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Deutschland gegen England: Erzfeinde-Gipfel

Ist bekannt für seinen Deutschland-Hass: Rooney

Ist bekannt für seinen Deutschland-Hass: Rooney

Die Erleichterung wich nur für einen Moment aus den Gesichtszügen. Dann nämlich hatten alle realisiert, dass der ultimative Gipfel auf den Fahrplan gesetzt wurde: ?Auf dem Weg zum Cup!" Nach den 1:0-Siegen von Deutschland gegen Ghana und von England gegen Algerien zum Abschluss der Vorrunde stand fest, dass Deutschland bereits im WM-Achtelfinale auf das Mutterland des Fußballs trifft.

Schon im ersten Spiel der K-o- Runde kommt es also zum Klassiker der Dauerrivalen. Und die Stimmung wurde bereits seit Tagen bereitet, denn aus den Reihen der ?Three Lions? verkündete ausgerechnet Wayne ?the Butcher? Rooney: ?Ich will Deutschland aus dem Turnier werfen.? Am Sonntag bekommt er Gelegenheit dazu. Und die englischen Medien schärfen - wie gewohnt muss man sagen - durch martialische Vokabeln den Blick auf das Kommende.

DEUTSCHLAND gegen ENGLAND. Allein schon das Formulieren dieser Partie weckt beim Blick in die Fußball-Geschichte jede Menge Emotionen. Was waren das für packende Spiele mit Brisanz und Zündstoff ohne Gleichen. Denn wenn die DFB-Auswahl Sonntag um 16 Uhr in Bloemfontein auf England trifft, spielt - wie sollte es anders sein - auch die Historie mit. 1:5 hieß es beim ersten Aufeinandertreffen 1908 in Berlin, 1:2 beim bislang letzten Duell am 19. November 2008 - ebenfalls in Berlin. Und dazwischen gab?s in hundert Jahren manch denkwürdige Schlacht.

Als das wohl legendärste Duell der beiden Fußball-Großmächte dürfte nach wie vor das berühmt-berüchtigte WM-Finale von 1966 im ehrfürchtigen Londoner Wembley Stadion gelten. Der 30. Juli 1966 gehört auch nach mittlerweile 44 Jahren zur ?Fußball-Allgemeinbildung? in beiden Ländern. Noch heute entstehen eifrige Diskussionen, ob der von Geoff Hurst getretene Ball tatsächlich die Linie überquert hat, damals. Borussia?s Nationaltorhüter Hans Tilkowski jedenfalls hat in seinem Buch ?Und ewig fällt das Wembley-Tor? dazu den wissbegierigen Menschen kurz und knapp hinterlassen: ?Ich wäre gern Weltmeister geworden. Das steht ohne Zweifel fest. Aber wir müssen mit dieser Entscheidung leben, und das Wembley-Tor, das kein Tor war, hat mich überall so bekannt gemacht, dass die Begriffe ?Wembley und Tilkowski? zusammen gehören.?



Erst am 1. Juni 1968 gelang der erste DFB-Erfolg überhaupt gegen eine englische Nationalmannschaft im bereits 13. Aufeinandertreffen beider Fußballnationen. Im Niedersachsenstadion von Hannover bejubelten 80.000 Zuschauer den 1:0-Sieg durch Franz Beckenbauer gegen den Weltmeister, der mit Banks, Moore, Thompson, Ball und Hurst nur noch fünf Finalteilnehmer von 1966 aufbot. Und es sollte den Deutschen noch so mancher Jubel beschieden sein?

Denn nur vier Jahre nach der Schmach von Wembley, am 14. Juni 1970 bei der WM in Mexiko, glückt in Leon im Viertelfinale die Revanche für das 66er Finale. Uwe Seeler gelingt bei unfassbaren 50 Grad Celsius(!) in der 82. Minute per legendärem Hinterkopfballtreffer das 2:2 nach 0:2-Rückstand. In der Verlängerung hat das DFB-Team dann Gerd Müller, der zum 3:2-Endstand trifft. England war von den ?Krauts? aus dem Turnier geworfen worden.

Schrecken der Engländer: "Bomber" Müller

Schrecken der Engländer: "Bomber" Müller

Und nur zwei weitere Jahre später sah man sich in London beim EM-Viertelfinale in Wembley wieder. An jenem 29. April des Jahres 1972 zeigte Deutschland beim 3:1 eine Supergala und gewinnt zum ersten Mal überhaupt in England. Paul Breitner erinnert sich gern zurück: ?Zu diesem 3:1-Sieg konnte es keine Steigerung mehr geben. Das war die beste deutsche Mannschaft aller Zeiten.?

Der 4. Juli 1990 im Stadio delle Alpi von Turin, verfolgt die Briten noch heute wie ein Alptraum. Mit 5:4 nach Elfmeterschießen im hart umkämpften WM-Halbfinale trifft Andy Brehme per Freistoß zum 1:0, Lineker glich kurz vor dem Ende aus. Nach torloser Verlängerung kommt?s dann zum Elfmeterschießen mit tragischen Ausgang, denn sowohl Pearce als auch Waddle versagen gegen Bodo Illgner die Nerven.

Und als wäre Elfmeterschießen Teil der interdisziplinären Turniervorbereitung, kommt es am 26. Juni 1996 in London erneut zum Duell vom Punkt, 7:6 lautet das Ergebnis am Ende und Gary Lineker behielt mit seinem in Stein gemeißelten Satz Recht: ?Im Prinzip kann jede Mannschaft jede andere im Elfmeterschießen schlagen, es sei denn, England spielt gegen Deutschland. Im Fußball spielen 22 Männer gegeneinander, und am Ende gewinnt immer Deutschland.?

Shearer und Kuntz treffen im EM-Halbfinale in der regulären Spielzeit, doch die Entscheidung fällt im Shootout wiederum für Deutschland. Dieses Mal scheitert Southgate an Andy Köpke. Borussias frisch gebackener Deutscher Meister Andy Möller schießt die Vogts-Elf ins umjubelte Finale auf die Straße zum Titel. Ausgerechnet in England siegen die Deutschen und die Queen musste gratulieren.

Doch jede Serie hat einmal ein Ende. München sieht den schwarzen 1. September des Jahres 2001, als die 1:5-Niederlage auf der Insel als das "Wunder von München" gefeiert wurde. Franz Beckenbauer lobte damals: "Ich habe noch niemals eine bessere englische Mannschaft gesehen, und ich habe auch noch nie eine englische Mannschaft besseren Fussball spielen sehen. Es stimmte einfach alles: Schnelligkeit, Aggressivität, Bewegung und technische Fähigkeiten. Das war wirklich fantastischer Fußball." Doch bei der Weltmeisterschaft 2002 in Fernost war für die "Rothemden" wieder im Viertelfinale Feierabend, während unsere Elf sich erst durch einen Kahn-Fehler im Finale um die Früchte des guten Turniers brachte und Vizeweltmeister wurde.

England gegen Deutschland. Ein Spiel, das zur Kategorie ?must have? gehört. Bloemfontein in Südafrika sieht also den nächsten Klassiker. Hoffentlich werden Lineker und seine Landsleute auch nach dem 27. Juni 2010 wieder sagen: ?am Ende gewinnt immer Deutschland?

, 24.06.2010

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