Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

Wir über uns

 | 

Impressum
Home
Gelbfieber
Konferenz
Smalltalk
Abgegrätscht
Freier Raum
Kirsche-Shop
< November 2010 >
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11 12 13 14
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28
29 30  

Nationalelf:

REVIER-Kolumne:

Redaktionssitz:

 <<< zurück

…wenn Milch und Honig fließen

Sie naht mit Riesenschritten, mit Sieben-Meilen-Stiefeln, mit der Geschwindigkeit und der Vehemenz eines Tornados. Je nach Verlauf auch mit einer ebensolchen Zerstörungskraft?! Die Fußball Weltmeisterschaft 2006!

Wie wurde sie seit ihrer Geburt vor knapp fünf Jahren nicht verhätschelt und umsorgt. Nichts, aber auch gar nichts sollte bei ihrer ?Mega-Spektakel-Werdung? dem Zufall überlassen werden. Niemand, aber auch niemand durfte sich negativ äußern. Den DFB, das Organisationskommitte oder schlimmer noch, die FIFA kritisieren? Wohl besser nicht. Denn man wird auch nach dem 9. Juli 2006 noch auf die Zusammenarbeit angewiesen sein. Außerdem hat sich die Lichtgestalt des deutschen, internationalen und ? galaktischen Fußballs selbst als Geburtshelfer zur Verfügung gestellt. Der Kaiser und selbst gemachte Suppenkaspar ist laut offizieller Lesart derjenige, der die kleine, süße Fußballveranstaltung ins Land des dreimaligen Weltmeisters geholt hat. Und man weiß: Was der Franz anpackt, ja, das wird zu Gold! So doch ganz sicher auch das Fußballturnier der Besten.

Die Prognosen, bezüglich der mit der WM verbundenen Wirtschaftsbereiche, schießen aber so was von ins Kraut, man weiß gar nicht, wen man zuerst für verrückt erklären soll. Da wurden z.B. in der brandenburgischen Flachebene rund um Berlin WM-Zeltquartiere für tausende Fans aus dem Boden gestampft, die nun nach und nach alle wieder zurückgestampft werden. Überall entstehen so genannte ?Public-Viewing-Points? (nach der Trainerfindungs- gab es also auch noch eine Wortfindungs-Kommission), die Platz für wer weiß wie viele Zuschauer bieten. Ja, spinnt´s Ihr denn?!

Segen oder Fluch? Das ist hier die Frage. Die Voraussage, dass bei mehreren hunderttausend internationalen Fans im Land auch der eine oder andere Euro hängen bleiben wird, bedarf keines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums. Dass allerdings überall, von Flensburg bis nach Garmisch, Milch und Honig fließen werden - damit ist eher mit rapide abnehmender Wahrscheinlichkeit zu rechnen.

Aber man muss ja nicht alles schwarz sehen. Es wird tolle Spiele mit tollen Fußballern zu sehen geben. Es werden, wie bei anderen Weltmeisterschaften auch, exotische Fans zu bewundern sein, die unsere viel zu oft eingefahrenen mitteleuropäischen Fan-Riten bereichern können. Und dass sogar beim Autor dieser Zeilen zum Schluss völlig unverhofft noch zwei Karten gelandet sind, stimmt ihn auch ein bisschen WM-freundlicher.

Doch was wird verhängnisvoller sein? Die häufig von außen geschürte, immense Erwartungshaltung, die das kleinste Dorf, sei es noch so weit vom nächsten WM-Spielort entfernt, dazu veranlasst einen WM-Event-Park zu eröffnen. Oder eben die Nicht-Erfüllbarkeit dieser Erwartungen. In einer Erzählung von Kafka, die den bezeichnenden Titel ?Die Verwandlung? trägt, wacht der Hauptdarsteller an einem schönen Morgen auf und hat sich in einen Käfer verwandelt. In den Insektenpanzer gezwungen wächst er weiter, bis er am Ende stirbt. Hoffentlich hat unser bayrischer Fußballmessias mit dem tschechischen Schriftsteller nur den Vornamen gemein. Und hoffentlich hat die WM-Blase mit dem Kafka-Hauptdarsteller nur die Eigenschaft gemein, zu wachsen. Alles andere wäre verheerend. Schließlich gibt es in Deutschland keine FIFA WM 2007.

, 08.06.2006

 <<< zurück

Kirsche-Forum
BVB-Forum

Aktuelle Infos:

Medienkolumne:

Fan-Kolumne:

Fotos: