Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

Wir über uns

 | 

Impressum
Home
Gelbfieber
Konferenz
Smalltalk
Abgegrätscht
Freier Raum
Kirsche-Shop
< November 2010 >
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11 12 13 14
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28
29 30  

Nationalelf:

REVIER-Kolumne:

Redaktionssitz:

 <<< zurück

Nix narrisch!

Kein Cordoba ? nicht einmal ein gutes Fußballspiel: Deutschland gewinnt in einem mauen Spiel mit 1:0 gegen Österreich und zieht ins Viertelfinale der EM ein.

Jubel nach dem 1:0.

Jubel nach dem 1:0.

Nein narrisch musste man nicht werden als Zuschauer des Entscheidungsspiels um den Einzug ins EM-Viertelfinale. Vor 50.000 Fans in Wien war die Vorstellung der beiden Mannschaften aus Österreich und Deutschland nicht einmal auf durchschnittlichem Niveau. Was hatten sich die Ösis nicht alles vorgenommen. Fast 30 Jahren nach ihrem Sieg bei der WM in Argentinien gegen Deutschland hoffte der EM-Gastgeber auf einen erneuten Erfolg. Doch in all den Beschwörungen über ?Cordoba? hat nie jemand davon gesprochen, dass die Österreicher damals zwar mit 3:2 gewannen und dem Titelverteidiger Deutschland zur Heimkehr nach der Vorrunde verhalfen, dass sie selbst aber im gleichen Flieger saßen, weil sie ebenfalls ausgeschieden waren.

Kämpferisch ging es zur Sache wie hier zwischen Ivanschitz und Frings.

Kämpferisch ging es zur Sache wie hier zwischen Ivanschitz und Frings.

Wie dem auch sei ? ein zweites Cordoba wollten die Deutschen auf jeden Fall nicht und so spielten sie vor allem sehr vorsichtig. Starke erste 10 Minuten brachten zwei Chancen, die aber zu nichts führten. Poldis Balleroberung und Sprint in des Gegners Hälfte verpuffte wegen des schwachen Abspiels. Und nach der besten Szene von Klose, der sich endlich einmal durchsetzte, brauchte Gomez aus eineinhalb Metern den Ball nur noch über die Linie zu spielen. Doch ein Platzfehler ließ den Ball statt auf den Fuß ans Schienbein springen und den Stuttgarter Stürmer ganz, ganz alt aussehen.

Doch danach machten die Österreicher das Spiel. Sie liefen einfach deutlich mehr als die Deutschen. Bei Ballbesitz von Ballack und Co. zogen sie sich bis hinter die Mittellinie zurück, machten die Räume eng. Da war des dann auch schnell vorbei mit der deutschen Fußballherrlichkeit. Zu wenig Bewegung bedeutet keine Anspielstation. Und so kreiste der Ball hinter Mittellinie durch die deutsche Verteidigung und manch einer fühlte sich an Ottos Griechen im ersten Spiel erinnert. Gerade mal ein Fernschuss von Podolski konnte man noch als so etwas wie eine Torchance verbuchen ? doch Macho reagierte prächtig.

Lehmann muss gegen Hoffer retten.

Lehmann muss gegen Hoffer retten.

Wenn die Ösis dann aber den Ball mal eroberten ging es zumeist mit hohem Tempo Richtung deutsches Tor. Sogar Fernseh-kommentator Bartels entfuhr es an mancher Stelle: ?Schön gemacht?, wenn die Österreicher mal wieder die Deutschen fein auf den Flügeln ausgespielt hatten. Nur ein Krankl, einer der mal das Tor trifft, fehlte dem EM-Gastgeber. Vor dem Tor brachten sie es einfach nicht zu Stande.

Ein satter Schuss brachte das Tor des Tages.

Ein satter Schuss brachte das Tor des Tages.

Mit 0:0 ging es in die Pause. Dann ein Solo des agilen Lahm und ein Foul in Strafraumnähe. Ballack hämmerte das Ding in den Winkel und es stand nach 49 Minuten 1:0 ? Cordoba war ganz weit weg. Doch wer nun dachte, das Spiel der Löw-Truppe gewänne an Sicherheit, wurde schwer enttäuscht. Sie zog sich fast komplett in die eigene Hälfte zurück und ließ die Gastgeber das Heft in die Hand nehmen. Mertesacker war der Turm in der Schlacht, der alle schlechten Flanken von rechts und links aus der Gefahrenzone beförderte. Kaum einmal ein konstruktiver Entlastungsangriff. Da kennt man sich als Fan von Borussia Dortmund ja aus: Kein Spielaufbau. Alles behäbig und auf Zufall ausgelegt.

So hatte die Elf von Josef Hickersberger optisch deutlich mehr vom Spiel, ohne allerdings das Tor von Lehmann wirklich in Gefahr zu bringen. Dazu waren die Stürmer dann doch zu harmlos. Einzig Lahm versuchte auf deutscher Seite mit Dribblings immer wieder das Spiel nach vorn anzutreiben. Er fehlte dann aber hinten, so dass über seine Seite Garics immer wieder zu Flankenläufen kam.

Agilster Deutscher: Phillip Lahm

Agilster Deutscher: Phillip Lahm

Auch der angeblich im Training überragende Friedrich konnte nicht viel zeigen. Er sollte Fritz den Rücken freihalten, damit der nach vorn Akzente setzen konnte. Sie hatten aber beide genug zu tun, die Angriffe der rot-weißen irgendwie zu bremsen. In der Mitte hatte der überragende Mertesacker und der etwas verbesserte Metzelder die Mitte gut im Griff. Im Mittelfeld war Frings ziemlich fahrig bei seinen Abspielen und Ballack blieb weiterhin alles schuldig, was ihn zu einem der Stars dieser EM machen könnte. Podolski erschien eigensinnig und ein bisschen lustlos. Klose war deutlich verbessert ohne schon wirklich gut zu sein und Mario Gomez wird sicher nach der EM nicht zu einem europäischen Spitzenklub wechseln: Seine Leistung in Österreich und der Schweiz ist gar nichts.

Gemeinsam auf die Tribüne: Löw und Hickersberger

Gemeinsam auf die Tribüne: Löw und Hickersberger

Und so bleibt es ein uninspiriter Pflichtsieg des selbsternannten EM-Favoriten Deutschland gegen die Nummer 96 der Fußballweltrangliste. Wenn die Mannschaft von Bundestrainer Löw, der wie sein Ösi-Kollege schon in der ersten Halbzeit auf die Tribüne verbannt wurde, sich nicht erheblich steigert, wird gegen die bislang überzeugenden Portugiesen nicht viel zu holen sein. Doch das ist ja wieder ein anderes Kapitel. Wenn es schon mit Cordoba nichts wurde?.vielleicht wird es ja mit der alten Beschwörungsformel etwas, die von der Turniermannschaft Deutschland spricht, die sich zu steigern vermag und so weiter und so weiter. In der Form von Wien hat die Mannschaft allerdings im Halbfinale dieser EM nichts zu suchen.

, 17.06.2008

 <<< zurück

Kirsche-Forum
BVB-Forum

Aktuelle Infos:

Medienkolumne:

Fan-Kolumne:

Fotos: