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Deutschland auf der Euphoriewelle

Knoten geplatzt: Jetzt trifft sogar Prinz Poldi wieder.

Knoten geplatzt: Jetzt trifft sogar Prinz Poldi wieder.

Eine Ballstafette über Schneider, Mertesacker und Schweinsteiger zu Klose und schon steht es 1:0 ? so einfach kann Fußball sein. Gerade einmal vier Minuten waren gespielt, da musste der ecuadorianische Keeper Mora zum ersten Mal hinter sich greifen. Die beiden weiteren Tore zum hoch verdienten 3:0-Endstand im letzten Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Südamerikaner fielen dann kurz vor und kurz nach der Halbzeitpause ? zu psychologisch günstigen Zeitpunkten, wie man so schön sagt. Gestern Abend im Berliner Olympiastadion haben Klinsmann und seine Jungs alles richtig gemacht. Belohnt wurden sie mit dem Gruppensieg und treffen nun im Achtelfinale auf die Skandinavier aus Schweden.

Was gegen Costa Rica und Polen seinen Anfang nahm, erreichte gegen Ecuador seinen bisherigen Höhepunkt. Die deutsche Mannschaft konnte sich in allen Spielen stetig verbessern und präsentierte sich gestern derart selbstbewusst und siegessicher, dass die größte schwedische Tageszeitung Aftonbladet in ihrer Internetausgabe das Duell gegen die DFB-Elf also "Albtraum" bezeichnet. Gegen den "Angstgegner Deutschland" rechnet sie sich folglich nur wenige Chancen aus. Eine wichtige Erkenntnis nach Beendigung der Vorrunde ist also, dass sich Ballack und Co. international stark positioniert und entsprechend viel Respekt verschafft haben. Respekt, den man nun auch wieder auf der "Insel" genießt. Die Times beispielsweise hat erkannt, dass "es nun nicht länger allein die glorreiche Vergangenheit ist, wegen der man Deutschland fürchten könnte". Eine sicherlich nicht unerhebliche Tatsache für das junge deutsche Team, da die "großen" Gegner erst mit Beginn des Achtelfinals auf sie warten. Die Anerkennung sollte ihr Mut machen, um das von Bundestrainer Klinsmann ausgerufene Ziel "Weltmeister zu werden" verwirklichen zu können.

Mit dem Wissen, dass nur ein Sieg gegen Ecuador im direkten Duell um den Gruppensieg ausreichen würde, agierte die deutsche Mannschaft von der ersten Sekunde an aggressiv und feldüberlegen. In der Innenverteidigung erhielt der leicht am Knie lädierte Dortmunder Christopf Metzelder eine Pause. Da der 25-Jährige zudem nach dem Polen-Spiel gelb vorbelastet war und der deutsche Trainerstab eine Sperre im Achtelfinale vermeiden wollte, wurde er durch Robert Huth ersetzt, der sich nahtlos in die Verteidigung einreihte und seine Defensivarbeit fehlerlos absolvierte. Somit bewies der England-Legionär, dass er eine gute Alternative darstellt und jederzeit für einen der beiden etatmäßigen Innenverteidiger einspringen kann. Sein gestriger Partner, Per Mertesacker, spielte gewohnt sicher und wird von Spiel zu Spiel routinierter, was für ihn von entscheidender Bedeutung sein kann, wenn in der nächsten Runde Schweden mit seinen internationalen Topstürmern auf ihn und seine Teamkameraden wartet.

Klinsi und Jogi einheitlich schwarz.

Klinsi und Jogi einheitlich schwarz.

Selbst Arne Friedrich ? in letzter Zeit oft und hart kritisiert ? konnte sich gestern Abend zumindest teilweise wieder rehabilitieren. In seinem "Wohnzimmer", dem Berliner Olympiastadion, mit vielen Berliner Fans im Rücken, zeigte der Herthaner seine bisher beste WM-Leistung und konnte vor allem defensiv überzeugen. Wie auch Lahm auf der linken Seite stoppte er die Angriffsversuche Ecuadors frühzeitig und ließ praktisch keine gefährlichen Aktionen seitens der "Los Tricolores" (die Dreifarbigen) zu. Wobei man allerdings auch anmerken muss, dass Ecuadors Trainer Luis Fernando Suarez auf seinen Parade-Sturm mit Tenorio und Delgado verzichtete und die Südamerikaner somit offensiv nicht stärker waren als Costa Rica und Polen.

In der Vorwärtsbewegung jedoch präsentierte sich Friedrich erneut wenig überzeugend und konnte dementsprechend kaum Akzente setzen. Seine Spielweise ist zu oftmals behäbig und hüftsteif, um ernsthaft für Gefahr sorgen zu können. Ganz im Gegensatz zu Phillip Lahm, der wieder omnipräsent auftrat und schon mit dem Brasilianer Cafu verglichen wird (Völler). Neben seiner Grundschnelligkeit zeichnete ihn auch gestern seine enorme Ausdauer aus, die es ihm möglich macht über 90 Minuten sowohl hinten sicher zu stehen als auch vorne für seine gefürchteten Flankenläufe zu sorgen.

Basis für den nie gefährdeten Sieg war sicherlich das deutsche Mittelfeld, welches mit Beginn des Spiels dominant zu Werke ging. So musste auch Suarez leicht geknickt eingestehen, dass "Deutschland fast jeden Zweikampf gewonnen hat" und folglich nach Belieben agieren konnte. Besonders Thorsten Frings machte im defensiven Mittelfeld frühzeitig die Räume eng und verhinderte damit, dass die Südamerikaner überhaupt erst ins Spiel kamen. So konnte sich der Kapitän, Michael Ballack, voll und ganz auf seine Offensivbemühungen konzentrieren und leitete das Spiel seiner Mannschaft souverän. Ballack wächst mehr und mehr in die Rolle des Leaders herein. Seine Mitspieler suchen ihn und lassen das Aufbauspiel über ihn laufen. Ist Ballack in Ballbesitz diktiert er förmlich das Spieltempo und setzt zum richtigen Zeitpunkt Akzente. Wie gestern auch, als er kurz vor Ende der ersten Halbzeit im zentral offensiven Mittelfeld mit einem Lupfer Miroslav Klose ins Spiel brachte, der seinerseits Mora umkurvte und mit dem 2-0 für die Entscheidung sorgte.

In brillianter Form: Miro Klose

In brillianter Form: Miro Klose

Doch nicht alleine Frings und Ballack zeichneten sich für die spielerisch ansprechende Leistung der Nationalmannschaft verantwortlich. Auch Bastian Schweinsteiger und Bernd Schneider stellten eindeutig unter Beweis, dass ihre Stammplätze mehr als gerechtfertig sind. So waren Beide auch an dem Führungstreffer beteiligt. Schneider eröffnete die Chance durch eine Flanke auf den kurzen Pfosten, von wo aus Mertesacker den Ball auf den hinteren verlängerte. Dort wartete Schweinsteiger schon und passte beinahe blind zurück in den Strafraum, wo Klose wartete und mit einem Rechtsschuss in die linke, untere Seite das 1:0 markierte.

Kurz nach der Pause, als Klinsmanns Elf langsam anfing einen Gang zurückzuschalten und Ecuador ansatzweise ins Spiel zu kommen schien, waren Beide erneut an einem Tor, dem Treffer zum 3:0 beteiligt. Schweinsteiger schickte den Leverkusener steil. Dieser sprintete über das halbe Feld und wartete bis sich Podolski in Position gebracht hatte, um ihn mit einer mustergültigen Flanke zu bedienen. Der Neu-Münchener ließ sich nicht zwei mal bitten und erzielte sein erstes WM-Tor. Bleibt nur zu hoffen, dass bei ihm nun der Knoten endgültig geplatzt ist, damit er Klose im Sturm weiter entlasten kann. Dass dieser mit nun mehr 9 Toren in gerade mal 10 WM-Spielen erzielt hat, ist nämlich bei den anderen Teilnehmern nicht unentdeckt geblieben. Folglich könnte sich der Bremer also bald in einer Sonderbewachung wieder finden. Gerade dann wäre es für das deutsche Offensivspiel von immenser Bedeutung, wenn Podolski zu alter Form finden würde, damit die Mannschaft weiterhin unberechenbar bleibt.

Deutschland, ich komme: Schwede Henrik Larsson

Deutschland, ich komme: Schwede Henrik Larsson

Die nächste Mannschaft, die sich dem deutschen Team auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in den Weg stellen wird, ist also Schweden. Auch wenn die Skandinavier in den Spielen gegen Trinidad und Tobago und Paraguay nur bedingt überzeugen konnten, haben sie speziell in der zweiten Halbzeit gegen England bewiesen, dass sie nicht zu unterschätzen sind. In der Offensive verfügen sie mit Ibrahimovic, Larsson und Ljunberg über internationale Topstars, die von aufstrebenden Spielern wie Källström und Wilhelmsson und alten, erfahrenen "Haudegen" wie Linderoth und Jonson unterstützt werden.

Samstag, am späten Nachmittag, dürfte uns folglich ein offener Schlagabtausch bevorstehen, in den die Deutschen allerdings als Favorit gehen, haben sie doch seit 1958 kein Pflichtspiel mehr verloren. Klappt dann auch der Support der deutschen Fans wieder so ausgezeichnet wie in der Vorrunde, kann Klinsmann, der in Berlin mit Sprechchören gefeiert wurde, mit seiner Mannschaft beruhigt in die KO-Phase einziehen.

, 21.06.2006

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