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Die Deutschen haben eine Art des Nationalstolzes entdeckt

>> Der Kommentar

Am 1. März 2006 war sich die vereinigte Trainergilde der Republik einig: Die deutsche Nationalmannschaft befand sich 100 Tage vor dem WM-Auftakt in dramatischer Lage. Das Team von Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte gerade beim 1:4 gegen die "Squadra azzurra" beim dreimaligen Weltmeister Italien eine deftige Niederlage erlitten.

Vor allem präsentierte sich das Gerippe der jungen deutschen Abwehr um Arne Friedrich, Per Mertesacker, Robert Huth und Philipp Lahm in Florenz absolut katastrophal. Für den DFB war es die bis dato höchste Niederlage seit dem 1:5 in Rumänien am 28. April 2004 und die deftigste Pleite überhaupt gegen den alten Rivalen aus Italien. Nicht wenige Zeitungen ?kanzelten? daraufhin die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes öffentlich ab und sahen schwarz für das WM-Turnier im eigenen Land. Und heute?

Die Euphorie im Land ist grenzenos!

Die Euphorie im Land ist grenzenos!

9 Punkte, 8 Tore lautet die Bilanz der lupenreinen Vorrunde, das Achtelfinale wurde souverän erreicht. Unsere Mannschaft entfacht Begeisterung im Land wie seit dem Sensations-Triumph der ?Helden von Bern? nicht mehr! Und gut, dass Sönke Wortmann immer mitten auf der Bank sitzt, möchte man da sagen, denn so etwas gilt es festzuhalten für nachfolgende Generationen. Selbst die Presse im Ausland sieht uns plötzlich mit anderen Augen. Der Britische ?Daily Telegraph? konstatiert, dass ?die Deutschen beginnen, Spaß zu haben.? Und die ?Times? legt gleich nach: ?Nun ist es ist nicht länger allein die glorreiche Vergangenheit wegen der man Deutschland fürchten könnte.? Hört, hört. Die Engländer, dessen bisweilen tumbes Boulevard-Vokabular nicht weiter als von ?Blitzkrieg bis Panzer? reicht, entdecken plötzlich auch andere lobenswerte Dinge, wie der ?Guardian?: ?Die Deutschen kamen ins Schwitzen, aber einzig und allein wegen der Hitze.? Na so was, Deutschland und die Qual durch Hitze. Schon wieder eine Überraschung. Doch der Respekt vor ?Klinsis Jüngern? erfasst auch viele andere Blätter. Und der Schwedische ?Expressen? bestätigt London: ?Deutschland hat Furcht erregend gut gespielt und das Mittelfeld total dominiert.? Der ewige Rivale Italien schlägt in die gleiche Kerbe. Auch ?La Stampa? macht ?Deutschland Angst. Drei Spiele, neun Punkte: Das hat es seit 1970 nicht mehr gegeben.? ?La Gazzetta dello Sport? lässt es sich da natürlich nicht nehmen und schreibt heute: ?Das ist ein Deutschland wie in den 70er Jahren. Klose, der Chef-Bomber der WM, landet einen Doppeltreffer. Und die Kanzlerin feiert auf der Tribüne.?

Der Renner zur Zeit: Deutschlandfahnen am Auto:

Der Renner zur Zeit: Deutschlandfahnen am Auto:

Völlig überraschende Töne kommen auch aus den Niederlanden. Der ?Volkskrant? schildert seine Wahrnehmung aus dem derzeitigen Welt-Mittelpunkt: ?Deutschland leuchtet in Schwarz und Weiß. Die Mannschaft hat dem bürokratischen Fußball abgeschworen und gibt nun ein Beispiel für Leidenschaft und Abenteuer.? Was im Übrigen auch der Schweizer ?Blick? so sieht: ?Auf einmal arbeiteten die Deutschen den Fußball nicht. Sie zelebrierten ihn.? Der beste Turnierstart seit 36 Jahren reißt eine ganze Nation förmlich aus der Lethargie. Die ?Basler Zeitung? kommentiert demzufolge: ?Deutschland überschlägt sich vor Freude. Der feine Unterschied zu früheren Ausgaben einer deutschen Auswahl: Sie mogelte sich nicht durch die Gruppe.?

Dortmund - City, Friedensplatz meldete einmal mehr: "ausverkauft"

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In der Tat. Das spielerisch verbesserte und mutige Offensivspiel unserer Mannschaft zahlt sich aus und kompensiert die eine oder andere Schwäche. Das Klima scheint bestens. Es gibt nach dem Ende der - auch eher von den Medien inszenierten - Ballack-Diskussion keine Quertreiberei im Team. Dazu kommt, dass die deutsche Mannschaft auf dem Feld der Fußballwelt anschaulich gezeigt hat, dass man wieder mit ihr rechnen muss. Die Art und Weise, wie sie die bisherigen Siege eingefahren hat, beeindruckte nicht nur, es hat neuen Respekt bei den anderen Fußball-Nationen eingetragen. Jeder hat gesehen, dass diese Mannschaft körperlich topfit ist und die Botschaft aussendete: Wer uns schlagen will, der muss schon nahe 90 Minuten rackern!     

Jetzt geht es also gegen die sympathischen Schweden, denen vor derlei teutonischer Kampfeskraft gar nicht so recht wohl in ihrer Haut ist. "Aftonbladet" titelte über Deutschland als nächsten Gegner kurz und knapp: "Ein Alptraum". Nun soll die Elf um den stets zurückhaltenden und für viele zu defensiv denkenden Trainer Lagerbäck eine alte Serie knacken: Seit 1958 hat es nämlich gegen Deutschland keinen Sieg mehr in einem Pflichtspiel gegeben. Hoffen wir, dass diese Serie hält.

, 21.6.2006

Siehe dazu auch: DIE ZEIT

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