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Die Qual der Wahl für Löw

1. Länderspieltor: "Unser" Odo

1. Länderspieltor: "Unser" Odo

Ohne in übertriebene Superlative verfallen zu wollen: Was sich gestern Abend im Kölner Rhein-Energie-Stadion beim 3:1-Testspielsieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Rumänien abgespielt hat, war schon beeindruckend. Weniger der Sieg an sich (immerhin der fünfte in Serie) war dabei von maßgeblicher Bedeutung, sondern viel mehr die Art und Weise wie er zustande kam. ?Jogi? Löw hat es zweifelsohne geschafft das ?Mannschaftsgefühl? der vergangenen Weltmeisterschaft, welches er damals noch als Co-Trainer unter Jürgen Klinsmann mit diesem kreiert hatte, auch nach über einem Jahr noch mit seinem Team zu zelebrieren. Nun kann er fast schon froh sein, dass die Europameisterschaft noch in weiter Ferne liegt, denn bei der Kadernominierung stünden er und ?Hansi? Flick jetzt definitiv vor der Qual der Wahl.

Vor der heutigen Niederlage waren die Rumänen seit 14 Spielen ungeschlagen und vielleicht lag da letztendlich auch das Hauptproblem für die Mitteleuropäer. Sie schienen von Anfang an davon überzeugt zu sein gegen Deutschland gewinnen zu werden. Die Ausgangssituation war allerdings auch vortrefflich: Während der deutsche Trainerstab das Spiel zum munteren Durchtesten auserkoren hatte, bot der rumänische Trainer Piturca bis auf den verletzten Torwart Lobont seine stärkste Formation auf. Mit der frühen und verdienten Führung im Rücken schien man die DFB-Auswahl endgültig abgeschrieben zu haben und verpasste es mit gezielten Angriffen die erheblich verunsicherte deutsche Mannschaft deutlicher zu distanzieren. Im Gegensatz, ihr Spiel wurde von Minute zu Minute überheblicher und so baute man den Gegner unbewusst langsam wieder auf. Spätestens als sie Mitte der ersten Halbzeit ihren persönlichen Höhepunkt der Arroganz erreicht hatten und vergeblich versuchten die gesamte deutsche Offensive nach einem Schweinsteiger-Freistoß aus halb-rechter Position in eine Abseitsposition zu stellen, wurde auch der letzte Spieler auf dem Platz an seiner Ehre gepackt. Demütigen lassen wollte man sich jedenfalls nicht! Das hatte sogar ARD-Kommentator Tom Bartels mitbekommen, der ansonsten die Hoffnung auf baldigen Erfolg im deutschen Skisprung nun auch unter den Fußballfans geschürt hat, damit er in Zukunft wieder exklusiv über die fliegenden Adler berichten kann.



Der Gastgeber brauchte jetzt nur eine Initialzündung, um endlich gleichwertig am Spielgeschehen teilnehmen zu können. Nachdem Hitzlsperger mit seinen Schüssen aus der zweiten Reihe den gegnerischen Ersatztorwart Coman warm geschossen hatte, war es Trochowski der mit einer verunglückten Flanke von der linken Seite die Kehrtwende einleitete. Bastian Schweinsteiger nämlich sicherte sich auf der gegenüberliegenden Seite den Ball und flankte mustergültig in den Strafraum, wo Bernd Schneider tatsächlich sein erstes Kopfballtor für die Nationalmannschaft erzielte. Sensationell! Da ist er stets darum ?bemüht? nicht als Torschütze in Erscheinung zu treten und macht dann so ein wichtiges Kopfballtor. Doch auch dieser Treffer kurz vor der Halbzeitpause konnte nicht verbergen, dass vor allem das Defensivverhalten der deutschen Elf äußert fehlerhaft war und speziell Hilbert und Metzelder durch Mutu, Codrea und Dica vor arge Probleme gestellt wurden.
Trochowski mit schwacher Vorstellung

Trochowski mit schwacher Vorstellung

Dabei fiel auch auf, dass Hitzlsperger als offensive Interpretation des zentralen Mittelfeldspielers durchaus eine gute Option ist. Mit der defensiven Version gegen einen spielstarken und kombinationssicheren Gegner wie Rumänien ist er jedoch in Drucksituationen überfordert und nicht so routiniert wie der noch verletzte Frings. Aber auch offensiv war anfangs wenig bis gar keine Durchschlagskraft zu erkennen. Das ?Kölner? Sturmduo Podolski und Helmes hing dabei oftmals in der Luft, da es keine brauchbaren Anspiele aus dem Mittelfeld bekam. Besonders für Trochowski scheint die Nationalmannschaft noch eine Nummer zu groß zu sein.



Mit Beginn der zweiten Halbzeit wechselten Löw und Flick drei Mal aus, ohne dabei jedoch das System zu verändern. Der schwache Metzelder wurde durch Arne Friedrich ersetzt, so dass die Innenverteidigung nun von zwei Namensvettern besetzt wurde, was sichtlich besser funktionierte und dem Spiel mehr Stabilität verlieh. Für den unauffälligen Jansen kam Castro von Leverkusen, eigentlich ein Rechtsfuß, der für gewöhnlich rechts in der Viererkette oder als defensiver Mittelfeldspieler agiert. Mit Rolfes kam zudem ein weiterer Leverkusener, der 1:1 die Position von Hitzlsperger übernahm.



Das Spiel des DFB-Teams wirkte jetzt viel frischer und abgeklärter, gleichwohl ja drei vermeintliche Stammspieler den Platz verlassen hatten! Doch von nun an machte Deutschland das Spiel. Besonders Schneider blühte nach seinem Tor regelrecht auf und initiierte einen Angriff nach dem anderen, spielte erst Podolski dann Helmes frei. Doch beide scheiterten aus aussichtsreichen Postionen an ihren Nerven und vergaben eine mögliche Führung. Unabhängig davon war bei jedem Spieler nun aber wieder der unbändige Wille zu erkennen die frenetischen Fans nicht zu enttäuschen und den Platz als Sieger zu verlassen. Ohne Ballack, Frings, Klose und Kuranyi, dafür aber mit einem Mannschaftsgefühl bei dem jeder für jeden kämpft und ackert. Auch wenn die elf Spieler so noch nie zusammengespielt hatten, bekam man von Minute zu Minute mehr den Eindruck, dass auf dem Platz ein Team steht. Ein Verdienst den man zweifellos den verantwortlichen Trainern und Verantwortlichen anrechnen kann, die mit ihrer Arbeit die Basis dafür gelegt haben. Ganz egal, ob Löw, Köpke oder andere, alle haben ihren Anteil an der momentanen Stärke der deutschen Nationalmannschaft.

Zwei vom Schicksal gebeutelte: Poldi & Odo

Zwei vom Schicksal gebeutelte: Poldi & Odo

Gekrönt wurde die Leistung schließlich durch die beiden Tore von Odonkor und Podolski, die mit ihren Treffern einen letztendlich verdienten Sieg herausschossen. Der bei Sevilla kickende Odonkor erkämpfte sich im Mittelfeld nach einem Fehlpass von Goian den Ball, spurtete an dem gesamten rumänischen Team vorbei und schoss aus einem an und für sich ungefährlichen Winkel auf das gegnerische Tor. Doch Coman patzte und lies den alles andere als unhaltbaren Schuss parieren. Für den Endstand sorgte dann Lukas Podolski mit seinem 23. Tor in der Nationalelf. Hilbert hatte mit seiner ersten richtig starken Aktion auf der rechten offensiven Seite für seine Schnitzer in der ersten Halbzeit Wiedergutmachung betrieben und den freistehenden Müncher in der Zentrale mustergültig bedient. Dieser musste aus gut 16 Metern nur noch den Ball im Netz versenken. Schlussendlich hätte das Spiel sogar noch höher ausgehen müssen, doch allen voran Helmes vergab des Öfteren aus guten Positionen die Chance sein erstes Länderspieltor zu erzielen.

Die wichtigste Erkenntnis aus dem Spiel dürfte wohl sein, dass Löw momentan über einen großen Pool an Spielern verfügt, die allesamt in sein taktisches System passen. Sicherlich drückt jeder Einzelne durch seine individuellen Stärken dem Spiel seinen eigenen Stempel auf, aber letztendlich stehen alle für die Gemeinschaft ein. So bleibt für Löw nur die Hoffnung, dass seine Schützlinge ihre Form halten können und die verletzten Stammspieler bald zurückkommen. Dann entsteht nämlich ein Konkurrenzkampf bei dem sich jeder immer wieder aufs neue beweisen muss. Als Deutscher kann man jetzt schon sehr optimistisch auf die kommende Europameisterschaft schielen, denn die Vorzeichen auf ein erfolgreiches Abschneiden könnten positiver kaum sein!

, 13.09.2007

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