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Beängstigend gut

Gewohnt souverän im Mittelfeld: Torsten Frings.

Gewohnt souverän im Mittelfeld: Torsten Frings.

Die deutsche Nationalmannschaft hat auch das fünfte Spiel in Folge seit Amtsantritt von ?Jogi? Löw als neuem Bundestrainer souverän und hoch verdient gewonnen. Nachdem man unter der Woche das Testspiel gegen Georgien mit 2:0 für sich entschied, sicherte sich die deutsche Elf auch gestern in der Slowakei im dritten Qualifikationsspiel zur EM ?08 mit einem 4:1-Erfolg den dritten Sieg und somit die Maximalausbeute von neun Punkten.

Besonders in der ersten Halbzeit überzeugte Löws Team auf der ganzen Linie und spielte die überforderten Slowaken phasenweise an die Wand. Zwar ging mit dem Seitenwechsel ein kleiner Knacks durch die Mannschaft, doch spielerisch einfach und fast schon ein wenig beängstigend abgeklärt, überstand sie die Drangphase der Slowaken und setzte Mitte der zweiten Halbzeit durch Podolski den endgültigen Todesstoß. Löw, der sich ?stolz? über die Leistung seines Teams zeigte, merkte nach Spielende an, dass dies ?zwar nicht der entscheidende, aber ein großer Schritt in Richtung EM war?.

An und für sich ist das nach drei Spieltagen eine äußerst gewagte und provokante These. Betrachtet man allerdings die deutsche Qualifikationsgruppe D näher, verschwinden schon schnell die Zweifel ans Löws Aussage: Wales verliert zu Hause zwar mit 1:5 gegen die Slowakei, gewinnt dafür aber mit 3:1 gegen Zypern. Die Zyprioten ihrerseits gewinnen als Ausgleich gegen Irland mit 5:2 und die Tschechen verlieren zwei wichtige Punkte beim 1:1 in Irland. Die deutschen Gegner nehmen sich folgerichtig die Punkte gegenseitig weg und legen ihr kaum Steine in den Weg. Da durch den neuen Qualifikationsmodus neben dem Gruppensieger auch der Zweitplatzierte direkt für die Endrunde qualifiziert ist, hätte die DFB-Auswahl bei einem Sieg am nächsten Spieltag in Zypern schon 6 Punkte Vorsprung auf Platz 3. Behält die Mannschaft also weiterhin ihre Form, kann man durchaus von einer kleinen Vorentscheidung sprechen.

Aber genug der grauen Theorie, kommen wir lieber wieder zurück zu den Auftritten unserer Mannschaft. Das Testspiel gegen ?Toppis? Georgier nutzte das deutsche Trainerteam, um ein wenig durchzuwechseln. So verhalf Löw neben Fritz, Trochowski und Madlung auch dem Aachener Schlaudraff zu seinem Nationalmannschafts-Debut. Durch die vielen Umstellungen war das deutsche Spiel von Anfang an etwas holprig, es fehlte die Dynamik im Spielaufbau, die die deutsche Mannschaft sonst auszeichnet. Doch ein
Nicht nur Torschütze, sondern auch Vorbereiter: Miro Klose.

Nicht nur Torschütze, sondern auch Vorbereiter: Miro Klose.

Traumtor von Schweinsteiger und weiteres von Ballack täuschten dann schnell über die anfänglichen Probleme hinweg. Zwar sah Podolski nach einer Tätlichkeit verdientermaßen die Rote Karte, doch gesperrt wurde er nur für die kommenden zwei Freundschaftsspiele. Sicherlich eine unnötige Aktion des Neu-Müncheners, der in der Fußball-Hauptstadt noch nicht vollends angekommen scheint, aber mit seiner Galavorstellung von gestern Abend hat er diesen hoffentlich einmaligen Ausrutscher bereits vergessen gemacht.

Vergessen gemacht hat auch die deutsche Elf ihre Leistung von vor 13 Monaten, als man an gleicher Stelle mit 0:2 durch zwei Treffer des Wolfsburgers Karhan das Nachsehen hatte. Die Leistung von gestern Abend allerdings hat vielmehr an das Achtelfinalspiel der Weltmeisterschaft gegen Schweden erinnert. Wie schon gegen die Skandinavier startete das Team um Kapitän Michael Ballack auch in Bratislava wieder furios und war durch körperliche Präsenz und spielerische Klasse von Anfang an ?Herr im Haus?. Die Slowaken, die sich nach dem 5:1-Auswärtssieg in Wales auch gestern gute Chancen eingeräumt hatten zumindest ein Unentschieden erreichen zu können, wurden schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Für Trainer Galis, der schon bald durch den früheren Siegener Trainer Kocian ausgetauscht werden könnte, war dies wohl ein Dejavue-Erlebnis. Denn schon nach einem starken 6:1 gegen Zypern am Anfang der Qualifikation, verlor man das folgende Spiel gegen Tschechien sang- und klanglos mit 3:0.

Aufgrund der starken Anfangsphase hatte die neu formierte Verteidigung die Gelegenheit sich in Ruhe einzuspielen und aufeinander abzustimmen. So stand, speziell in der ersten Halbzeit die Innenverteidigung um die beiden Friedrichs, Manuel und Arne, absolut sicher und kompakt. Der zentrale slowakische Angriff um die Nürnberger Mintal und Vittek konnte sich dementsprechend nicht entfalten. Nach der Pause gerieten die Beiden zwar bei den oftmals gefährlich vorgetragenen Standardsituationen der Slowaken ab und an ins Schwimmen, was auch den zwischenzeitlichen Treffer zum 1:3 nach sich zog, doch alles in allem haben die Friedrichs wieder eine überzeugende Leistung abgeliefert.

Gelungenes Debüt: Clemens Fritz.

Gelungenes Debüt: Clemens Fritz.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass die etatmäßige Innenverteidigung um Per Mertesacker und Christoph Metzelder wegen Verletzungen nicht einmal im Kader stand.
Der 25-Jährige Clemens Fritz beeindruckte mit seiner Darbietung gegen Georgien dermaßen, dass er auch gegen die Slowakei von Beginn an ran durfte. Der Leverkusener auf rechts und sein Pendant auf der linken Außenbahn, Phillip Lahm, schalteten sich des Öfteren in die Offensive ein und sorgten dabei stets für Gefahr. Bis auf einige unachtsame Momente in der Drangphase der Slowaken, die nun fast immer über Fritz? Seite ihr Glück probierten, hatte dieser auch den Flügelflitzer Svento gut im Griff und konnte sich daher für weitere Aufgaben nachhaltig empfohlen.

Die Offensive, ganz offenkundig und ohne Zweitel das Prunkstück der deutschen Mannschaft, zeigte auch gestern wieder in vortrefflicher Manier, warum sie in dieser Formation zu den besten der Welt gehört. Fast schon blind verstehen sie sich untereinander und spielen Ballstafetten, die man ihr noch vor gar nicht all zu lange Zeit nicht einmal im Traum zugetraut hätte. Das Aufbauspiel läuft grundsätzlich über Michael Ballack, der mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist aus der ?Leader-Rolle?. Mit Torsten Frings als Absicherung in seinem Rücken, gibt Ballack den Takt und das Spieltempo an. Abwechselnd verteilt er die Bälle auf Schneider oder Schweinsteiger, die ihrerseits dann mit Fritz und Lahm ihre Offensivaktionen starten. Besonders Schweinsteiger ist momentan auch anzumerken, dass er in seiner Spielweise viel routinierter geworden ist und nun über eine ähnlich gute Übersicht wie Ballack oder auch Schneider verfügt.

Diese Räder, die im deutschen Mittelfeld intuitiv ineinander greifen, haben auch gestern letztendlich für den nie gefährdeten Sieg gesorgt. Denn unser Sturmduo um Lukas Podolski und Miroslav Klose harmoniert ebenfalls außerordentlich gut und so ist es oftmals nur eine Frage der Zeit, bis ein vorgetragener Angriff zu einer guten Torchance und in den meisten Fällen auch zu einem Tor führt. Pass von Schneider auf Klose, der setzt sich gegen zwei Verteidiger durch und passt von der Grundlinie zurück in den Rückraum, wo sich Podolski schon freigelaufen hat und das 1:0 markiert. So einfach kann Fußball sein und veranlasste ARD-Experte Netzer zu der Bemerkung, dass sich die Slowaken ?hier
Mit Köpfchen: Michael Ballack.

Mit Köpfchen: Michael Ballack.

besonders dumm angestellt haben?. Vielleicht war dies tatsächlich so, vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass zur Zeit kaum eine Verteidigung der deutschen Offensive gewachsen ist oder ist es wirklich Zufall, dass seit dem Beginn der Weltmeisterschaft fast alle gegnerischen Mannschaften arge Probleme mit den Angriffbemühungen der Deutschen hatten?

Nach der wieder mal recht frühen Führung setzte die Mannschaft auch direkt nach und hätte durch Klose schon mit 2:0 in Front gehen müssen. Dafür sorgte dann jedoch der Kapitän selber, als er nach einer Flanke von Lahm aus dem Halbfeld mutterseelenallein vor dem slowakischen Torwart Contofalsky auftauchte und zum 2:0 einköpfte. Für die Vorentscheidung in Halbzeit eins sorgte dann Bastian Schweinsteiger als er nach einem Fernschuss von Ballack den Ball nur noch im Tor unterbringen musste. Fast hätte Contofalsky danach auch noch den ?Robinson? gemacht, als er über den Ball trat. Doch im Gegensatz zu Robinsons Querschläger im Spiel seiner Engländer in Kroatien (Endstand 2:0), hatte der von Contofalsky keine Folgen, da er den Ball vor der Torlinie noch stoppen konnte.

Prophezeit und doch nicht verhindert: prügelnde Zuschauer.

Prophezeit und doch nicht verhindert: prügelnde Zuschauer.

Kurz nach der Pause erhöhten die Slowaken ihr Spieltempo und kauften den Deutschen, die sich etwas überrascht zeigten, den Schneid ab. Nach einem schlechten Abschlag von Lehmann, entschied der norwegische Schiedsrichter Hauge zu Unrecht auf Freistoß nach einem angeblichen Foul von Ballack. Diese Chance ließen sich die groß gewachsenen Spieler der Osteuropäer nicht nehmen und hatten kurzzeitig die Hoffnung doch noch mal dem Spiel eine Wendung zu geben. Die deutsche Elf aber zeigte sich wenig beeindruckt und konterte im Stil einer Spitzenmannschaft die nun aufgerückten Slowaken aus, mit der Folge, dass Podolski mit seinem siebten Tor in der Quali alles klar machte. Löw brachte dann noch Trochowski, der sich gut ins Spiel integrierte und direkt den Torabschluss suchte. Letztendlich brachte man das Spiel dann souverän über die Runden und kann sich nun auf die Aufgabe im November auf Zypern vorbereiten.

Dass sich Teile der deutschen Fans wie zuletzt in San Marion daneben benahmen und randalierten, ist peinlich für den gesamten deutschen Fußball, der erst kürzlich durch die WM sein Ansehen im internationalen Vergleich aufpolieren konnte. Fraglich allerdings, warum es ihnen überhaupt möglich war an Karten zu kommen. Die Slowaken sollten diesbezüglich vielleicht noch einmal ihr Sicherheitskonzept überdenken. Denn anstatt dem Einsatz von Gummiknüppeln, hätte man präventiv für Ruhe sorgen könne. Aber: Chance vertan.

Für Löw und sein Team bleibt festzuhalten, dass der Weg von einem gewissen Jürgen K. konsequent weiter gegangen wird und wir uns um die Zukunft der deutschen Nationalmannschaft momentan keine Gedanken machen müssen!

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