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Erlebnis Europameisterschaft
Von Robert Bolz
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Friedlich geht auch...
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Deutschland schreibt den 07. Juni 2008, es ist ein Sonntag, jedoch kein normaler. Das erkennt man an den vielen, an Autos montierten Deutschland-Fahnen, quer verteilt über die Republik. Heute ist der erste EM-Spieltag in Österreich und damit auch gleichzeitig der erste Spieltag mit deutscher Beteiligung. Und da es der erste deutsche Sieg bei einer EM seit 12 Jahren sein wird, kann ich mir dieses Spiel nicht entgehen lassen.
Los geht es also, diesmal mit dem Auto, Richtung Wörthersee und Wörtherseestadion. Der Ausweis ist natürlich mit dabei, schließlich wird an der deutsch-österreichischen Grenze, trotz Schengen-Abkommen wieder kontrolliert. Dachten wir zumindest. Bei der Hinfahrt interessierte sich niemand für unsere Ausweise, bei der Rückfahrt scheinbar auch nicht, sonst wäre ich wohl geweckt worden... Faszinierend war an der Fahrt, dass bei jeder Einfahrt in einen (längeren) Tunnel stets regnete, bei der Ausfahrt aber jedes Mal trocken war. Noch nicht mal das Wetter bekommen unsere Nachbarn in den Griff! Auf der Fahrt sieht man viele deutsche und polnische, vereinzelt auch österreichische Nummernschilder.
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Kirsche-Groundhopper: Robert Bolz aus München
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Nach einem Zwischenstopp in Spittal (Wiener Schnitzel mit Pommes für 6,90 Euro, Diesel für 1,38 Euro pro Liter) geht es auf die letzten 70 km nach Klagenfurt. Die Straßen sind erstaunlich leer, womöglich ist 13 Uhr noch zu früh für Fans, die eine weitere Reise als wir, von München haben. Die Ausschilderung der Stadt ist zweckdienlich, jedoch erwiesen sich die Radio-Ankündigungen (Polnische Fans auf B-Parkplatz, deutsche und restliche Fans auf A-Parkplätzen) nur als Hinweis, im Endeffekt parkten auf den A-Parkplätzen, die ich gesehen habe, mehr als nur vereinzelt polnische Fans. Von den Parkplätzen führten Shuttle-Busse in die Klagenfurter Innenstadt. Hier muss angemerkt werden, dass die Shuttle-Busse scheinbar aus Slowenien importiert wurden, zumindest verstand ich nicht annähernd die Warnhinweise und die Werbung im Bus. Selbst die Busfahrer wurden importiert und von österreichischen Kollegen durch die Straßen dirigiert.
Im Zentrum angekommen und an der offiziellen Fan-Zone vorbei gegangen, ging es in die Fußgängerzone von Klagenfurt. Viele Restaurants und Bars haben vor ihren Läden Biertisch-Garnituren aufgestellt, vor Sonne und Regen geschützt durch große Schirme. Hier wurde sich also niedergelassen und das zum großen Teil gute Wetter genossen. Verschiedene Kamera-Teams suchten kamerageile ?Fans? für Ergebnistipps, um die Abendnachrichten wenigstens etwas mit Fußballbildern zu füllen. Auch Elite-Praktikant Elton gab sich die Ehre und schlich mit Kamera-Team im Huckepack durch die Fußgängerzone. Er blieb natürlich nicht lange unerkannt und war innerhalb von Sekunden von vielen Personen umringt. Nach ein paar Sekunden folgten dann auch etwa 3-4 Bierduschen (schon mal im Vorgriff auf den zu erwartenden Sieg in der Europameisterschaft), die Elton zur Flucht zwangen. Gelächter allenthalben...
Zwischendurch kamen auch öfters Freunde der dritten Halbzeit vorbei, in einer scheinbar über den Nachmittag wachsenden Gruppe, gefolgt von einigen Polizisten in voller Montur. Passiert ist aber, zumindest in unserer Umgebung, rein gar nichts. Das in der englischen Presse (4-4-2, gelesen Mitte Mai beim UEFA-Cup Finale) so genannte ?Game of Death? war es also nicht. Alle Personen in der Innenstadt waren friedlich und feierten eine gemeinsame Party, wie wir sie von der WM vor zwei Jahren noch alle kennen. Auch der am späten Nachmittag einsetzende Regen trübte die Freude kaum. Die erste Halbzeit des ?Vorspiels?, Österreich-Kroatien, konnten wir noch von unseren Plätzen am Biertisch verfolgen. Für die Österreicher scheint die EM im Übrigen schon nach 4 Minuten vorbei zu sein, zumindest was die Kommentare einiger österreichischer Mitgucker angeht.
Nach der ersten Halbzeit geht es mit dem Shuttle-Bus Richtung Stadion. Auf dem Weg von der Haltestelle bis zum Stadion war dann eine Kneipe zu einladend, um daran vorbei zu gehen. Dort konnte ich also noch (alle anderen waren schon ins Stadion vorgegangen) das Spiel unserer Gruppengegner zu Ende verfolgen und zur Sicherheit noch ein richtiges Bier trinken. Im Stadion gab es nämlich, wie zu erwarten war, nur alkoholfreies Bier. Ohne mich.
 Im Stadion angekommen, rechtzeitig, etwa 10 Minuten vor Spielbeginn, gab es für mich die erste Überraschung: die deutschen Fans waren nicht in der Überzahl. Durch die vielen Bestellungen (nach den Schweizern haben die Deutschen Fans die meisten Tickets für die EURO geordert) rechnete ich mit etwa 15.000 deutschen Schlachtenbummlern. Nach Bild und Ton waren die polnischen Fans aber in der Überzahl. Das kann aber auch daran liegen, dass die deutschen Fans einfach nicht schnell genug waren, um ihre Fahnen aufzuhängen und das zu viele deutsche Anhänger während dem Spiel einfach regungslos in ihrem Sitz das Spiel verfolgten. Mehrere Exemplare dieser Gattung saßen direkt vor mir, die ganz nebenbei, auch nicht annähernd irgendwelche Texte verschiedener deutscher Lieder kannten.
Zum Spiel ist, denke ich mal, schon genug in der Kirsche, den Foren oder in den Zeitungen gestanden, bzw. hat es wohl sowieso jeder im Fernsehen angeschaut (media control ermittelte im Schnitt 23,66 Mio. deutsche Zuschauer bei der ZDF-Übertragung). Alles in Allem würde ich den Sieg als verdient bezeichnen, wenn man auch noch ein paar Schwächen in der Abstimmung, vor allem in der Defensive, bis zum Kroatien-Spiel abstellen sollte. Ich persönlich freue mich jetzt aber erstmal auf nächsten Montag, da geht es nach Wien, zum abschließenden Länderspiel der Vorrunde, und gleichzeitig wohl zum letzten EM-Spiel der österreichischen Nationalelf für die nächsten Jahre...
, 10.06.2008
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