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Operation „EM-Qualifikation“ abgeschlossen

Bleibt Sorgenkind bei Arsenal: Lehmann

Bleibt Sorgenkind bei Arsenal: Lehmann

Mit dem soliden 4-0 Sieg über Zypern und dem trost- und torlosen Remis gegen Wales hat die deutsche Nationalmannschaft das Kapitel EM-Quali 2008 erfolgreich beendet. Damit hat sie innerhalb von vier Tagen sowohl ihr schönes als auch ihr hässliches Gesicht präsentiert und dem treuen Fußballfan vor Augen geführt, dass Löws Team den Ausfall von Leistungsträgern und Führungsspielern auf Dauer nicht ausreichend kompensieren kann.

So bleibt die Hoffnung, dass sich Ballack und seine Lazarett-Veteranen aus dem deutschen Mittelfeld in der Winterpause vollständig regenerieren. Wie spielerisch stark die deutsche Elf nämlich in Bestbesetzung auftreten kann, bekamen die Tschechen Anfang des Jahres zu spüren als sie sich im heimischen Prag chancenlos dem ?Euphorie-Fußball? der DFB-Auswahl geschlagen geben mussten. Dass die Tschechen in der Endabrechnung aber einen Platz vor uns auf Platz 1 rangieren, sollte jedem verdeutlichen, dass noch viel Arbeit vor Jogi Löw und seinem Team steht.

Man habe nie den Rhythmus gefunden, sagte der Bundestrainer nach dem gestrigen Spiel gegen Wales und versuchte damit die phlegmatische Leistung seiner Mannschaft zu erklären, die zurecht mit Pfiffen der knapp 50 000 Zuschauer quittiert wurde. Zu keiner Zeit fand das Team ins Spiel, ganz im Gegenteil: Es fehlten elementare Grundlagen wie Laufbereitschaft, Aggressivität und Konzentration. Man spürte förmlich, dass auf dem Platz ein Leader fehlte, der seine Mitspieler hätte wachrütteln können. So verständigte man sich mehr oder weniger da drauf sich für den vorweihnachtlichen Endspurt in der Bundesliga zu schonen und sich nicht unnötig zu verletzen.

Gewinner des Jahres: Mario Gomez

Gewinner des Jahres: Mario Gomez

Nur selten flackerte das Können der Mannschaft auf. Beispielsweise als Tim Borowski, der für dieses Jahr sein Startelf-Debut feierte, nach sehenswerter Vorarbeit von Clemens Fritz direkt flach abzog, aber am Pfosten scheiterte. Auch Gomez, Hitzlsperger und Klose hatten in der Folgezeit noch ihre Chancen, doch die DFB-Auswahl schaffte es nie über einen längeren Zeitpunkt permanent Druck auf die gegnerische Defensive auszuüben. Da die von John Toshack trainierten Waliser trotz dem Engagement von Simon Davies und Robert Earnshaw offensiv ebenfalls alles andere als Torgefahr ausstrahlten, konnte man schon frühzeitig erahnen, welche Richtung der Spielverlauf nehmen würde. Dies veranlasste den Kommentator Reinhold Beckmann zu der ebenso skurrilen wie niederschmetterten Analyse, dass die deutsche Nationalelf ?teilweise etwas bemüht? sei. Jedem ?normalen? Arbeitnehmer dürften bei solch einer Beurteilung die Schweißperlen auf der Stirn geschrieben stehen...

Dass es aber auch ganz anders geht, hat das Spiel gegen Zypern bewiesen, welches gleichzeitig dazu diente die neue Trikot-Kollektion der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Von der ersten Minute an war der unbedingte Wille zu erkennen das Spiel zu gewinnen. Ganz besonders stach dabei Lukas Podolski heraus, der erstmalig als linker Mittelfeldspieler aufgestellt war, da Bastian Schweinsteiger verletzt abreisen musste. Der Münchener bereitete zwei Treffer mustergültig vor und krönte seine Leistung mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 3-0. Mit seinem achten Quali-Tor konnte er zudem auch seine Länderspieltorquote auf 24 Tore in nunmehr 44 Spielen hoch schrauben. Für einen 22-jährigen eine beachtliche Statistik, die die Hoffnung nährt, dass Podolski nun auch bei den Bayern mehr Spielzeit erhält. Hitzfeld jedenfalls merkte schon an, dass das linke Mittelfeld auch in München eine Option für den gebürtigen Kölner sei.

Die Entdeckung: Efstathios Aloneftis aus Cottbus

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Das ganze Spiel über spürte man den uneigennützigen Teamgeist der deutschen Elf, der es durch gekonntes Kurzpassspiel regelmäßig gelang einen Spieler in aussichtsreicher Schussposition freizuspielen und somit speziell in der ersten Halbzeit für Dauerdruck sorgte. Dieses Spiel entschuldigte förmlich für die bittere 0-3 Heimspielpleite gegen Tschechien in München. Zudem schürt es auch die Hoffnungen und Erwartungen vor der kommenden Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz im Sommer nächsten Jahres.

Betrachtet man die Qualifikation mit etwas Abstand als Ganzes, so muss man sich bei der deutschen Nationalmannschaft für die tollen und spielerisch hochklassigen Duelle bedanken. Jogi Löw ist es zweifelsohne gelungen die WM-Euphorie zu kompensieren und seine Vorstellungen von modernem Fußball seinem Team zu vermitteln. Wir haben uns als erstes Team sportlich und ohne Schwierigkeiten für die Europameisterschaft qualifiziert, haben in San Marino den höchsten Auswärtssieg der DFB-Geschichte erzielt und mit einer unerfahrenen Truppe in Wembley gewonnen! Da verfällt es fast schon zu einer Randnotiz, dass man in drei der letzten vier Spiele kein Tor schießen konnte.

Dies hängt letztendlich damit zusammen, dass zu viele Stammspieler zu oft verletzungsbedingt gefehlt haben und Löw so nie die Möglichkeit hatte eine eingespielte Elf aufzustellen. Viele Spieler der zweiten Garde haben nun auch unter Beweis gestellt, dass sie einen Platz im EM-Kader verdient haben. So steht der Bundestrainer kommenden Frühling nach den Freundschaftsspielen gegen Österreich und die Schweiz vor der Entscheidung aus einem Spielerpool von gut 40 Leuten eine schlagfertige und homogene Mannschaft zu nominieren, die im Optimalfall den Titel zum vierten Mal nach Deutschland holen kann. Da fast jede Position mittlerweile doppelt oder gar dreifach besetzt ist, wird dies sicherlich keine leichte Aufgabe und bei einigen Spielern für große Enttäuschung sorgen.

Poldi leicht sauer ob dieses "Zeitspiels"

Poldi leicht sauer ob dieses "Zeitspiels"

Das sind aber zukünftige Luxusprobleme, die uns momentan noch nicht zu kümmern brauchen. Im Gegensatz zum Vereinsfußball, wo die deutschen Vertreter ihr Heimatland in regelmäßigen Abständen blamieren, sorgt die deutsche Nationalelf für eine höhere Reputation des hiesigen Fußballs. Durch die offensive und erfolgreiche Spielweise hat sie sich schon erheblich viel Anerkennung erworben und wird wieder als gefährlicher und unangenehmer Gegner wahrgenommen. Die Engländer haben aus Furcht vor einer erneuten Niederlage sogar ihre EM-Qualifikation in den Satz gesetzt! Wir sind wieder wer!

Natürlich darf diese Entwicklung nicht in hemmungsloser Selbstüberschätzung enden, da wir sonst relativ schnell alle Träume von dem vierten Europameisterschaftstitel begraben können. Diesbezüglich dürfte allerdings auch die klare Schlappe gegen die Tschechen einiges bewegt haben. Verbesserungswürdig wären sicherlich noch die Standardsituationen, da das deutsche Team nach Freistößen und Ecken kaum zu torgefährlichen Abschlüssen kommt. Auf der einen Seite ist es zwar beachtlich und äußerst respektabel, dass der Großteil der deutschen Tore aus dem Spiel heraus fällt, doch sollten eben die vermeintlich einfachen Chancen auch genutzt werden, um die Effektivität und Unberechenbarkeit zu steigern.



Aufgrund des Setzverfahrens der Uefa könnte die DFB-Auswahl am 2. Dezember bei der Gruppenauslosung zur EM 2008 theoretisch gesehen mit den Niederlanden, Italien und Frankreich in eine Gruppe gelost werden. Wer aber Europameister werden will, müsste auch so eine Gruppe schadlos überstehen!

, 22.11.2007 

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