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Vom Losglück geküsst

Viel leichter hätte es nicht kommen können: Polen, Kroatien und Österreich heißen die Vorrunden-Gegner der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im kommenden Sommer. Damit entgeht die DFB-Auswahl auf dem Weg ins Viertelfinale den nominell stärksten Teams aus Frankreich, Italien und den Niederlanden, die sich geschlossen in Gruppe C wieder finden. Das Eröffnungsspiel bestreiten unterdessen Co-Gastgeber Schweiz und die Tschechische Republik am 7. Juni in Basel. Einen Tag später greifen dann ?Jogis? Männer gegen Polen ins Geschehen ein. Zwar keine besonders interessante Gruppe, dafür aber eine um so leichtere.

?Wir sind sehr zufrieden.?, sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff kurz nach der Auslosung und drückt damit das aus, was viele deutsche Fans gefühlt haben: Glück gehabt! Wäre man nämlich nur eine Kugel später gezogen worden, wäre die ?Todesgruppe C? endgültig komplementiert worden. So hat das Lospech nun die Rumänen ereilt, die bei ihrem ersten großen Turnier seit der EM 2000 sicherlich auf etwas mehr Unterstützung von Fortuna spekuliert hatten.

In Gruppe A treffen unter anderem die Schweiz und die Türkei aufeinander. Somit gibt es ein Wiedersehen der beiden Kontrahenten, die sich letztmalig in den Play-Off- Spielen zur WM 2006 gegenüberstanden. Damals schieden die Türken trotz einem 4:2-Sieg im Rückspiel aus, was die türkischen Fans und Teile der Spieler vollkommen die Contenance verlieren ließ (Die Kirsche berichtete ...). Um solchen Tumulten zu entgehen, wollen die Eidgenossen laut ?Spiegel? neben ihren eigenen Polizisten und Soldaten auch auf Einsatzkräfte aus Frankreich und Deutschland zurückgreifen.

Konkurrenten: die Trainer der Teilnehmerländer

Konkurrenten: die Trainer der Teilnehmerländer

Die deutsche Elf bestreitet ihre gesamten drei Vorrunden-Spiele in Österreich ? am 8. Juni in Klagenfurt gegen Polen, am 12. Juni gegen Kroatien in Wien und nach weiteren vier Tagen das Gruppenendspiel gegen Österreich ebenfalls im ?Ernst-Happel-Stadion? zu Wien. Dadurch können über 50 000 Zuschauer die letzten beiden Spiele der deutschen Mannschaft live im Stadion verfolgen, während das Stadion in Klagenfurt zwar in direkter Nähe zum Wörthersee liegt, aber nur eine Kapazität von 30 000 Sitzplätzen besitzt. Da sich Löw und sein Trainerteam bereits für die Schweiz als EM-Quartier entschieden haben, muss die Mannschaft nun zu den Spielen mit dem Flugzeug anreisen. Da aber die Unterkunft in Ascona im Kanton Tessin in unmittelbarer Nähe eines Flughafens liegt, sollten diese Strapazen in einem vertretbaren Rahmen liegen.

Fest steht nun aber auch schon, dass das Weiterkommen und, wenn alles normal läuft, auch der Gruppensieg Pflichtaufgaben sind. Überhaupt sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Europameisterschaft so rosig wie selten zuvor. Dank dem von der Uefa angewendeten Setz-Schema kann die DFB-Auswahl nämlich erst im Finale (!) auf Teams aus Gruppe C treffen, dafür aber theoretisch gesehen auf eigene Gruppengegner schon wieder im Halbfinale. Unabhängig davon beginnt ab Montag ?die detaillierte Vorbereitung auf die Gruppengegner.?, so Bundestrainer ?Jogi? Löw. Bisher habe man grundlegende Informationen über alle EM-Teilnehmer gesammelt, ab jetzt starte die Selektion der Datenbank.

Als deutscher Fußballfan bleibt dann die Hoffnung, dass diese Arbeit genauso ertragreich sein wird wie die vor der letzten Weltmeisterschaft im eigenen Land. Erinnert sei nur an den ominösen Zettel, den Oliver Bierhoff Jens Lehmann vor dem Elfmeterschießen gegen die Argentinier in die Hand drückte. Bei Europameisterschaften hat die deutsche Elf jedoch noch einiges aufzuholen. Seit dem Titelgewinn von 1996 konnte die Mannschaft bei keinem Spiel mehr überzeugen, schied sowohl 2000 als auch vier Jahre darauf ebenso verdient wie unnötig schon nach der Vorrunde aus.
Laß mal Dino, den holen wir uns diesmal...

Laß mal Dino, den holen wir uns diesmal...

Die Bilanz von vier Unentschieden und zwei Niederlagen bei nicht einem einzigen Sieg spricht eine deutliche Sprache. Den letzten Sieg nach 90 gespielten Minuten erzielte eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft übrigens gegen Kroatien ? den Gruppengegner am 12. Juni.

Die Auslosungs-Zeremonie, die fast eine Millionen Euro gekostet hat, wurde in 137 Länder übertragen, in 37 davon live. Somit dürften weit über 120 Millionen TV-Zuschauer das muntere Kugelnziehen vor dem Fernseher verfolgt haben und sich über folgende Gruppenkonstellationen freuen:

Gruppe A: Schweiz, Tschechien, Portugal, Türkei
Gruppe B: Österreich, Kroatien, Deutschland, Polen
Gruppe C: Niederlande, Italien, Rumänien, Frankreich
Gruppe D: Griechenland, Schweden, Spanien, Russland

Die Stimmen zur deutschen Gruppe:

Joachim Löw: Ich würde nicht unbedingt von einem Glückslos reden. Aber wir haben gute Chancen, die nächste Runde zu erreichen. Kroatien hat in der Qualifikation England eliminiert, und wie schwer es gegen Polen ist, haben wir bei der WM gesehen. Österreich spielt mit der ganzen Nation im Rücken, das ist nicht zu unterschätzen. Ich bin froh, dass wir nicht in die Gruppe C  gelost wurden.

Oliver Bierhoff: Kroatien ist ein unangenehmer Gegner, meiner Meinung nach auf dem Papier der stärkste. Die Kroaten haben gute Fußballer, die Leidenschaft, Herzblut und Vaterlandstreue mitbringen. Polen war bei der WM das wohl wichtigste Spiel. Es war ein Befreiungsschlag und hat der Mannschaft einen Schub gegeben. Und Polen hat damals auch gezeigt, was es für eine gute Mannschaft hat. Wir sind gewarnt. Österreich ist von der spielerischen Qualität her die schwächste Mannschaft in der Gruppe. Österreich hat Probleme, aber den Heimvorteil.

Josef "Pepi" Hickersberger (Teamchef Österreich): Ich freue mich, dass wir Deutschland zugelost wurden. Ich habe mich als Spieler und Trainer in Deutschland immmer sehr wohl gefühlt. Das ist ein großes Los für uns. Wir haben genau verfolgt, wie Jürgen Klinsmann bei der deutschen Heim-WM unter Druck geraten ist, aber auch, wie dann eine Euphorie im Team entstand.

Andreas Herzog (Assistenztrainer Österreich): Deutschland ist Favorit in der Gruppe, aber wir rechnen uns gegen Polen und Kroatien gute Chancen aus. Aber auch gegen Deutschland spielen wir in Wien und rechnen uns insgeheim Chancen aus. Nach 30, 40 Jahren wollen wir endlich wieder Deutschland schlagen. Wir müssen auch in Zukunft Erfolge feiern, damit wir nicht nur von 1978 reden müssen.

Andreas Ivanschitz (Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft): Deutschland ist in der Gruppe natürlich haushoher Favorit. Viele in Österreich haben sich Deutschland als Gegner gewünscht, da freuen sich alle, aber es ist natürlich ein sehr schweres Los. Für uns wird viel von unserem Eröffnungsspiel abhängen. Aber ich rechne mir im Kampf um den zweiten Platz in unserer Gruppe schon Chancen aus.

Alfred Gusenbauer (österreichischer Bundeskanzler): So haben wir uns die Gruppe nicht gewünscht, aber das Spiel gegen Deutschland findet fast auf den Tag genau 30 Jahre nach dem Wunder von Cordoba statt. Ich hoffe, die Leidenschaft und die Erinnerung werden uns helfen. Die Chance lebt. Angesichts der Gruppe C sind wir noch gut davongekommen.

Leo Beenhakker (Trainer Polen): Es ist eine große Ehre für uns gegen den Gastgeber zu spielen. Da herrscht immer eine besondere Atmosphäre. Deutschland ist eines der besten Teams der Welt und Kroatien hat eine fantastische Qualifikation gespielt. Das wird eine große Herausforderung für uns, aber wir lieben Herausforderungen.

Slaven Bilic (Trainer Kroatien): Wir haben viel Respekt, aber wir haben auch eine gute Mannschaft und viel Selbtsvertrauen. Wir können gegen jede Mannschaft in Europa gut spielen.

Stimmen zu den anderen Gruppen:

Roberto Donadoni (Trainer Italien): Wir haben es selbst in der Hand, gewisse Spiele für uns leicht zu machen. Wir hatten auf mehr Losglück gehofft, aber es ist okay so. Man kann sich die Gegner halt nicht aussuchen. Ich hatte schon so eine Vorahnung, dass wir eine schwere Gruppe bekommen werden. Vor dem Duell mit Frankreich keine neue Polemik aufkommen zu lassen, hängt vom guten Willen beider Seiten ab. Unsere bisherigen Duelle gehören der Vergangenheit an und zählen jetzt nicht mehr. In mir weckt der Gruppengegner Frankreich keine besonderen Gefühle.

Raymond Domenech (Trainer Frankreich): Es gibt sicher Trainer, die jetzt glücklicher sind. Italien und Holland sind Mannschaften, denen ich gerne ausgewichen wäre. Aber jetzt ist es eben so.

Marcello Lippi (Italiens Weltmeistertrainer): Bei der WM-Auslosung hatten wir Glück, diesmal ein bisschen weniger, aber das macht nichts. Italien ist stark, wir sollten gelassen bleiben. Wenn alle Spieler fit sind, haben wir gegen keinen Gegner Probleme.

Jean-Pierre Escalettes (Präsident französischer Fußballverband): Natürlich wird jetzt hier wieder von einer Todesgruppe geredet, aber die anderen zwölf Mannschaften werden auch sehr motiviert zu dieser EM kommen. Von daher ist es egal, gegen wen wir spielen müssen. Das ist eben eine Auslosung: Es kommt, wie es kommt.

Marco van Basten (Trainer Niederlande): Das ist eine sehr schwere Gruppe. Wir spielen gegen die beiden WM-Finalisten, das sind zwei große Nationen und starke Mannschaften. Wir waren schon bei der letzten WM in der Todesgruppe, und ich bin gespannt, wie diese Gruppe jetzt genannt wird. Wir müssen uns in jedem Fall sehr gut vorbereiten.

Otto Rehhagel (Trainer Griechenland): Es ist eine schwere Gruppe für uns. Vor einem Turnier wird viel geredet, doch entscheidend ist das, was auf dem Platz passiert. Wichtiger ist für mich, dass alle Spieler dann in einer guten Verfassung sind. Wir sind schließlich der Titelverteidiger und wollen uns im Turnier gut präsentieren.

Ioannis Amanatidis (Griechenland bzw. Eintracht Frankfurt): Wir haben eine relativ ausgeglichene Gruppe erwischt, in der Spanien eine leichte Favoritenrolle einnimmt. Es erinnert mich an die EM 2004, als wir auch Spanien und Russland in der Gruppe hatten. Wenn wir eine ähnliche Leistung abrufen wie 2004, dann werden wir unser erstes Ziel Zwischenrunde erreichen."

Guus Hiddink (Trainer Russland): Gegen Griechenland habe ich schon gespielt, als ich noch australischer Teamchef war. Es gibt zwar keinen Außenseiter in dieser Gruppe, aber ich denke, die anderen drei Teams sind froh, dass sie uns als Gegner haben. Doch uns genügt die Qualifikation nicht, wir wollen auch hier überraschen und ins Viertelfinale kommen.

Christoph Spycher (Schweiz bzw. Eintracht Frankfurt): Unsere Gruppe ist sehr ausgeglichen und verheißt spannende Spiele. Mit dem Heimvorteil können wir etwas reißen. Die Türkei ist nicht unbedingt mein Wunschgegner, aber man sollte sich nicht mehr mit den Ereignissen der Vergangenheit beschäftigen.

, 02.12.2007

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