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Emotionslos effektiv

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat ihre beiden Aufgaben zum Saisonkehraus erfolgreich gemeistert und das Minimalziel von sechs Punkten aus beiden Spielen gegen San Marino und die Slowakei erreicht. Gegen den südeuropäischen Gruppenletzten reichten zwanzig starke Minuten, gegen die Slowaken zwei Torchancen. Somit haben sich Jogi Löw und sein Team nach sieben Spieltagen immerhin 19 von möglichen 21 Punkten in der Quali-Gruppe D erspielt und können somit beruhigt in die Sommerpause gehen. Selbst Fußballexperte Gerhard Delling erkannte da blitzschnell, dass ?die Qualifikation zu 80% sicher ist?. Allerdings hatte schon nach dem Tschechien-Spiel Ende März keiner mehr daran gezweifelt, dass sich die DFB-Auswahl für die EM 2008 qualifizieren würde.

Nicht so effektiv wie vor dem Mi(k)ro: "Lutscher"

Nicht so effektiv wie vor dem Mi(k)ro: "Lutscher"

Gestern Abend hat so ziemlich alles gefehlt, was die deutsche National-mannschaft seit der Weltmeisterschaft ausmacht. Wenig Laufbereitschaft, mangelnder Kombinations- fußball, kaum Torchancen. Nur Marcel Jansen versprühte ab und an ein wenig Dynamik, wenn er sich auf der linken Außenbahn die gesamte Hintermannschaft der Slowaken zum Gegner machte und somit auch gleichzeitig den Führungs- treffer vorbereitete. Die Mannschaft wirkte nach der langen Saison müde und ausgelaugt, sehnte von Minute zu Minute mehr den Schlusspfiff herbei. Doch man sollte ihr daraus keinen Vorwurf machen. Zu oft hat sie uns in den letzten Monaten mit erfrischendem Offensivfußball verwöhnt und uns mehr als einmal überrascht, wenn sie ihre Stärken demonstrierte. Da ist es nur verständlich, dass die Jungs nur auf Sparflamme agierten und mit ihren Gedanken womöglich schon im Urlaub waren ? zu verdenken wäre es ihnen jedenfalls nicht, denn die gesetzten Ziele hat sie trotz alledem erreicht.

Die Slowaken hatten sich vor dem Spiel noch Chancen auf die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz kommendes Jahr ausgerechnet. Basis dafür war allerdings ein Sieg gegen die deutsche Mannschaft, die schon gegen San Marino beim 6-0 erkennen lies, dass sie nicht mehr in Bestform aufläuft. Ihr Trainer, Jan Kocian, früher Spieler bei St. Pauli, letzte Saison Trainer bei den Sportfreunden aus Siegen, hoffte also mit seiner neu zusammengestellten, jungen Mannschaft auf die große Überraschung, scheiterte aber an der gnadenlosen Effektivität der Deutschen, die sie noch gegen San Marino vermissen lies. Er musste erkennen, dass schon kleinste Unzulänglichkeiten in der Defensive alle Chancen kosteten, obwohl ein Sieg gegen den WM-Dritten lange nicht mehr so einfach zu realisieren war wie am gestrigen Abend.

Fan der DFB-Elf: "Ex-Paulianer" Jan Kocian

Fan der DFB-Elf: "Ex-Paulianer" Jan Kocian

Dieser musste nämlich auf gleich drei offensive Stammkräfte verzichten. Neben Schweinsteiger und Podolski sagte auch Kapitän Michael Ballack ab und so war das deutsche Trainerteam gezwungen die eingespielte und erfolgsverwöhnte Truppe umzustellen. Auf links begann das Tandem Jansen/ Hitzlsperger, auf rechts wechselten sich die beiden Außenverteidiger Fritz und Lahm bei ihren Vorstößen in die gegnerische Hälfte ab. Die schwierigste Aufgabe, nämlich den Kapitän und Spielgestalter Ballack zu ersetzen, wurde Bernd Schneider zu teil, der hinter den Spitzen für Antrieb sorgen sollte, wobei sich schnell herausstellte, dass er auf den Flügeln besser aufgehoben ist. Im Sturm begannen ?Sorgenkind? Miro Klose, der momentan vieles im Kopf zu haben scheint, nur leider recht wenig Fußball und Kevin Kuranyi, der bei Vizemeister Schalke 04 eine starke Saison spielte und sich das Vertrauen von Löw verdient hat.

Zu Beginn des Spiels setzte das Team noch die vorgegebene Marschroute von Löw um, störte früh und dominierte das Spielgeschehen ? ohne dabei jedoch torgefährlich zu werden. Dies änderte sich schlagartig als Jansen sich ein Herz nahm, die rechte Außenverteidigung der Slowaken übersprintete und mit letzter Kraft den Ball vor der Seitenauslinie in die Mitte flankte. Der folgende Querschläger von Skretel und das Eigentor von Durica waren fast symptomatisch für das gesamte Spiel, welches mehr durch Zufälle als durchdachte Spielzüge geprägt wurde. Dass Klose bei dem Treffer seinen Fuß auch noch im Spiel hatte und Durica ihm nur zuvor kam, soll an dieser Stelle natürlich nicht verschwiegen werden. Auftrieb hat ihm die Situation aber nicht gegeben. Auch danach wirkte er phasenweise eher wie ein Fremdkörper in der Mannschaft. Vom Glanz des WM-Torschützenkönigs war nur noch wenig zu sehen.

Piotr Trochowski: Schon bald im schwarzgelben BVB-Dress unterwegs?

Piotr Trochowski: Schon bald im schwarzgelben BVB-Dress unterwegs?

Danach verpasste man es aber weiter den Druck zu erhöhen und dem zweifellos verunsicherten Gegner den Rest zu geben. Stattdessen wurde wieder das Tempo aus dem Spiel genommen und Querpässe dominierten den Verlauf des Spiels. Hätte Metzelder bei der ersten Offensivaktion der Gäste nicht einen Aussetzer gehabt, wäre das gesamte Spiel womöglich in dieser Art und Weise abgelaufen. Der Noch-Dortmunder in seinem letzten Länderspiel für den BVB aber verlor erst ein Laufduell gegen den agilen Krajcik auf der rechten Außenbahn, kämpfte sich dann unter Einsatz sämtlicher Körperteile zwar wieder vor seinen Gegner, doch sein Klärungsversuch landete "mit scharfer Pike" im kurzen Eck des verdutzten Lehmanns, der den Ausgleich nicht mehr verhindern konnte. Die Mitteleuropäer waren nun oben auf und witterten ihre Möglichkeit. Doch nach einer kurzen Drangphase verflachte das Spiel wieder zusehends und manch ein Zuschauer in der AOL-Arena war schon Bier holen gegangen als die deutsche Mannschaft zum zweiten Mal in Führung ging.

Die mittlerweile eigentlich wieder sicher und stabil stehenden Slowaken scheiterten an dem Versuch eine ungefährliche Flanke von Lahm aus dem Halbfeld zu klären und so gelangte der Ball schließlich über Umwege wieder zurück auf die Außenbahn, wo der Münchener Klimpl aussteigen lies und mit links auf den langen Pfosten flankte, wo ?Kopfballungeheuer? Hitzlsperger wartete und den Ball per Aufsetzer am Torwart vorbei ins gegnerische Gehäuse beförderte. So stellte man kurz vor der Halbzeitpause die Führung wieder her ? sicherlich etwas glücklich zu diesem Zeitpunkt, denn erarbeitet war sie keinesfalls.

In der zweiten Halbzeit versuchten die Slowaken noch einmal Druck aufzubauen, hatten dabei aber keinen nennenswerten Erfolg. Zwar leistete sich die deutsche Hintermannschaft - hier besonders Jansen und Metzelder - einige derbe Stellungsfehler, doch Kapital konnte der Gegner daraus nicht mehr schlagen. Einzig Svento gefiel ab und an durch seine Dribblings, allerdings fehlte auch ihm die Durchschlagskraft, um den Spielstand noch zu Gunsten seiner Mannschaft verändern zu können. Löw brachte im Laufe des Spiels Gomez und Trochowski für Klose und Kuranyi. Da sich der Rest des Teams aber gedanklich schon nicht mehr auf dem Spielfeld befand, konnten die beiden noch motivierten Spieler nichts mehr bewirken und es blieb schlussendlich bei dem mühsamen 2-1-Sieg.

Will man aber dem Prädikat ?Spitzenmannschaft? gerecht werden, muss man auch solche Spiele gewinnen. Wie das Ergebnis letztendlich zu Stande kam, interessiert morgen so oder so keinen mehr. Drei Punkte sind drei Punkte und in diesem Fall ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Europameisterschaftsqualifikation - wie der 6-0-Sieg gegen San Marino vom vergangenen Mittwoch im Übrigen auch, wo man nur anfangs der zweiten Halbzeit wirklich überzeugen konnte.

Alles Bayern oder was?

Alles Bayern oder was?

Herausgestellt hat sich heute vor allem, dass die Abwehrkette um Lahm ? Mertesacker ? Metzelder ? Jansen sicherlich eine erfolgsversprechende und harmonierende Variante darstellt, was Arne Friedrich zum Verlierer des Doppelspieltags macht, denn seine Position als rechter Verteidiger ist nun mit Lahm und Fritz (der heute nur durchschnittlich spielte) doppelt besetzt. Und in der Vorwärtsbewegung sind beide dem Herthaner deutlich überlegen. Ansonsten dürften am 08. September gegen Wales Schweinsteiger, Podolski und Ballack wieder ins Team zurückkehren. Dann jedoch wird Bernd Schneider fehlen, der sich gegen die Slowakei eine unnötige gelbe Karte abholte und nun im nächsten Spiel gesperrt ist.

So bleibt mir nur noch übrig mich für eine tolle Saison bei der deutschen Nationalmannschaft zu bedanken und zu hoffen, dass die kommende nicht minder erfolgreich wird!

, 07. Juni 2007

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