Jordaan, dessen Interview mit BBC die Diskussion ins Rollen gebracht hatte. Das Boulevard-Blatt "Sowetan" druckte sein Zitat "I will ban Vuvuzela" ("Ich werde die Vuvuzela verbannen") in großen Buchstaben auf Seite eins und ließ zahlreiche empörte Leser zu Wort kommen. "Hände weg von unseren Vuvuzelas! Das hier ist Afrika, das ist unsere WM", hieß es darin. Auch die Tageszeitung "Star" verteidigte die WM-Tröte, die dem Turnier eine eigene Identität gegeben habe. "Die Vuvuzela ist das einzige Geräusch, das man auch im Weltraum hören kann", schrieb ein Journalist des Blattes mit einem Augenzwinkern.

Heiß her ging es auch im Internet: So gehörte die "Vuvuzela" bei Twitter am Wochenende zu den weltweit zehn meist diskutierten Begriffen. So sprach sich FIFA-Präsident Joseph S. Blatter in seinem Kurzmitteilungsdienst bei Twitter gegen ein Verbot aus: "Ich wüsste nicht, warum Fans in ihrem eigenen Land mit Traditionen brechen müssen. Ich habe immer gesagt, dass Afrika einen anderen Rhythmus, einen anderen Sound hat. Rückendeckung kam auch aus Deutschland, wo natürlich auch DFB-Präsident Theo Zwanziger "kein Verständnis" für die lautstarke Kritik aufbrachte: "Das Turnier findet nun einmal in Südafrika statt, da muss man die Gepflogenheiten im Stadion akzeptieren und sich anpassen. Dort gehören die Vuvuzuelas zum Fußballspiel wie in Deutschland die Schlachtgesänge der Fans."



In die lange Reihe der Kritiker reiht sich derweil der niederländische Nationalspieler Joris Mathijsen ein. "Jeder Spieler ist für ein Verbot, und sicher sind das auch viele Fans. Da muss die Fifa was machen. Zu kommunizieren ist absolut nicht möglich."

Das Organisationskomitee ruderte mittlerweile zurück und schloss ein Verbot wegen der Lärmbelästigung aus. "Wir haben immer gesagt, dass die Vuvuzelas die WM charakterisieren. Dabei bleiben wir. Vuvuzelas werden nicht verboten", sagte OK-Sprecher Rich Mkhondo. Jordaan sei in dem Interview falsch zitiert worden. "Vuvuzelas würden nur dann verboten, wenn sie missbraucht werden", sagte Mkhondo, der die Fans erneut bat, während der Nationalhymnen und offiziellen Stadiondurchsagen die Tröten nicht zu benutzen.

Vielleicht hat sich das Thema aber auch schneller erledigt als gedacht. Ein Hersteller des Plastiktröte kündigte an, neue Mundstücke zu produzieren. Die sollen für eine Reduzierung der Lautstärke um 20 Dezibel sorgen. Wie dem auch sei. Niemand ahnte im Vorfeld, welch grässliche Akustik diese Plastiktröte über 90 Minuten entfachen würde und mach einer erinnert sich gern wehmütig an die WM 2006, als das gute, alte Sangesgut noch angesagt war?

, 15.06.2010

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