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WM Countdown: Wir müssen leider draußen bleiben!

Wenn am 9. Juni 2006 in München die Fußball-WM angepfiffen wird, wird es nicht nur freudige Gesichter geben. Sicher, die Herren Beckenbauer, Netzer und Co. dürften sich in Erwartung der Kohle, die das Ereignis in ihre Taschen spülen wird, die Hände reiben. Otto-Normalfan aber guckt wahrscheinlich in der Röhre bzw. Glotze. Denn in den WM-Stadien werden die meisten Fans keinen Platz bekommen, schließlich sind nur gut ein Drittel aller verfügbaren Tickets für den freien Verkauf reserviert. Der Rest geht an Sponsoren, Staats- und Ehrengäste und in das Hospitality Programm für besonders zahlungskräftige Kunden.

 
Bereits Stunden vor dem Anpfiff treibt sich der gemeine Fan in der Stadt des Geschehens herum und verstopft dabei Straßen, Flaniermeilen und verbreitet dabei bisweilen lautstark gute Laune und Vorfreude. Die Innenstädte werden so für die zahlungskräftige Kundschaft natürlich unpassierbar. Wer weiß, ob diese Fans nicht sogar Krankheiten verbreiten? Auf jeden Fall stellen sie aber eine Gefahr für das Hab und Gut der Schickeria dar. Schließlich kann man von niemaden erwarten, dass er seinen Lamborghi zum Beispiel am "Haltepunkt U45 Westfalenhallen" parkt, wenn er weiß, dass dort kurz darauf eine Horde wildgewordener, mit Bierflaschen bewaffneten Fußball-Fans vorbeizieht.

 Ein noch viel schlimmeres Bild ergibt sich um die Stadien herum. Hier erhöht sich die Fandichte pro Quadratmeter noch einmal deutlich. Nur mit allergrößter Mühe können da Luxuskarossen sich ihren Weg zu den abgesperrten VIP-Bereichen bahnen, das Landen von Hubschraubern oder Privatjets in unmittelbarer Nähe des Stadions ist nahezu unmöglich. Erschwerend kommt hinzu, dass sich keines (!) der WM-Stadien in der Nähe eines Hochseehafens befindet, die Anreise mit der Privatjacht fällt also flach. Man sieht, die Rahmenbedingungen sind also alles andere als optimal für den Geld- und Hochadel.

Und dann während des Spieles. Sehen und gesehen werden ist hier das Motto (das allerdings nicht unbedingt für die teilnehmenden Teams gilt). Und da stören begeisterte, vermutlich auch noch singende, vielleicht sogar grölende Fans doch sehr.
Wie soll man da gemütlich Smalltalk führen können oder Geschäfte einfädeln, wenn man im Stadion, bei Champagner und Kaviar auf den Plüschsofas in der VIP-Lounge ständig von diesem Pöbel gestört wird? Und die riechen bestimmt auch. Außerdem findet man in jeder WM-Stadt Großleinwände, auf die die jeweiligen Spiele projiziert werden. Das wird doch wohl reichen.

Aber was soll der gemeine Fußballfan auch bei einer WM?

 
Schließlich wollen die Schönen und Reichen hier ihre Ruhe haben, sich im Glanz ihrer Roben sonnen und das ein oder andere gute Geschäft tätigen. Da stört der Pöbel nur. Und seien wir ehrlich: Was hat den der Durchschnittsfan einer WM schon zu bieten? Schauen wir uns mal einen Spieltag an.
Auch nach dem Spiel ist an gepflegtes Herumbonzen nicht zu denken. Wieder verstopfen traurige und glückliche Fans sämtliche Stadionzufahrten, treiben sich bis tief in der Nacht in den Innenstädten herum und stehen garantiert immer im Bild, wenn der Society-Fotograf seine Schnappschüsse machen will.
 
Angesichts dieser bevorstehender Misere wird jeder verstehen, dass das OK da einfach die Notbremse ziehen musste. Und komme jetzt keiner mit dem Argument, es gehe doch schließlich um den Sport oder gar solchem sozialromantischen Quatsch wie Völkerverständigung. Die kann man auch vor der Großleimwand praktizieren. Daher war die Erlaubnis der Fifa bzw. des Rechteinhabers Infront in jeder Stadt, in jedem Dorf, in jeder Gemeinde Großleinwände zur Belustigung des Pöbels einsetzen zu dürfen, ganz im Sinne der großen Sache! Es geht ums Geschäft - und sonst nix. 2010 können wir dann auch noch auf die Mannschaften verzichten.

 

Jürgen Brück - 06.02.05

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