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Spaßbremse Zypern

Odo war auch schon mal besser...

Odo war auch schon mal besser...

?Jogi? Löw hat also Recht behalten: Zypern war im vierten Quali-Spiel zur Europameisterschaft 2008 der erwartet schwere Gegner. Dass letztendlich nur ein 1-1 ? Unentschieden gegen die im östlichen Mittelmeer gelegene Insel herausgesprungen ist, war so allerdings nicht geplant. Als der Bundestrainer nämlich vor dem Spiel über die Stärken Zyperns philosophierte und gleichzeitig anmerkte, dass sein Team wie ein ?Schweizer Uhrwerk? funktionieren müsse, hatte er sicherlich nicht eine derart schlechte Leistung seiner Mannen im Sinn. Doch trotz aller Warnungen und Versicherungen, dass man diesen Gegner nicht unterschätzen würde, musste Fußball-Deutschland gestern eines dieser Spiele mit ansehen, von denen alle dachten, dass sie nicht mehr vorkommen. In den nächsten Spielen geht es nun vordergründig darum, mit guten Leistungen die gestrige als ?Ausrutscher? zu ?entlarven?.

Im Spiel der deutschen Mannschaft passte es vorne und hinten nicht. Zu keiner Phase der Begegnung sah man sich in der Lage die Zyprer über einen längeren Zeitraum konstant unter Druck zu setzen. Zu viele Stockfehler, zu ungenaue Pässe und die mangelnde Bereitschaft sich zu bewegen, haben schlussendlich dazu geführt, dass vieles im deutschen Spiel Stückwerk und dem Zufall überlassen blieb. Äußerst ungelegen kam dann noch die Tatsache hinzu, dass die ?Zyprioten? - wie sie von Löw tituliert wurden - die Motivation und die Leidenschaft, die sonst das Spiel der DFB-Elf kennzeichnen, an den Tag legten, die unserer Mannschaft so gänzlich fehlte. Im Großen und Ganzen können wir mit dem Remis auch noch gut leben, da den ?Zypriotis? ? diese interessante Variante stammt von Clemens Fritz ? Mitte des zweiten Spielabschnitts ein regulärer Treffer wegen einer angeblichem Abseitsstellung aberkannt wurde. So bleibt die Nationalmannschaft wenigstens in ihrer Quali-Gruppe A wegen dem besseren Torverhältnis vor den punktgleichen Tschechen, die im Februar kommenden Jahres der nächste Gegner sein werden.

Torschütze Okkas läßt sich für seinen Ausgleich feiern

Torschütze Okkas läßt sich für seinen Ausgleich feiern

Ein Rückschlag war das gestrige Spiel auch für Timo Hildebrand, der den Ausgleichstreffer von Okkas mitverschuldete und das ganze Spiel über seine sichtlich vorhandene Nervosität nicht ablegen konnte. Dabei hatte er sich selbst unter Druck gesetzt, als er vor seinem Pflichtspieldebut im Tor der Nationalmannschaft die Tortwartfrage anheizte und betonte, dass sein Anspruch die Nummer 1 sei. Grundsätzlich muss das zwar der Anspruch eines jeden deutschen Torhüters sein, der ernsthafte Ambitionen hegt einmal Nationaltorwart zu werden, doch in diesem Fall hat er sich mit der Aussage einen ?Bärendienst? erwiesen. Viele Kritiker sehen ihn nämlich in der Rangfolge ?nur? auf einem Niveau mit Enke, Weidenfeller und Wiese und nicht darüber, so wie er selbst. Momentan heben ihn allerdings höchstens die internationale Erfahrungen, die er mit dem VfB Stuttgart sammeln konnte, aus dem Pulk hervor. Ob er noch lange von diesem Vorteil zehren kann, bleibt allerdings fraglich. Jetzt ist jedenfalls Hildebrand am Drücker, um mit guten Leistungen im Verein seiner Forderung Nachdruck zu verleihen.

Zu Hildebrands Verteidigung muss man allerdings auch sagen, dass es ihm die Mannschaft nicht gerade einfach gemacht hat. Die Probleme fingen schon beim Spielaufbau der Zyprer an. Teilweise ließ man sie munter den Ball durch die eigenen Abwehreihen spielen, von Pressing und aggressivem Auftreten keine Spur. Fast schon lethargisch spazierte die deutsche Elf nebenher und vermied es größtenteils die ?unangenehmen? Wege zu gehen. Wie Bastian Schweinsteiger zum Beispiel, der vor dem Ausgleichstor den für Olympiakos Piräus spielenden Okkas laufen ließ und diesem damit die Chance zum Tor ermöglichte.

Hilde's Leistung: Ein Fass ohne Boden?

Hilde's Leistung: Ein Fass ohne Boden?

Zu Beginn des Spiels stand die Abwehr um die Innenverteidiger Arne und Manuel Friedrich zwar noch sicher, doch im Laufe der Begegnung baute besonders der Mainzer, der auch bei seinem Club Mainz 05 momentan alles andere als gute Leistungen bringt, immer mehr ab. So stellte sich auch die Frage, warum Löw und Flick auf Mertesacker verzichteten, der seinem Verein Werder Bremen nach seiner Verletzung wieder deutlich mehr Stabilität in der Verteidigung verleiht.

Für die Offensive gab es aus der Abwehr ebenfalls kaum Impulse, wofür sich normalerweise besonders die Außenverteidiger verantwortlichen zeichnen. Doch Fritz verzweifelte an der Unfähigkeit Odonkors, einfache Pässe anzunehmen und zu kontrollieren und versuchte deshalb des Öfteren auf eigene Faust das Spiel anzutreiben. Das kostete ihm jedoch auf Dauer so viel Kraft, dass er im Laufe der Zeit immer mehr abbaute und letztendlich sogar Probleme hatte die Angriffswelle der Zyprer in der zweiten Hälfte schadlos zu überstehen. Das sonst so spielfreudige und erfolgreiche Duo um Lahm und Schweinsteiger konnte zudem gestern auch nicht überzeugen. Ihrem Kombinationsspiel fehlte schlicht und ergreifend eine klare Linie und so verzettelten sie sich oftmals auf der linken Außenbahn, ohne wirklichen Raumgewinn oder gar für Gefahr zu sorgen.

So fiel auch der Führungstreffer in der 15. Minute völlig überraschend. Nach einem Freistoßtrick zog Ballack aus gut 20 Metern ab und erzielte mit dem ersten Torschuss des Spiels die deutsche Führung. Wer allerdings nun vermutet hatte, dass die Mannschaft nach Ballacks 35. Tor für die Nationalmannschaft an Sicherheit gewinnen würde, sah sich schnell getäuscht. Lediglich der Kapitän vermochte die gesamte Spieldauer über mit Kopfbällen für Gefahr zu sorgen. Das Spiel dirigieren und für Ruhe sorgen konnten aber weder er noch sein Adjutant in der Zentrale, Torsten Frings. Folgerichtig hingen auch die deutschen Stürmer mehr oder weniger in der Luft und konnten keine Akzente setzen. Klose fiel lediglich dadurch auf, dass er völlig unnötigerweise nach einem Foul auf Höhe der Mittellinie eine gelbe Karte kassierte und nun für das nächste Quali-Spiel gegen Tschechien ? ebenso wie Fritz ? gesperrt ist. Oliver Neuville schaffte es auch nicht seine Aufstellung zu rechtfertigen, wenngleich Hanke nach dessen Einwechslung noch eindrucksvoller unter Beweis stellte, dass er für die Nationalmannschaft qualitativ zu schlecht ist und jeden Ball verspringen ließ.

Ließ bis zuletzt auf Sieg spielen: Zypern-Coach Pitsillides

Ließ bis zuletzt auf Sieg spielen: Zypern-Coach Pitsillides

Nach fünf Siegen am Stück folgte nun also das erste Remis für Bundestrainer ?Jogi? Löw, dazu noch eines der schwächeren Art. Allerdings muss man auch sehen, dass die Mannschaft in den Spielen zuvor in absoluter Topform agierte und ihre Gegner somit reihenweise an die Wand spielte. Man darf jetzt nur nicht den Fehler machen in jedem Spiel eine solche Leistung zu erwarten, da es schlicht zu viel verlangt wäre. Was man jedoch verlangen kann und was gestern gefehlt hat, war der unbedingte Wille über sich hinauszugehen und dieses Spiel doch noch zu gewinnen. Doch die Mannschaft sollte aus diesem Rückschlag lernen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen, damit dieser ?Ausrutscher? einmalig bleibt. Denn so hoch wie die Euphoriewelle während und nach der WM war, so schnelllebig ist auch das Fußballgeschäft und der Fan vergisst mitunter schnell.

Im Februar geht es nun gegen Tschechien, dann zwar ohne Klose und Fritz, dafür aber wieder mit Podolski und Schneider, deren Fehlen man dem deutschen Spiel schon deutlich angemerkt hat. Das Rennen für den Platz neben Podolski ist jedenfalls ab sofort eröffnet. Nach dem momentanen Befinden könnte der Stuttgarter Mario Gomez ein Kandidat für den frei gewordenen Platz im Kader sein. Das allerdings ist nur eine Momentaufnahme und kann in drei Monaten schon wieder anders aussehen.

Für Löw und sein Team kann die Devise jetzt nur lauten:
?Mund abwischen und weiter!?

, 16.11.2006

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